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US-Zinsen Schwache Weltwirtschaft steht vor Stresstest durch die US-Notenbank

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Wenn die Fed ihre Inflations- und Beschäftigungsziele erreiche, sei das „ein Plus für die Welt“, sagte Mario Draghi, der Präsident der Europäischen Zentralbank, am 3. September. Der Gouverneur der Bank von Japan, Haruhiko Kuroda, erklärte am Dienstag, „wenn die USA die Zinsen irgendwann anheben, dann wäre das ein Zeichen für größeres Vertrauen in die Erholung.“ Diese Notenbanker würden wohl auch etwaige Kursgewinne des Dollar gegen ihre eigenen Währungen begrüßen, da sie ihre Ausfuhren fördern und ihnen bei der Erreichung ihrer Inflationsziele helfen.
Eine Zinserhöhung würde keineswegs das Ende des billigen Geldes bedeuten, denn der amerikanische Leitzinssatz bliebe im historischen Vergleich immer noch auf sehr niedrigem Niveau. Weltweit haben dieses Jahr über 20 Zentralbanken die Geldpolitik gelockert. „Es gibt jede Menge Spielraum für eine lockerere Geldpolitik in anderen Weltregionen, um die Märkte zu stützen“, schrieb Julian Jessop, leitender Volkswirt bei Capital Economics in London, in einer Studie.
Dennoch besteht kein Mangel an Leuten, die bereit sind, Alarm zu schlagen. Die geschäftsführende Direktorin des IWF, Christine Lagarde, rät der Fed nicht vor 2016 zu straffen. Die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich, die seit langem vor den Folgen einer ausgedehnten Stimulierungsphase warnt, wies diese Woche darauf hin, dass Kreditnehmer außerhalb des Bankensektors in der US-Währung denominierte Verbindlichkeiten von 9,6 Billionen Dollar angehäuft haben. Das sind 50 Prozent mehr als 2009. Der Betrag, mit dem Schwellenmärkte in der Kreide stehen, ist auf über drei Billionen Dollar gestiegen. „Es erinnert alles an den alten Witz über den Touristen, der sich verlaufen hat und nach dem Weg fragt und zur Antwort bekommt: ’ich an ihrer Stelle würde einen anderen Ausgangspunkt wählen’“, sagte Claudio Borio, Leiter der Abteilung Geldpolitik und Wirtschaft bei der BIZ, vor Reportern.
Welche Ausmaße der Abfluss heißen Geldes aus den Schwellenländern annehmen könnte, wurde am Montag deutlich, als die Ratingagentur Fitch eine Schätzung veröffentlichte, derzufolge die Kapitalzuflüsse in die 30 größten dieser Länder mit 1,3 Billionen Dollar im Jahr mittlerweile wieder das Niveau vor der Krise erreicht haben. Für am stärksten bedroht halten Volkswirte von ABN Amro Holding Brasilien, Kolumbien, Indonesien, Malaysia, die Türkei und Südafrika. Auch China könnte in Schwierigkeiten kommen. Einen Monat nach der Abwertung des Yuan versucht das Land, Kapitalabflüsse zu stoppen und die Konjunktur zu stützen. Die Devisenreserven des Landes sind seit Juni 2014 um 434 Milliarden Dollar abgeschmolzen. Allein im August gingen sie um 93,9 Milliarden Dollar zurück.
„Eine Zinserhöhung durch die Fed wird den Druck auf den Yuan verstärken und es der chinesischen Zentralbank schwerer machen, für einen stabilen Wechselkurs Yuan-Dollar zu sorgen“, sagte Rajiv Biswas, Chefvolkswirt Asien-Pazifik bei IHS Global Insight in Singapur.

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