LinkedIn DAS INVESTMENT
Suche
in Politik & GesellschaftLesedauer: 5 Minuten

Geringe Schulden, hohe Spreads Was rumänische Anleihen zum Geheimtipp macht

Frauen in traditioneller Tracht in der rumänischen Hauptstadt Bukarest
Frauen in traditioneller Tracht in der rumänischen Hauptstadt Bukarest: Auch Staatsanleihen aus dem osteuropäischen Land sind reizvoll. | Foto: Xinhua / Imago Images

Auch wenn die Sorgen wieder aufflammen könnten, wenn sich der „Tag X nähert: Die Aufmerksamkeit der Marktteilnehmer hat sich zuletzt weg von der US-Schuldenobergrenze auf die wirtschaftlichen Fundamentaldaten und den geldpolitischen Kurs verlagert.

Umfragen deuten auf eine Abschwächung der Konjunktur hin. Harte Fakten sprechen aber für eine relativ stabile Nachfrage. Die Befürchtungen scheinen zu schwinden, dass die Krise der US-Regionalbanken zu einer abrupten Kreditklemme führen wird.

Obwohl Fortschritte bei der Inflationsbekämpfung erwartet werden: Das 2-Prozent-Ziel scheint noch weit entfernt und der Zinserhöhungszyklus der US-Notenbank Federal Reserve (Fed) ist möglicherweise noch nicht abgeschlossen.

Weitere US-Zinserhöhung im Juni?

Mehrere Fed-Mitglieder haben sich zuletzt für eine Zinserhöhung im Juni ausgesprochen. Das Vorgehen der Währungshüter wird zwar von den Lohn- und Inflationsdaten abhängen. Die Aussichten auf eine weitere Straffung der Geldpolitik scheinen aber ausgewogen zu sein.

Darüber hinaus werden vorzeitige Zinssenkungen weiterhin ausgepreist. Infolgedessen sind die Renditen von Staatsanleihen in der vergangenen Woche gestiegen. Angeführt wurde diese Entwicklung vom vorderen Ende der Renditekurve. Die Rendite zweijähriger US-Treasuries legte im vergangenen Monat um 45 Basispunkte zu.

 

 

Auch in Europa sind die Renditen im Laufe der vergangenen Woche gestiegen. Die Rhetorik der Europäischen Zentralbank (EZB) bleibt vorerst relativ restriktiv. Wir gehen daher davon aus, dass die EZB auf ihren nächsten beiden Sitzungen den Leitzins um jeweils 25 Basispunkte anheben wird. Das entspricht den Marktprognosen. Danach wird es unserer Meinung nach auf die Daten ankommen.

Griechen-Bonds flop, Rumänien top

In Griechenland hat die liberal-konservative Partei Nea Dimokratia (Neue Demokratie) bei den Wahlen ein starkes Ergebnis eingefahren. Die griechische Wirtschaft entwickelt sich weiterhin relativ gut und die orthodoxe Politik trägt dazu bei, die Staatsverschuldung zu senken. Weitere Hochstufungen der Kreditwürdigkeit sind wahrscheinlich.

1.200% Rendite in 20 Jahren?

Die besten ETFs und Fonds, aktuelle News und exklusive Personalien erhalten Sie in unserem Newsletter „DAS INVESTMENT Daily“. Kostenlos und direkt in Ihr Postfach.

Der griechische Anleihemarkt ist jedoch nach wie vor relativ illiquide und bietet im Vergleich zu anderen Ländern wie Italien deutlich geringere Spreads. Wir sehen daher keinen großen Wert in griechischen Staatsanleihen – das ist aber kein Kommentar zur Politik.

Innerhalb der Europäischen Union halten wir insbesondere Staatsanleihen aus Staaten wie Rumänien für interessant. Die Verschuldung des Landes beträgt nur einen Bruchteil der Verschuldung von Italien oder Griechenland. Die langfristigen Papiere bieten Anlegern jedoch einen doppelt so hohen Spread.
Ausreißer Großbritannien: Höhere Inflation möglich

Im Vereinigten Königreich sind die Renditen zehnjähriger Staatspapiere im bisherigen Monatsverlauf um etwa 65 Basispunkte gestiegen. Gilts haben sich im Mai deutlich schlechter entwickelt als ihre Pendants aus anderen Staaten. Die Papiere liegen wieder auf dem Niveau vom letzten Herbst unter der Regierung Truss.

 

 

Zurückzuführen ist das zum Teil auf die globale Renditeentwicklung. Es scheint jedoch, dass der Groschen im Hinblick auf die britische Inflation zu fallen beginnt. Obwohl die Daten aufgrund von Basiseffekten in dieser Woche einen Rückgang des Verbraucherpreisindexes zeigten, stieg die Kerninflation mit 6,8 Prozent auf ein 30-Jahres-Hoch. Wir halten es für wahrscheinlich, dass die Teuerung im Vereinigten Königreich auf einem weitaus höheren Niveau als in anderen entwickelten Ländern verharren wird. Das wird die Bank of England zu weiteren Zinserhöhungen veranlassen.

Mark Dowding
© RBC Bluebay Asset Management

Britisches Pfund könnte unter Druck geraten

Bemerkenswert ist: Im Gegensatz zum vergangenen Herbst, als die Renditen britischer Staatsanleihen in die Höhe schnellten, fand diesmal kein gleichzeitiger Ausverkauf des Pfunds statt. Dennoch sind wir der Meinung, dass eine weitere Underperformance des Vereinigten Königreichs zu erneuten Befürchtungen hinsichtlich der Finanzstabilität führen könnte. Wir gehen weiterhin davon aus, dass das Pfund am Ende die Belastungen tragen muss.

Mit Blick nach vorne werden die in den kommenden Tagen veröffentlichten Daten unseres Erachtens einen großen Einfluss auf den weiteren Kurs der US-Notenbank haben. Das wiederum kann auch die Marktrichtung bestimmen. Weil gleichzeitig die Schlagzeilen über die Schuldenobergrenze nicht abreißen werden, gehen wir davon aus, dass die Volatilität in den nächsten Wochen zunimmt.

Wie hat Ihnen der Artikel gefallen?

Danke für Ihre Bewertung
Leser bewerteten diesen Artikel durchschnittlich mit 0 Sternen
Tipps der Redaktion