Bantleon-Analyst Andreas Busch
Droht in den USA eine Immobilienblase?

Bantleon-Analyst Andreas Busch
Diese stabilere Ausgangslage als am Vorabend der globalen Finanzkrise vor rund 15 Jahren spiegelt sich auch im Anteil leerstehender Wohnungen und Häuser. So sinkt beispielsweise die Leerstandsrate bei Eigenheimen – trotz der gestiegenen Bauaktivität – seit über zehn Jahren stetig. Anfang dieses Jahres hat sie mit 0,8 Prozent sogar den tiefsten Stand in der 65-jährigen Historie dieser Datenreihe...
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Diese stabilere Ausgangslage als am Vorabend der globalen Finanzkrise vor rund 15 Jahren spiegelt sich auch im Anteil leerstehender Wohnungen und Häuser. So sinkt beispielsweise die Leerstandsrate bei Eigenheimen – trotz der gestiegenen Bauaktivität – seit über zehn Jahren stetig. Anfang dieses Jahres hat sie mit 0,8 Prozent sogar den tiefsten Stand in der 65-jährigen Historie dieser Datenreihe erreicht. Zum Vergleich: Vor der Subprime-Krise war sie im Zuge des damaligen Baubooms in Richtung 3,0 Prozent gestiegen (vergleiche Abbildung 3).
Abbildung 3: Aktuell gibt es in den USA nicht zu viele, sondern zu wenig Immobilien
Vor diesem Hintergrund gehen wir davon aus, dass die Wohnbauinvestitionen wegen der gestiegenen Zinsen zwar nachgeben, aber nicht massiv abrutschen werden. Gleichzeitig ist nur mit einer moderaten Korrektur der Preise und nicht mit einem Einbruch zu rechnen. Entsprechend sollte es anders als in den Jahren 2007 bis 2011 nicht zu ausufernden Zahlungsausfällen und Vermögensverlusten der privaten Haushalte kommen, die die US-Wirtschaft damals zusätzlich belastet hatten. Vielmehr beschränken sich die Bremseffekte im Wesentlichen auf rückläufige Wohnbauinvestitionen, die mit einem Anteil von rund 4,0 Prozent am BIP nur einen geringen Einfluss auf das Wirtschaftswachstum haben.
Ungeachtet dieser gelassenen Einschätzung liefert die bevorstehende Korrektur am amerikanischen Immobilienmarkt jedoch einen Vorgeschmack auf die Abkühlung bei den Unternehmensinvestitionen. Diese reagieren mit größerer Verzögerung als die Wohnbauinvestitionen auf straffere Finanzierungskonditionen und sind mit einem Anteil von rund 15 Prozent am BIP weitaus wichtiger für die konjunkturelle Entwicklung.
Der aktuell scharfe Zinsanstieg wird also aller Voraussicht nach keiner Immobilienblase zum Platzen bringen, wohl aber einen normalen konjunkturellen Abschwung in Gang setzen, der sich im Jahr 2023 beschleunigen kann, wenn die Inflation hartnäckig bleibt und somit die Fed weiter an der Zinsschraube drehen muss.
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