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Aktualisiert am 27.05.2020 - 13:42 UhrLesedauer: 7 Minuten
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USA in der Krise Sechs Fragen zur US Politik und den Wirtschaftsaussichten

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Mit welchen Risiken ist dieser Ausblick behaftet?

Der Verlauf der Pandemie sowie die zeitliche Gestaltung des Wiederhochfahrens sind nach wie vor die größten Risiken in unserem Ausblick. Während die Unternehmen ihre Werkstore über die kommenden Wochen wieder öffnen dürfen, werden entscheidende Faktoren sein, in welchem Maß die Wirtschaftsaktivität wieder an Fahrt gewinnen und in welchem Maß die Infektionsrate in die Höhe schnellt. Eine sich länger hinziehende Phase der dürftigen Wirtschaftstätigkeit, die breit gefächerte Insolvenzen nach sich zieht, oder eine raschere Belebung, die eventuell zu einem weiteren Ausbruch beiträgt – beide Fälle bergen politische und wirtschaftliche Risiken, die die Entscheidungsträger abwägen müssen.

Welche Auswirkungen werden die Covid-19-Pandemie und ihre wirtschaftlichen Folgen nach unserer Auffassung auf die Präsidentschaftswahlen im November haben?

Obschon Joe Biden in einer Serie aktueller Umfragen vor Donald Trump liegt, sind landesweite Erhebungen zu einem derart frühen Zeitpunkt im Wahlzyklus nur selten verlässlich. Wegen der geringen Klarheit über den Verlauf der Pandemie – und darüber, inwieweit die Wähler Präsident Trump für den wirtschaftlichen Schaden verantwortlich machen könnten – ist es noch zu früh, um tragfähige Schlüsse zu ziehen – außer jenem, dass der Wahlausgang, ähnlich wie im Jahr 2016, ein knapper sein dürfte.

Während die landesweiten Umfragen beträchtliche Aufmerksamkeit auf sich ziehen, wird die Besetzung des Präsidentenamtes – einmal mehr – von einer Handvoll Swing States (Wechselwählerstaaten) bestimmt werden. In diesem Wahlzyklus werden Arizona, Florida, Pennsylvania, Michigan und Wisconsin die größte Rolle spielen. Dazu sei angemerkt, dass zwei dieser Bundesstaaten – Michigan und Pennsylvania – einen unverhältnismäßig großen Teil der wirtschaftlichen Belastung infolge der Pandemie schultern müssen: Hier hat sich nahezu jede vierte Erwerbsperson arbeitslos gemeldet. Nichtsdestotrotz ist Trumps Zustimmungsquote in allen fünf Bundesstaaten bislang unverändert; seine Beliebtheit sowie die Wirtschaftskennzahlen dieser Bundesstaaten gilt es jedoch, im Auge zu behalten.

Worauf sollten die Anleger in den kommenden Monaten noch achten?

Während der nächsten Monate ist mit weiterem Säbelrasseln gegenüber China zu rechnen. Es gibt nicht nur legitime Fragen bezüglich der Handhabung des Coronavirus-Ausbruchs durch die Volksrepublik; überdies sieht Präsident Trump hierin – vielleicht zu Recht – einen politischen Vorteil, der seine Wiederwahl begünstigen könnte: Aktuellen Umfragen zufolge hat die Mehrheit der amerikanischen Bürger derzeit ein negativeres Bild von China als zu jedem anderen Zeitpunkt der jüngsten Vergangenheit. Bisher lässt sich noch nicht einschätzen, ob die harten Worte in strengere Strafmaßnahmen gegenüber China münden werden. Unseres Erachtens dürften die USA zunächst jedoch auf andere Mittel zurückgreifen – wie etwa Exportkontrollen, Visa- und Reisebeschränkungen sowie eine Sanktionierung von Einzelpersonen –, bevor sie ihre Zolltarife anheben. Dies ist den potenziell schädlichen Konsequenzen für die US-Wirtschaft zuzuschreiben sowie der Tatsache, dass die Vereinigten Staaten bereits Strafzölle auf chinesische Waren im Wert von 360 Milliarden US-Dollar verhängt haben. Ferner können wir nicht ausschließen, dass sich Präsident Trump aus dem Phase-1-Handelsdeal zurückzieht und somit eine weitere Eskalation im Handelsstreit hervorruft, was jedoch nicht Teil unseres Basisszenarios ist.