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in RisikomanagementLesedauer: 3 Minuten

Hoffen und Bangen in den USA Unternehmen zwischen Zinssenkungen und US-Wahl

Konsumenten marschieren durch New York
Passanten in New York | Foto: Imago Images / Levine-Roberts

Die wenigsten US-Konzerne werden ihre Refinanzierungsaktivitäten des Jahres 2024 bereits Anfang September abgeschlossen haben. Üblicherweise ist die, sich mittlerweile dem Ende neigende Sommerphase, eine Art Saure-Gurken-Zeit, denn neben einer ausgedünnten Liquidität, die den gesamten Börsenhandel betrifft, sind auch die Emissionsaktivitäten am Markt für Unternehmensanleihen eher mager gesät.

Hoffnung auf sinkende Zinsen versus Unsicherheit durch US-Wahl

Für Unternehmen, die in den kommenden Wochen weiteres Fremdkapital aufnehmen wollen, stellt sich der folgende Abwägungsprozess: Einerseits existiert die berechtigte Hoffnung, auf sinkende Zinsen und somit günstigere Refinanzierungskosten zu warten. Schließlich pfeifen es die Spatzen bereits von den Dächern, dass die Notenbanken dies- und jenseits des Atlantiks ihre Leitzinsen in den kommenden Wochen und Monaten verringern werden, was anteilig bereits von den Börsen vorweggenommen und in den Marktrenditen verarbeitet wurde.

 

 

 

Andererseits ist davon auszugehen, dass die Kapitalmärkte mit abnehmender Zeit bis zu den US-Präsidentschaftswahlen immer wieder aufflackernden Volatilitäten ausgesetzt sind, welche auch potentielle Investoren von Neuemissionen zur zeitweisen Zurückhaltung verleiten werden. Die Refinanzierungsaktivitäten würden somit sicherlich zumindest zwischenzeitlich vor Herausforderungen gestellt.

Sicherheit bewirkt Opportunitätskosten

In der Betriebswirtschaftslehre sind Opportunitätskosten ein häufig wahrgenommenes Phänomen, mittels welchem unterschiedliche Handlungsoptionen gegenübergestellt und verglichen werden. Im oben beschriebenen Szenario zeichnen sich diese derart aus, dass eine frühzeitige Emission neuer Anleihen, zu einem gegebenen und einem erhöhten Zins zwar Refinanzierungssicherheit bewirken, welche jedoch durch höhere Refinanzierungskosten erlangt wird.

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Zusätzlicher Zinsaufschlag bewirkt attraktive Zeichnungsrenditen

In der Historie zeigte sich häufig, dass Investoren von Neuemissionen ein gewisses Maß an Renditeaufschlägen freiwillig gewährt wurde, um deren Zeichnungswillen zu forcieren. Zusätzlich zur Summe aus risikolosem Zins und laufzeitadäquatem Risikoaufschlag stellen kapitalsuchende Unternehmen regelmäßig einen zusätzlichen Renditeaufschlag bereit, um die Attraktivität der eigenen Emissionen zu verbessern. Derartige Beispiele lassen auf ein ähnliches Bild des zukünftigen Emissionsmarktes schließen.

Emissionen werden vorgezogen

Es ist davon auszugehen, dass zahlreiche Treasurer in den kommenden Wochen höhere risikolose Zinssätze als Grundlage zur Berechnung der Zeichnungsrenditen ihrer Anleihen akzeptieren werden, um in Richtung US-Wahl und Jahresende nicht zu viele Emissionsaktivitäten auf eine Karte zu setzen. Durch diese frühzeitige Kapitalaufnahme kaufen die Unternehmen sich (Refinanzierungs-)Sicherheit und entgehen den Herausforderungen, die ein enges und somit unsicheres Rennen um die US-Präsidentschaft mit sich bringen könnte.

Attraktivität für Zeichner von Neuemissionen erhöht sich

Für Investoren von Unternehmensanleihen birgt das beschriebene Szenario Chancen auf attraktiv bewertete Neuemissionen und kurzfristig positive Zeichnungsrenditen. Wenn sich die neuen Anleihen zeitnah dem gerechtfertigten Renditeniveau am Sekundärmarkt angleichen, geht dies mit steigenden Kursen und Kursgewinnen der Primärmarktzeichner einher. Es bleibt also spannend den Emissionsmarkt für Unternehmensanleihen in den nächsten Wochen näher zu verfolgen und bei ausgewählten Titeln aktiv zu werden. Sollten die risikolosen Zinsen in den nächsten Monaten tatsächlich sinken, besteht zudem die berechtigte Hoffnung auf weitere Kursgewinne.

 

Über den Autor:

Andreas Schyra ist Vorstandsmitglied der PVV und Dozent an der FOM Hochschule in Essen.

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