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  • USA versus China: Wird der Handelskrieg zum Währungskrieg?

Von in AnalysenLesedauer: 4 Minuten
Banknoten ein chinesischer Yuan und ein US-Dollar
US-Dollar versus Renminbi: Die chinesische Regierung könnte im Handelskonflikt zu einer Abwertung der Währung greifen | Foto: Imago Images / Depositphotos

Der Handel zwischen den USA und China weist auf amerikanischer Seite ein großes Defizit auf. Das Reich der Mitte exportiert rund fünfmal mehr Waren in die USA als diese nach China. Die Strafzölle belasten daher die chinesische Wirtschaft deutlich stärker als die amerikanische. Vor diesem Hintergrund könnte Peking zusätzliche Maßnahmen ergreifen, um Washington zu Verhandlungen zu bewegen.

Es wurde bereits spekuliert, dass China nach der Ankündigung weiterer Strafzölle von US-Präsident Donald Trump am 2. April in großem Stil US-Staatsanleihen verkauft hat. Tatsächlich ist China mit fast 760 Milliarden Dollar nach Japan der zweitgrößte Gläubiger der USA. Peking würde sich aber selbst schaden, wenn es massiv US-Treasuries auf den Markt wirft und damit die Kurse unter Druck setzen würde. Chinas Anleihebestände würden dann deutlich an Wert verlieren. Wahrscheinlicher erscheint, dass das Reich der Mitte seine Währung abwertet, um die Strafzölle zumindest teilweise zu kompensieren.

 

Die US-Strafzölle kommen einem Handelsboykott gegen China gleich und führen faktisch zu einem gegenseitigen Marktausschluss. Anfang des Jahres lagen die Importzölle auf chinesische Waren noch bei elf Prozent. Inzwischen hat Trump sie auf 145 Prozent hochgeschraubt. Und ein Ende scheint vorerst nicht in Sicht. Gerade erst hat der US-Präsident Solarimporte aus Asien mit Zöllen von bis zu 3.521 Prozent belegt.

Rund 16 Prozent aller chinesischen Exporte gehen in die USA. Sie entsprechen damit etwa drei Prozent des chinesischen Bruttoinlandsprodukts. Mit Strafzöllen kann Washington Peking zwar nicht in die Knie zwingen, aber zumindest empfindlich treffen.

Trump erwartet Zugeständnisse

Die US-Regierung wird die Strafzölle gegen China wohl nur dann auf ein erträgliches Maß – etwa 25 Prozent – senken, wenn Peking weitreichende Zugeständnisse macht. Die chinesische Regierung dürfte aber kaum bereit sein, den erheblichen Forderungen der USA nachzugeben und trotzdem 25 Prozent Zölle zu zahlen. Daher sieht China derzeit keinen Sinn in Verhandlungen mit den USA.

Stattdessen wird Peking seiner Strategie der Gegenseitigkeit festhalten. Eine Abwertung der Währung ist eine Option, die eine klare Botschaft an die USA senden würde. Gleichzeitig würde ein niedrigerer Renminbi-Kurs die Exporte in andere Länder unterstützen. Die Waren, die jetzt nicht mehr in die USA gehen, müssen schließlich anderswo verkauft werden. Schließlich würde eine schwächere Währung auch helfen, deflationäre Tendenzen auf dem chinesischen Festland zu bekämpfen.

 

Bislang hat die People's Bank of China den Außenwert des Renminbi relativ stabil gehalten. Vielmehr stützte die Zentralbank den Renminbi zunächst durch eine Verringerung der Interbankenliquidität. Dies wurde als Zeichen der Verhandlungsbereitschaft Pekings gegenüber Washington gewertet.

Ein Hindernis, das die politischen Entscheidungsträger bisher davon abgehalten hat, eine Abwertung des Renminbi zuzulassen, waren die möglichen Auswirkungen auf das Vertrauen der Verbraucher und Unternehmen. Eine starke Abwertung der chinesischen Währung hätte die Chinesen dazu veranlasst, an der Solidität der Fundamentaldaten des Landes zu zweifeln und die Kompetenz der Regierung in Frage zu stellen.

Doch die extreme Erhöhung der Strafzölle haben jetzt das Umfeld verändert, auch wenn Trumps Finanzminister Scott Bessent inzwischen wieder von einer bevorstehenden Deeskalation spricht. Peking kann die Abwertung des Renminbi nun gegenüber der chinesischen Bevölkerung mit der Notwendigkeit rechtfertigen, die Exporteure des Landes vor den enormen US-Zöllen zu schützen. Die chinesische Bevölkerung wird der Regierung angesichts der steigenden Zölle wahrscheinlich mehrheitlich folgen, dass jetzt zusätzliche Maßnahmen erforderlich sind.

Abwertung hat begonnen – was Anleger tun können

Als Trump am 5. März weitere Strafzölle gegen China verhängte, senkte die chinesische Zentralbank die Interbankenzinsen, die de facto den Leitzinsen entsprechen, und wertete die Währung ab.

Wenn zum Handelskrieg auch noch ein Währungskrieg kommt, sollten Anleger aus dem Euroraum den Renminbi meiden. Gleiches gilt für chinesische Festlandaktien. Der Konflikt mit den USA wird Schockwellen durch die gesamte chinesische Wirtschaft schicken. Zweifellos wird die chinesische Regierung bald fiskal- und geldpolitische Unterstützung anbieten. Es ist jedoch unwahrscheinlich, dass dies einen weiteren Rückschlag der Wirtschaft verhindern kann.

 

Aber auch an der Wall Street trüben sich die Aussichten ein. Die Importe aus China machen 1,5 Prozent des US-BIP aus. Bei den Importen aus der EU sind es zwei Prozent. Die bereits verhängten Strafzölle gegen China und die möglichen gegen die EU nach Ablauf des 90-Tage-Moratoriums werden die Preise für Importgüter in den USA spürbar verteuern. Gleichzeitig werden die Absatzmengen sinken.

Dies kann zu einer Stagflation in den USA führen. Verstärkt wird dieser Effekt dadurch, dass die Vermögen der Amerikaner durch die jüngsten Kursverluste an den Aktienmärkten deutlich geschrumpft sind. Dies drückt generell auf das Konsumklima. Der bestehende Handelskrieg und der drohende Währungskrieg kennen außer Gold und Bitcoin nur Verlierer. Es stellt sich die Frage, ob und wer Trump dies erklären kann.

Über den Autor:

Norbert Hagen ist Vorstandssprecher der ICM Investmentbank.

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