Volkswirt Andreas Busch
Volkswirt Andreas Busch
Die US-Wirtschaft hat in den zurückliegenden Monaten mehrheitlich positiv überrascht. So wurde für das Schlussquartal des vergangenen Jahres erneut ein kräftiger BIP-Zuwachs von annualisiert 3,3 Prozent gegenüber dem Vorquartal gemeldet. Die erwartete Abschwächung nach dem markanten Anstieg von 4,9 Prozent im dritten Quartal fiel mithin sehr moderat aus.
Darüber hinaus zeichnet sich ein ordentlicher Start ins Jahr 2024 ab. Beim privaten Konsum deutet der Rückgang der Einzelhandelsumsätze im Januar um 0,8 Prozent (nach +0,4 Prozent im Dezember) zwar auf eine Wachstumsverlangsamung hin – wir rechnen im ersten Quartal mit einem Konsum-Anstieg von +1,5 Prozent (nach +3,1 Prozent im vierten Quartal, jeweils annualisiert gegenüber dem Vorquartal).
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Die US-Wirtschaft hat in den zurückliegenden Monaten mehrheitlich positiv überrascht. So wurde für das Schlussquartal des vergangenen Jahres erneut ein kräftiger BIP-Zuwachs von annualisiert 3,3 Prozent gegenüber dem Vorquartal gemeldet. Die erwartete Abschwächung nach dem markanten Anstieg von 4,9 Prozent im dritten Quartal fiel mithin sehr moderat aus.
Darüber hinaus zeichnet sich ein ordentlicher Start ins Jahr 2024 ab. Beim privaten Konsum deutet der Rückgang der Einzelhandelsumsätze im Januar um 0,8 Prozent (nach +0,4 Prozent im Dezember) zwar auf eine Wachstumsverlangsamung hin – wir rechnen im ersten Quartal mit einem Konsum-Anstieg von +1,5 Prozent (nach +3,1 Prozent im vierten Quartal, jeweils annualisiert gegenüber dem Vorquartal).
Ungeachtet dessen spiegeln eine Reihe wichtiger Konjunkturindikatoren ein freundliches Umfeld. Zum einen ist hier der deutliche Stellenzuwachs von 353.000 im Januar zu nennen. Zum anderen sticht der schwindende Pessimismus bei der bislang lahmenden Industrie ins Auge, der im Anstieg des ISM-Einkaufsmanagerindikators zum Ausdruck kommt (siehe Abbildung 1).
Vor diesem Hintergrund gehen wir im laufenden Quartal von einem abermals soliden BIP-Zuwachs in Höhe von rund 2,0 Prozent aus. Neben einem erneuten Schub vom Konsum dürfte dabei auch eine Aufstockung der Lagerbestände stützend wirken. Der ISM-Umfrage zufolge sehen die Industrieunternehmen hier merklichen Nachholbedarf bei ihren Kunden.
Mit Blick auf das zweite Quartal haben sich die Perspektiven ebenfalls aufgehellt. Unter anderem sprechen die weniger restriktiven Kreditvergabestandards der Banken für eine Wiederbelebung bei den Investitionen. Die regionalen Geschäftsklimaumfragen der New York- und der Philadelphia-Fed für Januar und Februar deuten in die gleiche Richtung.
Wird darüber hinaus berücksichtigt, dass einige unserer weit vorauslaufenden Frühindikatoren eine Bodenbildung vollzogen haben und wieder nach oben drehen, erscheint nun eine Rezession immer unwahrscheinlicher. In unserem Basisszenario gehen wir daher nicht mehr von einem Hard Landing aus.
Diese Anpassung bedeutet jedoch nicht, dass wir mit einem baldigen und vor allem nachhaltigen Aufschwung rechnen. Denn an den grundlegenden Rahmenbedingungen hat sich nichts geändert: Der konjunkturelle Rückenwind lässt nach, was sich unter anderem in den abschmelzenden Spar- und Liquiditätsüberhängen spiegelt.
Gleichzeitig deutet vieles darauf hin, dass der Gegenwind aus den massiven geldpolitischen Straffungen eher noch zu- als bereits wieder abnimmt. Das ist jedenfalls die Botschaft unserer monetären Frühindikatoren, wie beispielsweise des US Capex Indicators (siehe Abbildung 2). In die gleiche Richtung weisen die jüngsten Schwierigkeiten einiger Banken infolge der sich zuspitzenden Lage bei Gewerbeimmobilien.
Vor diesem Hintergrund dürfte die US-Wirtschaft zwar 2024 erneut wachsen, aber gegenüber den dynamischen BIP-Zuwächsen im Vorjahr merklich an Fahrt verlieren. Das würde auch am Arbeitsmarkt Spuren hinterlassen und die Arbeitslosenquote bis Ende des Jahres auf mindestens 4,2 Prozent befördern.
In Verbindung mit weiter sinkenden Inflationsraten sollte das die US-Notenbank dazu bewegen, die aktuell restriktive Geldpolitik wieder zu lockern. Der Leitzins dürfte ausgehend von derzeit 5,38 Prozent deutlich in Richtung des neutralen Leitzinses gesenkt werden, der auf knapp 3,00 Prozent zu veranschlagen ist. Wir rechnen im laufenden Jahr mit Zinssenkungen um zusammen mindestens 125 Basispunkte auf 4,13 Prozent – die Geldterminmärkte sind hier zurückhaltender als wir.
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