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Markus Richert von Portfolio Concept Wie Fondsgesellschaften mit ETFs zocken

Markus Richert ist Finanzplaner bei Portfolio Concept Vermögensmanagement in Köln.
Markus Richert ist Finanzplaner bei Portfolio Concept Vermögensmanagement in Köln. | Foto: Portfolio Concept

ETF steht für Exchange Traded Funds, börsengehandelte Indexfonds. Man kann sie, im Unterschied zur Ursprungsidee, jederzeit über die Börse kaufen und verkaufen. Sie verstoßen damit gegen einen Grundsatz von Bogles Investmentphilosophie. In dessen Augen nämlich sollten Investitionen dauerhaft angelegt sein, permanentes Handeln lehnte er ab. Börsengehandelte Indexfonds dagegen förderten die Spekulation und stellten eine permanente Gefahr für die Stabilität des Finanzsystems dar. Inzwischen warnen auch andere bedeutende Ökonomen vor den Gefahren von ETFs.

Wenn viele Anleger einen ETF auf einen Index, beispielsweise den Dax, kaufen wollen, wird er knapper. Damit steigt der Kurs des ETF. Wenn der Wert des ETF stärker steigt als die Kurse der zugrunde liegenden Aktien, bildet der ETF nicht mehr den Wert dieses Aktienkorbes akkurat ab. Es entsteht ein Unterschied zwischen dem Preis der Aktie im freien Handel und dem Preis der Aktie, die sich in dem ETF-Korb befindet. Das ruft spezielle Händler auf den Plan. Sie bemerken das Ungleichgewicht und kaufen nun Dax-Aktien, womit diese Aktien teurer werden. Die gekauften Aktien wiederum übergeben sie dem Herausgeber des ETF. Der verwandelt die Dax-Wertpapiere in neue ETF-Anteile, die nun die Anleger kaufen können.

Mit ihren Aktienkäufen treiben die Spekulanten erstens die Kurse der Dax-Aktien nach oben. Mit den daraus gebildeten neuen ETF-Anteilen steigt zweitens dessen Angebot und der ETF-Kurs sinkt entsprechend. Das hat zur Folge, dass der Wert der Papiere im Korb sich wieder dem Wert angleicht, zu dem der ganze Korb gehandelt wird. Durch diese ständige Arbitrage kann es zu kurzzeitigen Verzerrungen der Bewertungen von Unternehmen kommen.

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Für die Arbitrageure, die von den Fondsgesellschaften beauftragten Spezialhändler, sind diese Preisverzerrungen der Aktien der Verdienst. Sie summieren sich am Ende auf Milliarden. Denn die ETFs wirken auf den Aktienhandel wie ein Turbo. Die Fondsanteile wechseln viermal so oft die Hände wie normale Aktien. Bereits 2015 belief sich das jährliche ETF-Handelsvolumen in den USA auf mehr als 18 Billionen Dollar. Dabei verdienten die Spekulanten rund neun Milliarden Dollar, mehr als die Herausgeber der ETFs, die sechs Milliarden Dollar über Gebühren einnahmen. Ein Geschäft, das sich mittlerweile an der Wall Street keiner mehr entgehen lassen will.

Viele Trittbrettfahrer spekulieren im Hintergrund mit. Das führt zu teilweise heftigen Kursbewegungen einzelner Aktien. Am 24. August 2015 sackten in den USA beispielsweise die Kurse von etwa 100 ETFs ab. Und zwar deutlich stärker als die Aktienkörbe, die sie abbildeten. Viele Beobachter vermuten dahinter die fehlerhafte Arbitrage einzelner Aktien. Kritiker warnen vor einer Kettenreaktion bei einer Krise. Anleger sollten bei einer Anlage in ETFs bedenken, dass sie sich einem ähnlichen Risiko aussetzen wie bei einer Anlage in Einzelaktien. Mit einem Sorglos-Pantoffel-Portfolio, mit dem Verbraucherschützer gerne werben, hat so eine Anlage nicht viel gemein.

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