Die Trennung von Acatis und Gané sorgte Anfang 2024 für Schlagzeilen. Seitdem ist es ruhiger geworden um die beiden ehemaligen Partner. Grund genug, sich anzuschauen, wie sich die beiden Fonds vor allem seit dem „Liberation Day“ im April 2025 entwickelt haben. Zum Vergleich haben wir zudem den Value Intelligence Fonds AMI herangezogen, der einen alternativen Ansatz im Bereich der wertorientierten Mischfonds verfolgt.

Acatis: Niedriges Risiko als Kern der Strategie

Beginnen wir mit Johannes Hesche, der seit Februar 2024 das aktive Portfoliomanagement bei Acatis leitet. Er rechtfertigt die Entwicklung mit dem Risikoprofil. „Die Rendite ist geringer, aber ebenso auch die Volatilität, die für den Anleger eine nicht unerhebliche Qualität darstellt“, argumentiert Hesche. Die wesentlich höhere Aktienquote der Vergleichsfonds erkläre einen Großteil des Renditeunterschieds.

Die Philosophie dahinter: „Bei einem vermögensverwaltenden Produkt ist man nicht nur gefordert, den Index zu schlagen, sondern auch, die Volatilität niedrig zu halten“, erklärt Hesche. Der Fonds verfolgt einen Bottom-up-Ansatz mit harten Renditekriterien. „Wenn ich mir die aktuellen Bewertungsniveaus ansehe, findet man nicht unendlich viele attraktive Investitionsmöglichkeiten. Deswegen bin ich rein aus Fundamentalsicht im Moment etwas vorsichtiger.“

Die hohen Bewertungsniveaus und die politische Unsicherheit rechtfertigen für Hesche die konservative Positionierung. „Das globale Bild ist im Moment alles andere als klar, gleichzeitig sind die Bewertungsniveaus sehr hoch und teilweise spekulativ.“

Hesche räumt ein: „Rückblickend hätten wir damals ruhig noch stärker auf der Aktienseite zugreifen können.“ Seit April liefen insbesondere Technologieunternehmen, Bitcoin und Gold – alles Investments, die der Fonds aufgrund seiner konservativen Ausrichtung nicht tätigte.

Stattdessen kauft Acatis Firmen mit Geschäftsmodellen, die sich in den nächsten Jahren fundamental gut entwickeln sollten, „unabhängig davon, wer im Weißen Haus sitzt und auch unabhängig davon, wo der nächste ‚Hype' ist.“

Der Fonds bewertet Unternehmen mit einem Blick auf fünf bis zehn Jahre. Dabei muss sich eine Durchschnittsrendite pro Jahr von ungefähr 10 Prozent ergeben. „Entscheidend ist nicht die allgemeine Marktlage, sondern vielmehr, wie groß das Opportunitäts-Set ist“, so Hesche.

Fondsvolumen und Event-Strategie

Acatis verzeichnete seit der Übernahme Mittelabflüsse in Höhe von 1,8 Milliarden Euro und verwaltet nun 6,2 Milliarden Euro. „Die Dachfonds waren reglementarisch leider sofort draußen. Mittlerweile sind die Mittelabflüsse aber moderat“, erklärt Hesche. Das herausfordernde Umfeld für Mischfonds betreffe die gesamte Branche.

Hesche betont: „Die Stärke unserer Strategie zeigt sich normalerweise eher bei einem schwierigen Marktumfeld. So konnten wir den Kurssturz im April 2025 mit relativ geringem Drawdown überstehen.“

Acatis hat den Event-Charakter des Fonds auf der Anleiheseite ausgebaut. „Bei Anleihen passieren diese Events – wie beispielsweise ein Rating-Upgrade – verhältnismäßig unabhängig vom Markt. Das gibt uns eine zusätzliche Renditemöglichkeit, die nicht so stark mit den üblichen Marktbewegungen korreliert.“

Gané: Antizyklisches Handeln mit flexibler Aktienquote

Uwe Rathausky von Gané nutzte den Markteinbruch im April. „Den Markteinbruch im April rund um den „Liberation Day“ hatten wir genutzt und unsere Aktienquote durch Zukäufe zunächst gehalten und dann antizyklisch auf 73 Prozent erhöht. Derzeit beträgt sie 67 Prozent. Unabhängig von der Titelselektion haben wir unsere bewährte antizyklische Herangehensweise erneut ausspielen können“, erklärt der Geschäftsführer.

Mit der Titelselektion zeigt sich Rathausky überwiegend zufrieden:„Mit Ausnahme von Novo Nordisk können wir zufrieden sein. Insbesondere Prosus, Ulta Beauty und Ionos haben sich gut entwickelt. Natürlich hat uns als international agierender Mischfonds die US-Dollar-Komponente dieses Jahr nicht geholfen.“

Bestimmte Sektoren bleiben außen vor. Rohstoffe, Rüstungsaktien und Kryptowährungen stehen aufgrund der zahlungsstromorientierten Herangehensweise traditionell nicht im Fokus. „Wir bieten unseren Investoren mit dem Fonds ein Basisinvestment für eine langfristige, flexible und ausgewogene Vermögensanlage, damit der Anleger in allen Börsenphasen ruhig schlafen kann.“

Rathausky räumt verpasste Chancen im Bereich der KI-Infrastrukturdienstleister ein, sieht aber Gelegenheiten bei Saas-Geschäftsmodellen und Schweizer Unternehmen. „In Teilbereichen des Marktes finden wir starke Geschäftsmodelle mit hoher Ausschüttungsorientierung zu attraktiven Preisen. Natürlich geht es immer noch besser, aber mit einer Rendite von 11 Prozent im Jahr 2024 und einer Rendite von 5,5 Prozent im aktuellen Jahresverlauf sind wir zufrieden.

Acatis und Gané im direkten Vergleich

Auf die Frage nach dem Vergleich mit Gané bleibt Hesche sachlich: „Wir vergleichen uns nicht direkt mit irgendwem. Der absolute Renditevergleich zeigt nur eine Seite der Medaille. Gané hatte seit April eine Volatilität von 8,6 Prozent, unsere lag bei 5,7 Prozent. Daher war auch deren eingegangenes Risiko höher.“

Weitere Informationen
Quelle Fondsdaten: FWW 2025

Zur Frage, ab wann er die Strategie überdenken würde, antwortet Hesche: „Der Fonds ist überwiegend in Unternehmen mit sehr stabilen Geschäftsmodellen investiert. Die fundamentale Entwicklung unserer Portfoliounternehmen ist durchweg erfreulich. Dass sich das nicht unmittelbar in den Kursen niederschlägt, ist auch normal. Die positive fundamentale Entwicklung materialisiert sich langfristig auch in der Kursentwicklung.“

Zwischen Acatis und Gané zeigen sich deutliche Unterschiede: Während Gané mit einer Aktienquote von 67 Prozent und einer Volatilität von 8,6 Prozent seit April agiert, positioniert sich Acatis mit niedrigerer Aktienquote und einer Volatilität von 5,7 Prozent im selben Zeitraum zurückhaltender.

Rathausky bezieht sich mit Blick auf den Fondsvergleich auf die Fakten: „Seit der Trennung beträgt die Outperformance für das Jahr 2024 rund 2 Prozent und für das Jahr 2025 weitere 4 Prozent, bei einer ähnlich hohen Aktienquote und einer relativ niedrigen Volatilität.“

Value Intelligence: Strukturelle Veränderungen im Fokus

Stefan Rehder, CEO und Fondsmanager bei Value Intelligence Advisors, positioniert seinen Fonds bewusst anders. „Wir sind schon seit längerem anders positioniert als unsere größten Peers“, erklärt Rehder. Seine Strategie basiert auf vier Säulen:

Der Fonds setzt auf Qualitätsunternehmen mit niedrigen Multiples und meidet die großen Indexschwergewichte. Mit Ausnahme von Samsung Electronics hält das Portfolio keines der 200 größten Unternehmen der Welt. Er gehe davon aus, dass die meisten Indexschwergewichte keine Sicherheitsmarge aufweisen, so Rehder.

Beim Währungsmanagement setzt Value Intelligence auf Hartwährungen und Edelmetalle. „Wir gehen davon aus, dass der Dollar unter Trump weiter abgewertet wird. Der Euro und der Yen sind längerfristig für uns keine guten Alternativen. Wir mögen deshalb Edelmetalle und leihen gern Staaten Geld, die keine Schulden haben, unter anderem Norwegen.“

Rund ein Drittel des Portfolios investiert in Asien. „Wir sind seit längerem in Japan und Korea investiert, da die dortigen Regierungen die Kapitalmärkte reformieren und die üppige Liquidität auf den Bilanzen der Unternehmen in Bewegung geraten ist“, sagt Rehder. Er sieht Parallelen zur Auflösung der Deutschland AG in den 90er Jahren.

Das Hauptproblem sieht Rehder nicht in einzelnen politischen Akteuren, sondern in den aus dem Ruder laufenden Staatsfinanzen der großen Industrieländer. „Politik und Makroökonomie werden eine wesentlich größere Rolle im Rahmen der Aktienanlage spielen und dürfen beim Risikomanagement keineswegs ignoriert werden“, so der Fondsmanager.

Zur Wertentwicklung 2025 zeigt sich Rehder zufrieden: „Wir sind sehr zufrieden. Ein schöner Blick in den Rückspiegel und eine Bestätigung für unsere These, dass ein ausgeprägter Fokus auf den Kapitalerhalt und attraktive Renditen keineswegs im Widerspruch zueinander stehen müssen.“

Der Fonds richtet sich dabei an eine spezifische Zielgruppe und unterscheidet sich in seinem Ansatz von Acatis und Gané.

Ausblick 2026

Acatis arbeitet an der Weiterentwicklung: „Insgesamt arbeiten wir immer daran, besser zu werden und unsere Strategie weiterzuentwickeln“, so Hesche. Gané konzentriert sich auf die Fortführung der bewährten Strategie. Value Intelligence will das Team auf der Research- und Kundenbetreuungsseite verstärken.

Fazit: Drei unterschiedliche Überzeugungen

Acatis wählt den Weg mit niedriger Volatilität und konservativer Positionierung. Die Strategie basiert auf der Überzeugung, dass die hohen Bewertungsniveaus und die politische Unsicherheit Vorsicht gebieten.

Gané verfolgt einen flexiblen, antizyklischen Ansatz mit variabler Aktienquote und setzt auf Geschäftsmodelle mit planbaren Erträgen. Das Ziel: Ein ausgewogenes Basisinvestment für alle Börsenphasen.

Value Intelligence setzt auf strukturelle Veränderungen und verbindet Risikomanagement mit antizyklischen Investitionen. Der Fonds unterscheidet sich dabei in seinem Ansatz und seiner Zielgruppe von den beiden anderen.

Für Investoren stellt sich die Frage, welche makroökonomische Einschätzung sie teilen und wie viel Volatilität sie für ihre Anlageziele akzeptieren wollen.