Value gegen Growth, groß gegen klein Die großen Gräben der Börsenwelt
Large oder Small? Value oder Growth? USA oder Europa? Selten fielen die Antworten auf diese drei Fragen aus Anlegersicht so eindeutig aus wie in den vergangenen zwölf Monaten. Wie stark sich die Ergebnisse von der Vergangenheit abheben, zeigt eine Analyse von Maximilian Kunz.
Dafür hat sich der Senioranalyst von HQ Trust angeschaut, wie sich die Anlagestile Value, Growth, Large und Small über ein Jahr zueinander entwickelt haben. Infrage kamen dabei fünf Regionen (Welt, USA, Europa, Pazifik, Schwellenländer) auf Basis der MSCI-Indizes seit 1996.
Seine Erkenntnisse:
1.200% Rendite in 20 Jahren?
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Auf Jahressicht wären Anleger – wenig überraschend – mit US-Aktien (Large und Growth) am besten gefahren: Sie haben den Standardindex um 22,3 Prozent abgehängt
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Deutlich überraschender ist, wie weit sich die Titel von den anderen Regionen, Stilrichtungen – und ihrer eigenen historischen mittleren Outperformance entfernt haben, die gerade einmal bei 0,7 Prozent liegt.
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Die großen Wachstumsaktien anderer Regionen liegen mit plus 12,3 Prozent (Europa), 13,0 Prozent (Pazifik) sowie 18,4 Prozent (Entwicklungsländer) deutlich hinter den USA.
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Aber nicht alle US-Aktien haben sich gut entwickelt: Am anderen Ende der Tabelle stehen die kleinen Value-Aktien. Sie verloren auf Jahressicht mehr als ein Viertel im Vergleich zum Standardindex. Der langfristige Jahresschnitt liegt hier bei plus 1,3 Prozent.
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Während bei den großen Value-Aktien das Bild relativ ähnlich aussieht, ist das bei den kleinen Growth-Werten nicht der Fall: Hier liegen zwischen Europa und den USA nahezu 24 Prozentpunkte Unterschied. In der Historie konnten die großen Value-Aktien in beiden Regionen mit 2,1 Prozent und 2,4 Prozent eine ähnliche Outperformance erzielen.
Folgende Gründe führt Kunz dafür an:
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Die positiven Ergebnisse im Large-Cap-Growth-Bereich in Nordamerika lassen sich damit erklären, dass es dort relativ viele Unternehmen gibt, die besonders resistent gegenüber den Schocks der Coronakrise waren.
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In diesem Segment befinden sich die großen Technologieunternehmen, die während der Lockdown-Phase eine erhöhte Nachfrage ihrer digitalen Dienstleistungen verzeichnen konnten und auch zukünftig stabile Erträge erwirtschaften dürften.
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Die zyklischen Unternehmen wie etwa Industriewerte oder Energietitel, die besonders hart von den Lockdowns getroffen wurden, sind dagegen tendenziell eher Value-Titel und in anderen Regionen mit einem größeren Anteil in den Indizes gewichtet als in Nordamerika.
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Value-Aktien aus diesem Bereich wurden besonders stark getroffen. Sollte es wieder zu einem zyklischen Aufschwung kommen, besteht hier jedoch auch ein entsprechendes Aufholpotenzial.