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Value Investing: Politik und Notenbanken werden die Geister nicht mehr los

Ekkehard J. Wiek
Ekkehard J. Wiek
Politik und Notenbanken beeinflussen die Börsen wie selten zuvor, auch in Asien-Pazifik. Ihre Geldflut manipuliert, ihre Zügellosigkeit verleitet, sie machen die Börsen zum Spielball von Too-Big-To-Fail Zockern. Dies wird nicht gut gehen. Es wird vielmehr einen Finanzkollaps eher wahrscheinlicher und seine möglichen Auswirkungen eher dramatischer werden lassen. Es stehen volatile Zeiten bevor.

Allianz von Finanzindustrie und Regierungen?

Ist es Dummheit, Hochstapelei, schiere Verzweiflung oder, wie seriöse Fachleute inzwischen behaupten, eine unheilvolle Allianz zwischen Finanzindustrie und Regierungen?

Die US-Notenbank Fed und die Bank of England starteten 2009, die Europäische Zentralbank (EZB) und die Bank of Japan folgten zuletzt in 2012, fluten die Märkte mit Geld und übernehmen Staatsschulden in einer nie zuvor gesehenen Dimension.

Verkauft wird dies den Bürgern und Sparern als alternativloses Rettungspaket für ein (nicht erst seit 2008) labiles globales Finanzsystem, schwächelndes Wirtschaftswachstum und, naja, eben für fast alle Probleme dieser Welt.

Den Menschen wird es schwindelig, sie wissen, dass Schulden mit noch mehr Schulden zu tilgen, auf zügellose Expansion zu setzen, auf Dauer nicht gutgehen kann. Viele haben Angst um ihr Geld, um ihre Zukunft und allenfalls noch leise Hoffnung, dass die Bedrohung doch noch irgendwie über uns hinwegziehen könnte.

Doch es gibt auch Gewinner, keine heimlichen sondern ganz offensichtliche. Konnte man 2008/2009 aus der Finanzkrise noch die Hoffnung mitnehmen, dass der Sumpf des ganz großen globalen Blendens und Zockens ein Stück weit trocken gelegt würde, so sehen wir uns heute eines besseren belehrt.

Statt den Fall Lehman Brothers als erzieherisches Beispiel zu nehmen und jedem rücksichtslosen Finanzakteur mit einem ähnlichen Ende zu drohen, zogen Politik und Finanzaufsicht erschrocken den Schwanz ein. Mit dem Versprechen, dies dürfe nie wieder passieren, stellten sie den anderen Verantwortlichen einen Blankoschein für die Zukunft aus.

Mit ihrer Geldschwemme schaffen sie täglich neue Too-Big-to-Fail-Monster, die mit extremen Wetten und hohen Risiken die Kapitalmärkte bestimmen und faktisch Politik machen.

Das Ruder führen heute Andere

Der Geist der Unersättlichen, der aus der Flasche gelassen wurde, will heute nicht mehr zurück. Die Märkte saugen jede neue Liquidität gierig auf, setzen sie ein für neue Spekulationswellen. Regierungen und Notenbanken ist das Ruder längst entglitten.

In der Wirtschaft kommt das vermeintliche Ankurbeln kaum mehr an. In Japan, als Beispiel, sitzen die Unternehmen bereits nach wenigen Monaten auf riesigen Cash-Positionen. Statt es, wie die Politik es wünscht, in die Wirtschaft des Landes zu investieren, scheuen sie die Risiken oder finden eben keine attraktiven Investitionsmöglichkeiten.

Kommen dann nur schon Andeutungen wie jüngst von der Fed oder aus China, dass die Geldschwemme vielleicht etwas abnehmen könnte, reagieren die Börsen nahezu hysterisch und Aktien, Anleihen, Rohstoffe stürzen innerhalb weniger Tage ab.

Wieder baut sich Druck auf Politik und Notenbanken auf. Sie können der Erpressung der Finanzmärkte unter den heutigen Bedingungen nicht mehr entkommen. Die nächste Geldspritze ist damit wohl nur eine Frage der Zeit. Bis zur bitteren Erschöpfung. Die aktuellen Börsenschwankungen dürften erst ein Vorgeschmack auf kommende Turbulenzen sein.

Value Stockpicking-Strategie für Asien-Pazifik

Besonders günstige oder aussichtsreiche Aktien mit vergleichsweise niedrigem Risiko dürfte es eigentlich nicht geben. Zumindest nicht nach der sogenannten „Modernen Kapitalmarkttheorie“. Diese geht von effizienten Märkten aus, die alles Wissen vereinen und dies in angemessenen Kursen einpreisen.

Doch die Praxis und die Empirie zeigen, dass es immer wieder anhaltende Ineffizienzen oder Anomalien gibt weil sich viele Anleger eben nicht gemäß der Theorie, sondern durchaus emotional, sprich irrational, verhalten. Und derartiges Verhalten ist Basis dafür, dass beispielsweise Value-Strategien langfristig erfolgreicher sein können als Growth-Strategien.

Es gibt unterschiedliche Value Ansätze. Die verbreitetsten sind niedriges Kurs-Gewinn- und auch Kurs- Buchwert-Verhältnis oder hohe Dividendenrendite. Eher noch weniger verbreitet ist das Prinzip der Aktienauswahl nach niedriger Vergangenheitsvolatilität.

Wir haben gezeigt, dass alle vier Value-Ansätze in Asien-Pazifik über Jahrzehnte außergewöhnlich hohe Renditen bei niedrigeren Verlustrisiken gegenüber einem Marktportfolio oder Growth-Ansätzen aufweisen. Am besten schneiden dabei Volatilitäts- und Dividendenstrategien ab.

Noch bessere und stabilere Ergebnisse lassen sich erzielen, wenn statt einem dieser Auswahlkriterien alleine gleich mehrere Filter hintereinander geschaltet werden. So zeigen sich beispielsweise sehr gute und nachhaltige Anlageergebnisse wenn unter den Titeln mit sehr niedriger Volatilität die mit der attraktivsten laufenden Dividendenrendite ausgewählt werden.

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