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in Gold & EdelmetalleLesedauer: 8 Minuten

Van-Eck-Experte Joe Foster zur lahmenden Konjunktur Vorboten einer Rezession sprechen für Gold

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Damit summieren sich die gemeinsamen Produktionskapazitäten in Nevada auf vier Millionen Feinunzen pro Jahr, und Barrick als JV-Operator rechnet mit Synergien in Höhe von 5 Milliarden US-Dollar. Nach jahrelangen Verhandlungen stellten diese beiden Konkurrenten auf Drängen der Aktionäre in nur zwei Wochen ein JV auf die Beine.

In den Blickpunkt der Anleger rückte dann die im Januar angekündigte freundliche Fusion von Newmont und Goldcorp. Dass die Aktionäre von Goldcorp (2 Prozent des Nettovermögens) nicht an den Synergien aus dem JV in Nevada partizipieren würden, war naheliegend, bestand dieses JV zum Zeitpunkt der Fusionsankündigung doch noch gar nicht. Und auch hier drängten die Investoren auf eine Lösung, sodass sich Newmont entschied, seinen Aktionären eine Sonderdividende von 2,5 Prozent als Teilvorauszahlung für zukünftige Synergien aus dem Nevada-Geschäft zukommen zu lassen. Die Dividende wird ausgeschüttet, wenn die Transaktion von den Aktionären im April genehmigt wird.

Sämtliche dieser M&A-Aktivitäten der Branchenriesen waren auf die Schaffung von Shareholder Value ausgerichtet. Durch Unternehmenszusammenschlüsse, Bündelung der Kräfte auf Managementebene und Zusammenlegung von Anlagen sollen die Effizienz im Bergbau verbessert und höhere Kapitalrenditen erwirtschaftet werden. Wir hoffen, dass große, mittlere und kleine Unternehmen nun dem Vorbild der Branchengiganten folgen werden. Laut Pollitt & Co. entfallen 50 Prozent der Eisenerzproduktion auf nur vier Unternehmen, während zehn Unternehmen für 50 Prozent der Kupferproduktion verantwortlich zeichnen. Im Vergleich dazu sind bei Gold 25 Unternehmen notwendig, um 45 Prozent der Produktion abzudecken.

Der Bergbau ist ein riskantes Geschäft, und nicht alle dieser Unternehmen werden optimal geführt. Das damit verbundene Risiko lässt sich durch Einbindung guter Führungsteams mit guten Kompetenzen verringern, sodass Unternehmen ihre Geschäftsabläufe optimieren können. Durch M&A können auch kleinere Unternehmen die nötige kritische Masse erreichen, um sich einen effizienten Zugang zu den Kapitalmärkten zu verschaffen und bessere Konditionen in Bezug auf Material, Ausrüstung und Dienstleistungen aushandeln zu können.

Zunehmend uneinheitliche Konjunkturindikatoren signalisieren wachsende Risiken

Wer erfolgreich investieren möchte, muss den richtigen Schritt zum richtigen Zeitpunkt tun. Eine noch so brillante Anlageidee kann scheitern, wenn sie zum falschen Zeitpunkt umgesetzt wird. Wir warnen bereits seit mehreren Jahren vor den Risiken einer Rezession. Daher war unser Fonds stets aggressiv auf einen stärkeren Goldmarkt ausgerichtet. Dass Gold und Goldtitel in zwei der letzten drei Kalenderjahre positive Renditen erzielt haben, lässt sich vielleicht auf eine beliebige Zahl der global bestehenden systemischen Risiken zurückführen. Gleichwohl kam unsere Warnung vor einer Rezession sicherlich deutlich zu früh. Vor zwei Jahren haben wir diese Grafik als stichhaltiges Argument für eine bevorstehende Rezession präsentiert. An dieser Stelle legen wir nun eine aktualisierte Fassung vor, die wir sogar noch überzeugender finden.

Grafik: Auseinanderklaffen von Verbrauchervertrauen (Consumer Confidence) und Konsum als Vorboten einer Rezession

Quelle: St. Louis Federal Reserve Bank, Bloomberg. Stand: März 2019

Auffällig ist die im Vorfeld einer Rezession zu beobachtende Kluft zwischen den „harten“ Konsumdaten und den „weichen“ Daten zum Verbrauchervertrauen. Vor einer Rezession bleibt die Stimmung unter den Verbrauchern trotz der Abschwächung der tatsächlichen Konjunkturindikatoren gut, was im aktuellen Fall besonders ausgeprägt ist. Unserer Ansicht nach liefert diese Grafik im Zusammenspiel mit anderen spätzyklischen Indikatoren, der Volatilität an den Aktienmärkten, den Entwicklungen am Rentenmarkt und dem Verhalten der Zentralbanken ausreichend Hinweise auf eine bevorstehende Rezession, die möglicherweise früher eintreten könnte, als von vielen erwartet. Sollte die Wirtschaft auf eine Rezession zusteuern, dürften massiv höhere finanzielle Risiken für einen Anstieg beim Goldpreis sorgen.

Staatsverschuldung in den USA wächst rasant

Die Staatsverschuldung beläuft sich insgesamt auf rund 75 Prozent des US-Bruttoinlandsprodukts (BIP) und nimmt rapide zu. Jährliche Defizite in Billionenhöhe waren erstmals unter der Regierung von Präsident Obama zu beobachten, und nun werden die politischen Maßnahmen von Präsident Donald Trump die Schulden nach Angaben des Congressional Budget Office (CBO) ab 2022 in Billionenschritten weiter in die Höhe treiben (4,5 Prozent des BIP). Im Gegensatz zu der Amtszeit von Präsident Obama ist von Politikern derzeit kaum Kritik am Schuldenstand zu vernehmen. Mehr auszugeben ist einfach, Budgetkürzungen scheinen in Washington hingegen politisch unmöglich.

Vor diesem Hintergrund halten wir eine Schuldenkrise für unausweichlich, auch wenn schwer zu sagen ist, wann diese genau eintreten wird. Das könnte in der nächsten Rezession der Fall sein oder bei einem Zinsanstieg, wenn ausländische Inhaber von US-Treasuries das Vertrauen in Washington verlieren. Sind Ausgabenkürzungen unmöglich, schwächelt das Wachstum und bestehen nur begrenzte Möglichkeiten zur Steigerung der Einnahmen durch noch höhere Steuern, gibt es unseres Erachtens nur zwei Optionen für den Umgang mit der US-Verschuldung: Zahlungsunfähigkeit oder Monetarisierung.

Neue Geldtheorie ist nicht die Antwort

Einige Politiker haben damit begonnen, das Land auf eine Monetarisierung der Schulden vorzubereiten. Bisher zeigt sich das Finanzsystem weitgehend unbeeindruckt vom wachsenden Schuldenberg der USA. Gleichzeitig haben eine lockere Geld- und Fiskalpolitik keinen Inflationsdruck bei den Verbraucherpreisen erzeugt. All dies liefert den Nährboden für eine radikale Form von Finanztheorie, die sogenannte Modern Monetary Theory (MMT). Die MMT vertritt folgende Kernthesen:

• Jedes Land, das seine eigene Währung druckt, kann dieses Mittel zur Begleichung nationaler Schulden oder zur Finanzierung von Defiziten nutzen.

• Defizite sind kein Problem, solange die Zinssätze das BIPWachstum
nicht übersteigen.

• Der natürliche Zins in einer Welt mit Fiatwährungen ist 0 Prozent.

• Die Inflation lässt sich durch Steuern, Zinserhöhungen und die
Regulierung von Großunternehmen kontrollieren.

• Volkswirtschaften sollten durch ihre Fiskalpolitik gesteuert
werden, d. h. durch Staatsausgaben und Steuern.

• Die Kontrolle über die Zentralbank liegt im Wesentlichen beim
Finanzministerium.

Bekannte Ökonomen und führende Finanzexperten haben MMT
als „abwegig“, „Unsinn“ und „schlichtweg falsch“ gebrandmarkt.
Dieser Meinung schließen wir uns an, und die Leser werden
vermutlich intuitiv verstehen, warum. Eine Umsetzung der MMT
würde wahrscheinlich zu einer Wertminderung der Währung und
einer Hyperinflation wie vor fast 100 Jahren in der Weimarer
Republik oder im heutigen Venezuela führen. Der abstürzende US-Dollar
würde wohl auch die Anleihepreise mit sich in die Tiefe
reißen, sodass das Land vermutlich weit vor der vollständigen
Umsetzung der MMT in eine Finanzkrise geraten würde.

Leider gibt es (selbst auf höchster Regierungsebene) immer weniger
Amerikaner, die mit dem Ausmaß an Finanzrisiken vertraut sind,
mit dem wir uns derzeit konfrontiert sehen. Hinzu kommt, dass
weniger als die Hälfte der jungen Erwachsenen dem Kapitalismus
positiv gegenübersteht. Laut einem Bericht der Deutschen Bank ist
der Anteil der Amerikaner, die möchten, dass eine Reduzierung
des Haushaltsdefizits ganz oben auf der Prioritätenliste steht, von
71 Prozent im Jahr 2013 auf 48 Prozent im Jahr 2019 gesunken.

All dies – die laxe Einstellung zu Schulden, die zunehmende Kapitalismuskritik
und der Wandel der politischen Grundhaltung – lässt erahnen,
dass die neue MMT im Laufe des nächsten Zyklus für die
Präsidentschaftswahlen an Popularität und Akzeptanz gewinnen
könnte. Der Aussicht auf Gratisgeld dürften Amerikaner jeglicher
politischen Couleur kaum widerstehen können. Neben der
angeblichen Lösung für unsere Schulden wird MMT wahrscheinlich
auch als Finanzierungsmittel in einer progressiven Agenda ins Feld
geführt, in der es Krankenversicherung und Beschäftigung für alle
gibt, der Ausstieg aus fossilen Brennstoffen vollzogen wird und
Bildung kostenlos zur Verfügung steht.

Gibt es eine bessere Alternative? Wie wäre es mit einem Investment
in eine angemessen bewertete, bereits bestehende Anlageklasse
mit nachgewiesener Erfolgsbilanz, die sich nicht nur als alternative
Wertanlage eignet, sondern auch eine negative Korrelation zum
US-Dollar bietet? Bei Gold und Goldaktien wird man schnell fündig.

Autor Joe Foster ist Portfoliomanager beim Fondsanbieter Van Eck.

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