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Vaneck-Fondsmanagerin Imaru Casanova
Gold glänzt als Krisenwährung
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Vaneck-Fondsmanagerin Imaru Casanova Gold glänzt als Krisenwährung

Arbeiter schmelzt Gold
Arbeiter schmelzt Gold: Der Preis des Edelmetalls kletterte jüngst steil nach oben | Foto: Imago Images / Newcast

Am 20. März dieses Jahres erreichte der Goldpreis mit 2.009 US-Dollar pro Unze ein neues Jahreshoch. Damit hat er sich von seinem Monatstief von 1.809 US-Dollar am 8. März um 200 US-Dollar entfernt. Der Goldpreis kletterte weiter nach oben, als die Märkte versuchten, die Nachrichten zu verdauen und die Auswirkungen des raschen Zusammenbruchs der Silicon Valley Bank (SVB) und der Signature Bank im Laufe eines Wochenendes zu bewerten. Das Edelmetall erhielt weitere Unterstützung, als sich die Risiken auf Europa ausweiteten und schließlich die Großbank Credit Suisse gerettet werden musste, wozu auch die überraschende Vernichtung von AT1-Anleihen der Bank im Wert von 17 Mrd. USD zählte.

Die Risiken steigen, Gold legt zu 

Panik und Angst ließen nach, als Regierungen, Aufsichtsbehörden und Zentralbanken weltweit intervenierten und/oder die Anleger beruhigten, um das Vertrauen in die Märkte wiederherzustellen.
Dann richtete sich die Aufmerksamkeit auf die Zinsentscheidung des Federal Open Market Committee (FOMC) am 22. März. Die U.S. Federal Reserve (Fed) erhöhte den Leitzins um 0,25 auf 5,0 Prozent.

 

 

 

Zinserhöhungen gelten in der Regel als negativ für Gold. Die Zinssätze für Staatsanleihen, die nach den Turbulenzen im Bankensektor stark gesunken waren, fielen jedoch nach der letzten Zinserhöhung der Fed noch weiter, ebenso wie der US-Dollar. Dies wirkte sich positiv auf den Goldpreis aus, der seine Gewinne größtenteils halten konnte und am 3. März bei 1.969 US-Dollar schloss – ein Plus von 142 US-Dollar pro Unze (7,8 Prozent) im Monatsverlauf.

Der US-Dollar fiel im März um 2,2 Prozent, während der Zinssatz für 2- und 10-jährige Staatsanleihen jeweils um 0,79 Prozent und 0,45 Prozent sank. Goldaktien schnitten besser ab als das Edelmetall. Im März stieg der NYSE Arca Gold Miners Index um 18,7 Prozent, und der MVIS Global Juniors Gold
Miners Index legte um 18,2 Prozent zu.

Die Auswirkungen höherer Zinsen kommen voll zur Geltung

Unserer Meinung nach ignoriert der Markt die negativen Auswirkungen anhaltend höherer Zinsen auf das globale Finanzsystem. Dies war die Hauptaussage unseres Ausblicks für Gold in unserem Kommentar zum Februar. Dort haben wir ein Beispiel für die jüngsten Zahlungsausfälle zweier großer
Büroeigentümer angeführt, die durch das höhere Zinssatzniveau verursacht wurden, und auf das Potenzial für weitere Probleme aufgrund der Rekordverschuldung in der Welt hingewiesen. Der
Zusammenbruch der SVB wurde dadurch ausgelöst, dass sich die Bank rekapitalisieren musste, da ihr umfangreiches Portfolio an Staatsanleihen aufgrund steigender Zinsen an Wert verlor.

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Die meisten würden zustimmen, dass die Ereignisse des Vormonats ein Lehrbuchbeispiel dafür sind, warum man Gold besitzen sollte. Wie also hat Gold abgeschnitten?

Hier sind einige unserer Beobachtungen:

  1. Eine der wichtigsten Feststellungen, die wir in Folge der Ereignisse der zurückliegenden Wochen treffen können, ist, dass der Versuch, den Goldmarkt zu terminieren, zwecklos ist. Aufgrund seiner Eigenschaften sind wir der Meinung, dass Gold als Kernkomponente betrachtet werden und in jedem Portfolio einen festen Platz einnehmen sollte. Es eignet sich dank seiner geringen Korrelation mit den meisten anderen Anlageklassen insbesondere zur wirksamen Diversifikation von Portfolios.

    Unvorhersehbare, unwahrscheinliche und überraschend auftretende Ereignisse, sogenannte schwarze Schwäne, lassen sich nicht vorhersagen. Anleger können jedoch vorausschauend handeln und eine Allokation in Gold beibehalten, die einen gewissen Schutz bietet, wenn solche Ereignisse eintreten. Bei einem kürzlichen Treffen hat es einer unserer Kunden vielleicht am besten ausgedrückt: „Man sollte immer etwas Gold besitzen für den Fall, dass alles andere an Wert verliert. Wenn alles andere gut läuft, ist das auch in Ordnung, denn in diesem Fall braucht man kein Gold, um gut abzuschneiden.”
  2. Im März tat Gold das, was wir von ihm in Krisenzeiten erwarten. Gold schnitt besser ab als der US-Dollar, die Aktienindizes S&P 500 und Nasdaq, Rohöl, Kupfer und Anleihen.
  3. Wie erwartet zeigten auch Goldaktien ihre Stärke, indem sie sich deutlich besser entwickelten als das Edelmetall. Es ist erwähnenswert, dass Goldaktien in den vergangenen zwei Jahren von überverkauften Niveaus im Vergleich zu Gold ausgingen.
  4. Der Goldpreis konnte seine Kursgewinne selbst dann noch halten, als die Fed ein weiteres Mal die Zinsen anhob. Gold hat im Zeitraum der letzten drei Zinserhöhungen um mehr als 20 Prozent zugelegt – wie schon während des letzten Zinserhöhungszyklus erholte es sich deutlich vor einer Pause oder einem Schwenk der Fed.
  5. Die weltweiten Bestände der Goldbarren-ETFs, unser bester Indikator für die Anlegernachfrage, verzeichneten erstmals seit April 2022 im März wieder Nettozuflüsse, und zwar um fast 1 Prozent. Es besteht eine starke positive Korrelation zwischen dem Goldpreis und den Beständen der Gold-ETFs.
  6. Die Netto-Long-Positionierung von Gold an der Comex nahm ebenfalls zu. Zum 31. März 2023 beliefen sich die Netto-Long-Positionen an der Comex nach Angaben des World Gold Council auf rund 482 Tonnen.

Zusammenfassend würden wir sagen, dass sich Gold und Goldaktien genau so entwickelt haben, wie wir es in diesem Umfeld erwarten würden. Außerdem sind wir der Meinung, dass diese Wertentwicklung die Rolle von Gold als sicherer Hafen und als legitime Form der Portfolioabsicherung bestätigt. Die Entwicklungen des letzten Monats sollten ein Weckruf für diejenigen sein, die nicht im Goldsektor engagiert sind. Und der Einstieg ist auch nicht so schlecht. Denken Sie einmal darüber nach: Trotz des erhöhten Risikos im März hat Gold nicht einmal sein Allzeithoch erreicht.

Der Kapitalmarkt spiegelt Risiken noch gar nicht komplett wider

Wir glauben nicht, dass der Markt die künftigen Risiken vollständig widerspiegelt. Die Fed kam wieder einmal zur Rettung. Die Krise scheint vorerst eingedämmt. Das Verbrauchervertrauen ist im März sogar gestiegen, und der US-Aktienmarkt konnte den Monat mit Gewinnen abschließen. Selbstzufriedenheit macht sich breit.

Dieses Marktgeschehen deutet darauf hin, dass die Party am Aktienmarkt noch nicht vorbei ist. Niemand will, dass die Party zu Ende geht, und schon gar nicht will jemand zu früh gehen und etwas verpassen. Aber wenn Glasscherben auf dem Boden liegen, weiß jeder, dass es an der Zeit ist, sich Gedanken darüber zu machen, wie man nach Hause kommt. Gold könnte das perfekte Vehikel sein.

Über die Autorin:

Imaru Casanova ist stellvertretende Portfoliomanagerin für die Gold-Investment-Strategie von Vaneck sowie Mitglied des Anlageverwaltungsteams seit 2011.

 

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