LinkedIn DAS INVESTMENT
Suche
in Gold & EdelmetalleLesedauer: 8 Minuten

Vaneck-Portfoliomanager Joe Foster „Es ist nicht zu früh, sich über Gold Gedanken zu machen“

Seite 3 / 4

Die vierte Wendezeit steht bevor

Die Belege, die Howe und Strauss für die Existenz der lebenslangen Generationszyklen erbringen, sind in unseren Augen durchaus überzeugend. Sie sagten einen Auslöser für eine Krise vorher, der die vierte Wendezeit etwa um das Jahr 2005 einläuten würde. Der Höhepunkt wäre dann etwa 2020 erreicht. Wenn die Geschichte tatsächlich der Theorie von Howe und Strauss folgt, so waren die Auslöser die weltweite Finanzkrise 2008 und der Eintritt der Millennials in das Erwachsenenalter. Diese Phase würde ihren Höhepunkt etwa im Jahr 2023 erreichen.

Laut Howe und Strauss stellt die vierte Wendezeit eine kritische Schwelle für das Überleben einer Nation dar. Der Weg bis zum Höhepunkt dieser Entwicklung ist geprägt von Merkmalen wie der Wiederkehr autoritärer Regierungen, Wahlen, bei denen ein Einparteiensystem etabliert oder zementiert wird, und politischen Unruhen. Die sich jeweils nicht an der Macht befindende politische Kraft warnt vor einer bevorstehenden Katastrophe und scheint diese gar zu begrüßen.

In den USA wächst die Kluft nicht nur zwischen Arm und Reich, sondern auch zwischen Einwanderern und Einheimischen, und das Zugehörigkeitsgefühl zur jeweils eigenen Bevölkerungsgruppe gewinnt an Bedeutung. Der Höhepunkt kann mit wirtschaftlichen, sozialen, kulturellen, technologischen, ökologischen, politischen oder militärischen Krisen verbunden sein. Manche dieser Aspekte spielen eine untergeordnete oder gar keine Rolle, andere bahnen sich ihren Weg in die Gesellschaft, schwellen an und verzweigen sich immer weiter.

Viele der für eine vierte Wendezeit typischen Merkmale, die 1997 zu erkennen waren, prägen offensichtlich auch heute das Bild: autokratische Regierungen in Russland, China und in anderen Ländern; politische Spaltung in den USA, Großbritannien und anderswo; Warnungen vor einer der Klimakatastrophe; ungleiche Vermögensaufteilung; Flüchtlingskrisen in den USA und Europa. Unschwer ist in dieser Gemengelage ein Funke vorstellbar, der eine Kettenreaktion mit harten Gegenreaktionen und weiteren Krisen auslöst.

1.200% Rendite in 20 Jahren?

Die besten ETFs und Fonds, aktuelle News und exklusive Personalien erhalten Sie in unserem Newsletter „DAS INVESTMENT Daily“. Kostenlos und direkt in Ihr Postfach.

Das große Rad dreht sich weiter

Auch andere Vordenker haben langfristige Zyklen ausgemacht, die ihrer Auffassung nach in den nächsten zehn Jahren zu wirtschaftlichen und politischen Schwierigkeiten führen werden. In einer Rede im Jahr 2016 vor der New Yorker Notenbank erläuterte Ray Dalio von Bridgewater einen langfristigen Schuldenzyklus, der 50 bis 75 Jahre dauert. Der Höhepunkt ist erreicht, wenn die Verschuldung nicht viel weiter steigen kann und die Maßnahmen der Zentralbanken an die Grenzen ihrer Effektivität gelangen. In einem Aufsatz von Juli 2019 beschreibt Dalio einen „Paradigmenwechsel“ an den Märkten, der mit dem Ende des Schuldenzyklus zusammenfällt, wenn die Verwahrung von Geld in Form von Bargeld und Anleihen nicht mehr sicher ist. Damit einhergehen werden massive Auseinandersetzungen zwischen Anhängern einer stärker kapitalistisch und einer eher sozial geprägten Wirtschaftsordnung sowie externe Konflikte.

In einem am 17. Mai im Wall Street Journal veröffentlichen Aufsatz führt Larry Diamond wissenschaftliche Arbeiten an, die sich mit damit befassen, wie sich demokratischer Wandel in Wellenbewegungen vollzieht. Momentan befinden wir uns im dritten Zyklus seit der Demokratisierung in den USA. Der erste Zyklus dauerte 114 Jahre, der zweite gerade einmal 32 Jahre. Der aktuelle Zyklus begann vor 45 Jahren. Die Aufwärtsbewegung endete 2006: Nach drei Jahrzehnten des Fortschritts kam die Entwicklung zum Stehen. Laut Freedom House ist im vergangenen Jahrzehnt ein Sechstel der Demokratien gescheitert, während autokratische Systeme immer repressiver und aggressiver werden. Diamond interpretiert die derzeitige rückläufige Entwicklung der Demokratie als langsam abnehmende Welle, die zum Untergang der Demokratie führen könnte, wenn die USA keine tatkräftige Führungsrolle zur Unterstützung von Demokratien, zur Bekämpfung von Autokratien und zur Eindämmung des unheilvollen Machtstrebens Russlands und Chinas übernehmen.

Tipps der Redaktion