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in Gold & EdelmetalleLesedauer: 7 Minuten

Vaneck-Portfoliomanager Joe Foster „Gold gilt als sicherer Hafen in einer Rezession“

Der Goldpreis verzeichnete im Juni einen bedeutenden, womöglich historischen Ausbruch. Im Juni durchbrach Gold zwei bedeutende Widerstände. Den ersten bei 1.365 US-Dollar am 20. Juni, gefolgt von der 1.400 US-Dollar am 21. Juni. Am 25. Juni erreichte der Goldpreis mit 1.439 US-Dollar ein Sechsjahreshoch und beendete den Monat bei 1.409,55 US-Dollar mit einem Plus von 103,97 US-Dollar (8 Prozent). Der Ausbruch des Goldpreises vollzog sich auf globaler Ebene. Das Durchbrechen der Widerstände bei 1.365 US-Dollar und 1.400 US-Dollar und das Hoch bei 1.439 US-Dollar traten allesamt im asiatischen Handel auf. Unterstützung und Momentum setzten sich im anschließenden Handel in London und New York fort. Das Anlagevolumen bei Gold-ETFs stieg auf Sechsjahreshöchststände, und im Juni wurden die größten monatlichen Zuflüsse seit drei Jahren verzeichnet.

Goldaktien erwachten wieder zum Leben, und machten ihrem historisch bedingten Ruf, als Ertragshebel auf den Goldpreis zu fungieren, alle Ehre. Der NYSE Arca Gold Miners Index stieg um 19,1 Prozent auf den höchsten Stand seit fast drei Jahren. Der MVIS Global Junior Gold Miners Index verbuchte ein Plus von 19,3 Prozent und erreichte damit ein 21-Monats-Hoch.

“Wettlauf nach unten” stützt Fundamentaldaten

Mehrere grundlegende Faktoren ermöglichten den Ausbruch des Goldpreises. Schon Anfang des Monats verzeichnete Gold Zuwächse. Grund hierfür waren der weiter andauernde Handelskonflikt zwischen den USA und China sowie Äußerungen vonseiten der US-Notenbank Fed, in denen Sorgen um die Konjunktur zum Ausdruck kamen. Im Laufe des Monats erreichten uns kontinuierlich schwache Zahlen zur Entwicklung im verarbeitenden Gewerbe – zunächst am 3. Juni in den USA der vom Institute for Supply Management (ISM) veröffentlichte Purchasing Managers' Index (PMI) und dann am 8. Juni die Daten zur deutschen Industrieproduktion. Am 16. Juni hieß es, chinesische Behörden bemühten sich, die Auswirkungen des Ausfalls der Baoshang Bank einzudämmen, da Broker und Vermögensverwalter den Handel aufgrund möglicher Kontrahentenrisiken zu begrenzen versuchten. Am 18. Juni deutete die Europäische Zentralbank (EZB) an, dass Zinssenkungen wahrscheinlich seien, falls sich die konjunkturelle Lage nicht bessert. Dann machte sich an den Märkten die Überzeugung breit, dass auch die Fed in der zweiten Jahreshälfte die Zinsen senken werde. Anlass hierfür waren die Erklärung und Pressekonferenz des Federal Open Market Committee (FOMC) vom 19. Juni, die auf eine künftig expansivere Haltung des FOMC schließen ließen. Vaneck-Chief Economist Natalia Gurushina bezeichnete die Entwicklung als „einen Wettlauf der großen Zentralbanken nach unten“. All dies hatte zur Folge, dass sich am Markt ein allgemeiner Stimmungsumschwung vollzog und nun weithin mit einem schwächeren Wachstum und steigenden Risiken gerechnet wird.

Unterstützt wurde der Goldpreis von noch niedrigeren Zinsen – fünfjährige US-Treasuries weisen inzwischen eine reale (inflationsbereinigte) Verzinsung von 0 Prozent auf. Zehnjährige Bundesanleihen sanken auf ein Rekordtief von -0,3 Prozent. Der US-Dollar gab nach – der U.S. Dollar Index (DXY) durchbrach kurzfristige Unterstützungslinien.

Harte Landung kann nicht ausgeschlossen werden

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Anfang Juli setzte beim Goldpreis eine Konsolidierung der starken Gewinne vom Juni ein, während die Präsidenten Xi Jinping und Donald Trump eine Wiederaufnahme der Handelsgespräche vereinbarten und sich der S&P 500 neuen Allzeithochs näherte. Der Goldmarkt befindet sich nach der zuvor sechsjährigen Seitwärtsentwicklung des Preises nun in einer Übergangsphase. Wir gehen davon aus, dass sich der Goldpreis über weite Teile des Monats August bei 1.400 US-Dollar stabilisieren wird, bevor sich dann ein neuer Trend entwickelt. Mit Blick ins Jahr 2020 erwarten wir eines der beiden folgenden Marktszenarien:

  • Weiche Landung – In China, Europa und nun auch in den USA präsentiert sich das verarbeitende Gewerbe schwach und am Rande einer Rezession. Eine „sanfte“ Landung würde eintreten, wenn der von den Zentralbanken weithin erwartete weltweite geldpolitische Impuls es vermag, das Übergreifen einer Rezession im verarbeitenden Gewerbe auf die gesamte Wirtschaft zu verhindern. Gelänge dies, würde der Aktienmarkt steigen, die Zinsen würden nicht weiter sinken, und der US-Dollar würde sich stabilisieren oder erholen. In diesem Szenario könnte der Aufwärtstrend von Gold begrenzt sein und sich ein neuer Preiskorridor entwickeln, der durch geopolitische Risiken und die Zentralbanknachfrage begünstigt wird.
  • Harte Landung – Eine „harte“ Landung tritt ein, wenn die gegenwärtige Rezession im verarbeitenden Gewerbe die Wirtschaft auf breiter Front erfasst und die Zentralbanken somit einen Vertrauensverlust erleiden. Die US-Zinsen würden wahrscheinlich gegen Null oder gar in den Minusbereich tendieren und am Aktienmarkt könnte es zu einer Korrektur kommen, während die finanziellen Risiken sprunghaft ansteigen. Die Zentralbanken könnten die quantitative Lockerung wieder aufnehmen oder sogar noch radikalere Maßnahmen ergreifen. In diesem Szenario würde Gold in seiner Eigenschaft als sicherer Hafen wahrscheinlich eine positive Richtung einschlagen.

Im vergangenen Dezember ist der dreijährige Zinserhöhungszyklus der Fed wahrscheinlich zum Ende gekommen. Der aktuelle Konjunkturaufschwung ist nun der längste seit Beginn der Aufzeichnungen; gleiches gilt für die Hausse am Aktienmarkt. Seit 1950 folgte auf 10 von 13 Zinserhöhungszyklen eine Rezession, während drei dieser Zyklen in eine weiche Landung mündeten. Die nachstehende Grafik zeigt, dass die letzte Rezession drei Monate nach der ersten, im September 2007 erfolgten Zinssenkung durch die Fed einsetzte und der S&P 500 im Oktober 2007 seinen Höchststand erreichte. Die vorausgehende Rezession begann zwei Monate nach der ersten Zinssenkung (Januar 2001).

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