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Vanguard-Spezialisten ziehen Krisen-Fazit „ETFs waren Stoßdämpfer der Rentenmärkte“

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In einem normalen Marktumfeld liegen beide Werte relativ nahe beieinander, die Handelsbedingungen im März waren jedoch nicht normal. Um sich davon zu überzeugen, genügt ein Blick auf die Rentenmärkte, wo der Handel in vielen Fällen vollständig zum Stillstand kam. Um ihre Fondsanteile auch in den illiquidesten Segmenten der Rentenmärkte verkaufen zu können, nahmen einige Anleger überdurchschnittlich hohe Preisabschläge (Spreads) in Kauf. Doch sie konnten, wenn sie es denn wollten, ihre Anteile verkaufen, denn für die Abwicklung ihrer Transaktionen fanden sie weiterhin Liquidität. Ein ganz anderes Bild boten dagegen die Rentenmärkte selbst – wo Anleger ihre Anleihen mangels Liquidität in manchen Fällen gar nicht mehr handeln konnten.

Handel am Sekundärmarkt funktioniert

Um Anteile an herkömmlichen Fonds zu kaufen (oder zu verkaufen), wenden sich Anleger direkt an den Fondsanbieter. Der ETF-Handel besteht im Gegensatz dazu aus zwei Ebenen: Einerseits werden am Primärmarkt ETF-Anteile von autorisierten Marktteilnehmern geschaffen, die diese auch zurücknehmen und bei dem Fondsmanager gegen den Wertpapierkorb des ETF eintauschen können. Die zweite und vielen Anleger vielleicht vertrautere Ebene ist der Handel am Sekundärmarkt, wo Marktteilnehmer ETF-Anteile untereinander handeln. Market Maker sorgen für Liquidität, sodass ETFs im Wesentlichen wie Aktien an der Börse ge- und verkauft werden können. Diese Sekundärmarkttransaktionen haben keinerlei Auswirkungen auf die Basiswerte des Fonds.

Besonders wichtig ist diese zweite Liquiditätsquelle bei hoher Volatilität und in Stressphasen, wenn sich ein größerer Teil des Handels auf den Sekundärmarkt verlagert (wo die meisten Anleger sind) und der Handel am Primärmarkt zurückgeht (wo nur wenige Teilnehmer zugelassen sind). Genau das haben wir während der Krise beobachtet. Vor allem dank der höheren Handelsvolumen haben sich ETFs zu den Spitzenzeiten des volatilen Marktumfelds im März als effiziente „Stoßdämpfer“ für die Rentenmärkte erwiesen.

ETF-Handal unter erschwerten Bedingungen

ETFs entstanden nach dem Börsencrash des Jahres 1987 und waren als zweite Liquiditätsquelle für die Basiswerte gedacht. Genau diese Funktion haben sie im März erfüllt. Da das Handelsvolumen am Sekundärmarkt explodierte, fanden Käufer und Verkäufer von ETF-Anteilen stets eine Gegenpartei für ihre Transaktion. Vollkommen „normal“ war der Handel vielleicht nicht, aber zweifellos geordneter als in einigen anderen Märkten. Die Ereignisse im März lassen erkennen, dass man mit ETFs auch unter schwierigsten Bedingungen handeln kann. 

Wegen der höheren Kosten sollten Anleger jedoch stets genau abwägen, ob sie in volatilen Phasen unbedingt handeln müssen. Wie sich in den vergangenen Wochen gezeigt hat, sind Disziplin und ein langfristiger Plan heute wichtiger denn je.


Über die Autoren:
Mark Fitzgerald leitet beim Passivanlagen-Anbieter Vanguard das Produktmanagement Europa, Nusrath Hussain ist für das Haus als Senior ETF-Produkt-Spezialistin tätig.

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