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Beschlossene Sache Batterie leer: Vartas Rettung auf Kosten der Aktionäre

Von in NewsLesedauer: 4 Minuten
Michael Tojner und Porsche sind die neuen Eigentümer von Varta.
Michael Tojner und Porsche sind die neuen Eigentümer von Varta. Die Kleinaktionäre gehen hingegen leer aus | Foto: Imago Images / Alex Halada

Volatilität hatte in den vergangenen Wochen einen Namen: Varta. Die Aktie des deutschen Batteriehersteller verzeichnete nach Gerüchten um ein Sanierungsverfahren, welches die Aktionäre enteignen würde, einen Kurssturz von über 80 Prozent. Von zehn Euro pro Aktie stürzte der Kurs auf 1,38 Euro pro Anteilsschein ab. Doch in den Tagen nach dem Absturz setzten wohl einige Aktionäre auf einen möglichen Turnaround. Das beflügelte den Kurs und die Varta-Aktie explodierte um 287 Prozent.

Doch seit dem vergangenen Wochenende (17. August) gibt es zumindest aus Aktionärssicht sehr schlechte Nachrichten. Ihre Investitionen in den einstigen Börsenstern des MDax sind pulverisiert. Das Sanierungsverfahren nach dem Unternehmensstabilisierungs- und -restrukturierungsgesetz (Starug) ist beschlossene Sache. Nach langwierigen Verhandlungen mit den Gläubigern wurde ein Kompromiss gefunden, wie das Unternehmen entschuldet und mit frischem Kapital ausgestattet werden soll.

 

Sanierungsplan besiegelt das Schicksal der Kleinanleger 

Der Restrukturierungsplan sieht den Einstieg des Sportwagenbauers Porsche und eine Kapitalspritze des bisherigen Großaktionärs Michael Tojner vor. Zusammen wollen sie 60 Millionen Euro in Varta investieren und damit zu den neuen Eigentümern aufsteigen. Zusätzlich steuern die Gläubiger weitere 60 Millionen Euro als vorrangig besichertes Darlehen bei. Im Gegenzug sollen die Schulden von 485 Millionen auf zunächst 200 Millionen Euro reduziert werden.

Doch der Preis für die Rettung ist hoch – vor allem für die Aktionäre. Denn der Sanierungsplan beinhaltet auch eine vereinfachte Herabsetzung des Grundkapitals der Varta auf null. Dies führt zum kompensationslosen Ausscheiden der derzeitigen Anteilseigner und zum Erlöschen der Börsennotierung. Die Kleinaktionäre, die bis zuletzt auf eine Lösung gehofft hatten, gehen leer aus. Ein Alternativvorschlag einiger Gläubiger, der ein Bezugsrecht für alle Aktionäre vorgesehen hätte, wurde als nicht umsetzbar abgelehnt.

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Die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) kritisiert das Vorgehen scharf. Sie spricht von einer „kalten Enteignung“ der Kleinanleger und vertritt nach eigenen Angaben rund 2.000 Privatinvestoren, die sich gegen den drohenden Totalverlust wehren wollen. Doch ihre Bemühungen dürften wohl vergebens sein. Denn laut Varta-Chef Michael Ostermann sei es rechtlich nicht möglich, die Kleinaktionäre noch an Bord zu holen.

Varta blickt optimistisch in die Zukunft – ohne Kleinanleger 

Für Varta selbst ist die Einigung auf das Sanierungskonzept hingegen positiv. Finanzvorstand Marc Hundsdorf sieht Finanzierung und Liquidität des Unternehmens nun nachhaltig stabilisiert und langfristig gesichert. An den deutschen Standorten will Varta festhalten, nur in der Verwaltung soll es einen moderaten Stellenabbau geben. Wachsen möchte man sowohl mit Batteriespeichern für Photovoltaik-Anlagen als auch mit den Knopfzellen für kabellosen Kopfhörer.

Ob der Sanierungsplan aufgeht, muss sich aber erst noch zeigen. Varta steht nach wie vor unter Druck. Die Abhängigkeit von Großkunden wie Apple und Porsche hat sich als Achillesferse erwiesen, hohe Investitionen und der verzögerte Hochlauf der V4Drive-Batterien für E-Autos haben Löcher in die Bilanz gerissen. Jetzt liegt es an den neuen Eigentümern und dem Management, das Ruder herumzureißen und Varta wieder auf Kurs zu bringen.

Lehrstück für Anleger: Risiken auch bei vermeintlichen Börsenlieblingen 

Für die Aktionäre bleibt derweil wohl nur die bittere Erkenntnis, dass ihre Investition pulverisiert wurde. Viele hatten trotz des Kurssturzes auf eine Trendwende gehofft. Doch diese Hoffnung hat sich zerschlagen. Wann genau die Varta-Aktie vom Handel ausgesetzt und wertlos wird, ist noch offen. Fest steht: Der Absturz des einstigen Börsenstars ist ein Lehrstück dafür, welche Risiken selbst vermeintlich solide Unternehmen bergen können.

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