LinkedIn DAS INVESTMENT
Suche
Lesedauer: 5 Minuten
ANZEIGE

Verantwortungsvoll investieren Wegschauen löst keine Probleme

In Europa haben sich viele Banken längst entschlossen, den Abbau von Kohle und die Stromgewinnung daraus grundsätzlich nicht mehr zu finanzieren. In Asien dagegen sind die Skrupel gegenüber der schmutzigsten aller Energiequellen noch lange nicht so groß.

Einige Banken aus Singapur etwa vergeben offiziell zwar keine Kredite mehr für den Bau von Kohlekraftwerken, in Schwellenländern machen sie damit jedoch eine Ausnahme. Eine Bank, nennen wir sie Bank A, lieferte folgende Erklärung: In vielen Schwellenländern gebe es schlicht keine erschwinglichen Alternativen zur Kohle.

Bleibt die Kohle billig, fehlt jedoch der Anreiz, andere Technologien zu erkunden. Für Anleger ist das doppelt problematisch: Immer mehr von ihnen wollen aus Prinzip nicht in umweltschädliche Aktivitäten investieren. Und der fortschreitende Klimawandel könnte Staaten jederzeit dazu veranlassen, Unternehmen wie den Betreibern von Kohlekraftwerken mit neuen Regeln den Boden unter den Füßen wegzuziehen.

Offener Brief bewegt Unternehmen zum Handeln

In Gesprächen mit Bank A machte Fidelity daher deutlich: Wenn sie im internationalen Wettbewerb eine Chance haben wollte, musste sie die Kohlefinanzierung ganz aufgeben. Gemeinsam mit einer singapurischen Beratungsfirma und einer Reihe von anderen Vermögensverwaltern richteten wir eine Stellungnahme an Bank A sowie andere Institute (B und C), in der wir forderten, die Finanzierung von Kohleprojekten komplett einzustellen.

Noch bevor das Dokument bei der nächsten Hauptversammlung verlesen werden konnte, kündigte Bank A an, keine neuen Kohleprojekte mehr zu finanzieren. (Bereits bestehende Verträge musste sie einhalten.) Bank B zog kurz darauf nach.

Bank C hatte die Kohlefinanzierung bis dahin gar nicht eingeschränkt. Der gemeinsame Brief mehrerer Vermögensverwalter wurde Ende April bei der Hauptversammlung vorgelesen. Mitte Mai kündigte dann auch Bank C an, keine Kohleprojekte mehr zu finanzieren und sich stattdessen auf erneuerbare Energien zu konzentrieren.

Engagement für die Umwelt kann mehr Rendite bringen

Für Anleger können solche Entscheidungen ein Gewinn sein – finanziell wie ethisch. Stellten Investoren Forderungen rund um die Themen Umwelt, Soziales und Unternehmensführung (ESG), stieg die Rendite für Anleger laut einer akademischen Studie in den zwölf Monaten nach ihrem Engagement im Schnitt merklich. So sorgte ein ESG-Engagement im Jahr nach den ersten Gesprächen im Durchschnitt für eine zusätzliche Rendite von 1,8 Prozent, belegt eine Studie des Newton Centre for Endowment Asset Management.

Anstatt mit Unternehmen in den Dialog zu treten, so wie bei den Banken aus Singapur, könnten Vermögensverwalter Firmen mit umstrittenen Aktivitäten auch von vornherein aus ihrem Anlageuniversum ausschließen. Nutzen sie jedoch ihren Einfluss als wichtige Miteigentümer eines Unternehmens, können sie dazu beitragen, Risiken für Umwelt und Gesellschaft einzudämmen. „Es ist nicht falsch, bestimmten Risiken ausgesetzt zu sein. Interessant wird es, wenn Unternehmen in ihrer Branche zum Vorreiter beim Umgang mit ihnen werden“, sagt Fidelity-Fondsmanager Vincent Durel.