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Verbraucherschützer „Honorarberatung ist nicht automatisch der Weg zur Besserung“

Klaus Müller, Vorstand des Verbraucherzentrale Bundesverbands. Foto: © vzbv
Klaus Müller, Vorstand des Verbraucherzentrale Bundesverbands. Foto: © vzbv
Das Interview wurde uns freundlicherweise vom GDV-Magazin „Positionen" zur Verfügung gestellt. Diplomatie heißt für Deutschlands obersten Verbraucherschützer Klaus Müller: kein Porzellan zerschlagen – aber es darf ruhig ordentlich scheppern. Entsprechend offen ging er auf die „Positionen“-Fragen ein.

Herr Müller, wenn Sie das Verhältnis der Versicherungsbranche zu den Verbraucherverbänden bewerten müssten auf einer Skala von 0 bis zum Spitzenwert 10, wo würden wir da landen?


Da nehmen Sie eine gute 6 ein. Draht und Dialog sind gut und eng, aber natürlich gibt es eine ganze Reihe von Herausforderungen.

Eine 6? Mäßig schmeichelhaft...

Sie wissen ja nicht, wo andere sind! Es gibt eine Reihe Themen, über die wir uns unterhalten müssen – von der Provision über die Beratungsqualität bis zum Sinn von Lebensversicherungen in einem Niedrigzinsumfeld. Diese Zinsen sind für die Versicherer purer Stress. Aber wenn Renditen sinken, sollte auch der Kostenblock sinken – mindestens der, der gestaltbar ist.

Okay, reden wir über Provisionen.

Damit reden wir darüber, wie das Produkt an den Verbraucher gebracht wird. Der provisionsgestützte Vertrieb ist und bleibt ein großer Konflikt. Und die Frage von Unter- bis Überversicherung bei sinkenden Zinsen – und damit Renditen –, die bleibt kontrovers und ist nicht leicht zu lösen.

Die Alternativen zur Provisionsberatung, das zeigen Erfahrungen aus dem Ausland, sind wenig überzeugend...

Es ist zu früh, die Ergebnisse aus Großbritannien und aus den Niederlanden abschließend zu bewerten. Wir sehen, dass sich das Marktgeschehen erheblich verändert. Die Zahl der Beratenden und der Produkte sinkt. Das kann kaum verwundern, wenn man von der Annahme ausgeht, dass nicht jedes Produkt bedarfsgerecht war und nicht jeder Berater sinnvoll agiert hat. Wir sehen umgekehrt eine steigende Qualität der Beratungen – ein tolles Zeichen. Der Provisionsvertrieb ist und bleibt für uns ein Problem, auch wenn wir wissen: Honorarberatung allein ist nicht automatisch der Weg zur Besserung. Wir müssen auch da über Qualität reden.

Moment mal: Die Honorarberatung ist also doch nicht das Allheilmittel?

Es verändert sich gerade einiges. Vieles verlagert sich ins Internet, es bilden sich Hybridmodelle. Das kennen wir etwa aus der Reisebranche: Auch dort hat sich der Markt signifikant verändert – ohne dass es eine Beratungslücke gibt.

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