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Verbraucherschutz Finanzplaner warnen vor „Finanztest“-Tipp

 Rolf Tilmes, Vorstandsvorsitzender des Financial Planning Standards Board Deutschland (FPSB Deutschland)
Rolf Tilmes, Vorstandsvorsitzender des Financial Planning Standards Board Deutschland (FPSB Deutschland) | Foto: FPSB Deutschland

„Gut gemeint bedeutet nicht immer gut gemacht“, so fasst Rolf Tilmes, Vorstandsvorsitzender des Finanzplaner-Verbands FPSB Deutschland den jüngsten Baufinanzierungsrat der Zeitschrift Finanztest zusammen. 

Worum geht es? 

In ihrer Ausgabe 3/2019 (Seite 66) empfiehlt Finanztest den Lesern, die ein Eigenheim finanzieren möchten, dies über den Bau eines KfW-Effizienzhauses 55 zu tun. Finanztest empfiehlt den Abschluss eines KfW-Darlehens über 100.000 Euro zu 1,15 Prozent pro Jahr ohne Tilgung und mit einer Vertragslaufzeit von zehn Jahren, womit der Darlehensnehmer Zinsen in Höhe von 91 Euro pro Monat zahlt. Dazu bekommt der Bauherr eine Förderung von 5.000 Euro, so dass dieser nur 95.000 Euro zurückzahlen muss. Der Rest soll über ein Bankdarlehen finanziert werden. 

Um kein Zinsrisiko mit der Anschlussfinanzierung der KfW-Schulden in Höhe von 95.000 Euro am Ende der Laufzeit eingehen zu müssen, empfiehlt Finanztest, einen Bausparvertrag abzuschließen, wo der Kreditnehmer über zehn Jahre 361 Euro pro Monat einzahlt. Nach zehn Jahren kämen so 42.576 Euro zusammen. 

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Und was stimmt daran nicht? 

Im Finanztest-Beispiel bekommt der Kreditnehmer ein Bauspardarlehen in Höhe von 52.424 Euro zugeteilt, welches heute schon einen Darlehenszins in Höhe von 2,35 Prozent pro Jahr garantiert und mit 320 Euro pro Monat zurückgeführt wird. „Der Bauherr bekommt also eine KfW-Förderung in Höhe von 5.000 Euro, einen KfW-Darlehenszinssatz in Höhe von nur 1,15 Prozent pro Jahr und einen heute schon garantierten Darlehenszinssatz in zehn Jahren“, resümiert CFP-Professional Gabriel Hopmeier aus Freiburg, der sich diesen Fall näher angesehen hat. „Das sieht zunächst alles sehr gut aus.“

Am konkreten Beispiel aus der Finanzierungspraxis eines Immobilienkaufpreises von 800.000 Euro bei 200.000 Euro Eigenkapital nachgerechnet kommen dem Finanzexperten Zweifel, ob dies wirklich der beste Weg ist. „Der empfohlene Bausparvertrag zum Beispiel bringt Provisionen von mindestens 950 Euro mit sich, die in dem Beitrag nicht erwähnt werden“, kritisiert Hopmeier. „Dazu kommen laufende Kontoführungskosten und ein Guthabenzinssatz von 0,1 Prozent pro Jahr. Das heißt, der Kreditnehmer zahlt die Provision dafür, dass dem Guthabenzins von 0,1 Prozent pro Jahr ein Darlehnszins von 1,15 Prozent pro Jahr gegenübersteht und er keine Garantie erhält, dass er den Bausparvertrag in zehn Jahren wirklich zugeteilt bekommt.“ 

Gegen diese Lösung spreche ebenfalls das inzwischen schlechte Image der Bausparkassen, die ihre Kunden zuletzt aus alten, aber gut verzinsten Bausparverträgen mehr oder weniger herausgedrängt haben.