Sandra Klug im Interview „Man sollte Risikoabsicherung und Kapitalaufbau trennen“
Sandra Klug hat Jura studiert und arbeitet seit nunmehr fast 20 Jahren bei der Verbraucherzentrale Hamburg. Nach ihrem Start in der allgemeinen Rechtsberatung hat Sandra das Thema Versicherungen für sich entdeckt und leitet heute die Abteilung Geldanlage, Altersvorsorge und Versicherung. Das gesamte Gespräch mit Sandra Klug und den Hosts des Podcasts „She speaks Finance“, Barbara Bocks und Christin Jahns, findest du hier zum Nachlesen.
Christin: Hi und willkommen, Sandra. Schön, dass du heute bei uns bist. Du arbeitest bei der Verbraucherzentrale. Magst du uns einmal erzählen, was du da machst und wie du dazu gekommen bist?
Sandra Klug: Guten Morgen und vielen Dank für die Einladung. Dass ich hier sein kann, freut mich sehr. Ich bin mittlerweile schon fast 20 Jahre bei der Verbraucherzentrale. Vorher habe ich Jura studiert und nach dem Examen brauchte ich einen Job. Ich habe mit allgemeiner Rechtsberatung angefangen und leite mittlerweile die Abteilung Geldanlage, Altersvorsorge und Versicherung.
Barbara Bocks: Und wie kam es dazu, dass du dich mit dem Thema Finanzen beschäftigt hast?
Sandra: Das ist eine ganz schön gemeine Frage. Letztendlich ist das Interesse gekommen, weil ich damit Geld verdient habe, muss ich ganz ehrlich sagen. Als ich vor 27 Jahren fertig war mit meinem Staatsexamen, da gab es Juristen wie Sand am Meer und einfach keine Jobs. Das war ganz anders als heute. Wir haben damals einfach alles gemacht, womit wir 3,50 Mark verdienen konnten. Okay, es waren schon 3,50 Euro. Aber ich habe dann bei der Verbraucherzentrale angefangen und bin da dann einfach hängengeblieben, habe mich immer mehr eingearbeitet und bin dann vor allem bei Versicherungen gelandet, meinem Schwerpunkt. Ich habe Beratung gemacht und ein ganz tolles Projekt dazu geleitet und damit kam natürlich auch das Interesse. Und ich gebe zu, was auch motiviert, ist es natürlich, Fehler von großen Unternehmen zu finden und die dann darauf hinzuweisen und ein bisschen David gegen Goliath zu spielen. Das bringt einfach Spaß.
Christin Jahns: Vielleicht bist du damit auch genau die richtige Ansprechpartnerin. Denn Finanzen sind ja immer noch so ein Thema, für das viele ihre Zeit nicht gerne opfern. Würdest du denn sagen, dass dir das momentan auch irgendwie Spaß macht, dich mit Finanzthemen und Kapitalanlage zu beschäftigen?
Sandra: Ja, beruflich bringt mir das total viel Spaß. Aber frage bitte nicht nach privat. Da gehöre ich auch zu den Leuten, die gerne mal ein halbes Jahr dafür brauchen, um einen ETF-Sparplan einzurichten. Ich kann das nachvollziehen, dass es im Privaten einfach was anderes ist als im Beruflichen.
Christin: Aber du hast inzwischen immerhin einen ETF-Sparplan. Sind ETFs dann auch dein Schwerpunktinvestment?
Sandra: Ja, was die Investments angeht, schon. Meine Hauptkapitalanlage ist allerdings meine Immobilie. Das heißt: Das Abzahlen des Kredites steht erst mal im Vordergrund. Aber nebenbei spare ich auch ein bisschen.
Hallo, Herr Kaiser!
Barbara: Was hältst du denn von speziellen Angeboten mit Investment-Tipps für Frauen? Denkst du, Frauen brauchen andere Ratschläge? Wie ist das in der Beratung? Was sind da die Themen, wenn Frauen zu euch kommen?
Sandra: Also grundsätzlich ist Geldanlage gleich Geldanlage, egal ob für Frauen oder für Männer. Die Mechanismen sind immer die gleichen. Der Unterschied ist, dass die Ausgangslage häufig eine andere ist. Es gibt eben doch noch viele Frauen, die nur Teilzeit gearbeitet haben oder eine ganze Weile gar nicht gearbeitet haben wegen der Kinder. Da hat sich leider noch nicht so viel verändert, wie wir uns das wünschen würden. Dementsprechend ist die Ausgangslage tatsächlich häufig eine andere, weil weniger gesetzliche Rente zu erwarten ist. Das Prinzip, wie ich Geld anlege, ist aber für alle das Gleiche. Stattdessen muss man gucken, wie die Situation und der Bedarf des einzelnen Menschen sind. Denn die können sich möglicherweise stark unterscheiden.
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Christin: Hast du denn das Gefühl, dass die Sorgen, was Investments angeht, bei Männern und Frauen unterschiedlich sind?
Sandra: Ich glaube, dass es häufig so ist, dass Frauen ein bisschen zurückhaltender sind, ein bisschen sicherheitsorientierter, ein bisschen konservativer. Viele assoziieren Sicherheit mit Spareinlagen bei einer Bank und haben da eben einfach ein bisschen Berührungsängste, Sicherheit auch mal anders zu definieren und zu sagen, auch durch eine ganz breite Streuung bei Aktienfonds, ETFs, wie auch immer, kriege ich eine Art von Sicherheit hin. Da muss, glaube ich, ein Umdenken stattfinden. Das Problem haben aber auch einige Männer. Aber tendenziell würde ich schon sagen, dieses Sicherheitsbedürfnis ist bei Frauen wahrscheinlich größer.