

Streit um Gewerbezentren Verleumder und Lügner? – Der BVSV und sein Umgang mit den Kritikern

Seit Wochen gärt es in der Vermittlerschaft. Aufregerthema sind Vorwürfe, die vor allem über einschlägige Facebook-Gruppen für Vermittler verbreitet werden. Sie richten sich gegen die Gewerbezentren des Bundesverbands der Sachverständigen für das Versicherungswesen (BVSV).
Idee der Ankerzentren für Gewerbekunden
Bundesweit gibt es mittlerweile 172 Gewerbezentren, die von Versicherungsvermittlern geleitet werden. Die Idee dahinter: Sie sollen als Ankerzentren in ihrer Umgebung lokale und regionale Gewerbetreibende anziehen, unter anderem durch die Kooperation mit Steuerberatern, Rechtsanwälten und weiteren Experten. Angeboten werden kostenpflichtige Risikoanalysen. Darauf aufbauend können die Leiter der Zentren fließend in die Versicherungsvermittlung übergehen.
Erfinder der Gewerbezentren und 1. Vorsitzender des Vereins ist der Koblenzer Versicherungsmakler Andreas Schwarz. Er verdient an den Aktivitäten über die eigenständige BVSV Gewerbezentrum GmbH & Co. KG teilweise mit. Im Vorstand des Vereins sitzen wiederum namhafte Branchengrößen wie der AfW-Vorsitzende Norman Wirth und Andreas W. Grimm, Geschäftsführer des Unternehmens Resultate Institut.
Vorgetäuschter Verbraucherschutz für Neukundenanfragen?
An dem Modell BVSV-Gewerbezentrum gibt es schon seit Jahren Kritik. Aber so richtig eskalierte das Thema im Juli durch die Initiative des ehemaligen BVSV-Mitglieds Walter Benda. Der Versicherungsmakler ist in Branchenkreisen dafür bekannt, kein Blatt vor den Mund zu nehmen. Nun also der BVSV. Ein Hauptvorwurf: Es sei falsch, dass nur Gewerbekunden und keine Verbraucher beraten würden. Die Gewerbezentren würden unter dem Deckmantel des Verbraucherschutzes Neukundenanfragen für Versicherungsvermittler generieren. Dem widersprach Schwarz energisch.
Einige Zentren werden von Einfirmenvertretern geleitet
Weiterer Kritikpunkt: Einige Leiter von Gewerbezentren sind offenbar keine Makler, sondern Einfirmenvertreter und andere Marktteilnehmer ohne Zulassung. So findet sich unter den Leitern der BVSV-Gewerbezentren beispielsweise ein gebundener Vertreter der DVAG und ein Hauptvertreter der Hanse Merkur. Doch die können bekanntlich nicht so unabhängig beraten wie etwa ein Makler.
Benda kritisiert eine Vermischung der Rolle der Zentrenleiter mit der eigenen Vermittlungstätigkeit. Mittlerweile ist das Gewerbezentrum Hochtaunus des DVAG-Vertreters Volkmar Saul-Kübler geschlossen. Die DVAG ließ verlautbaren, dass man den Vertrag mit Saul-Kübler derzeit auflöst. Dessen DVAG-Webpräsenz ist indes weiter erreichbar. Wie der BVSV in Zukunft mit dem Thema umzugehen gedenkt, ist unklar.
Schwarz äußert sich derweil zu den Gründen der Schließung nicht, verweist lediglich auf den Datenschutz. Er räumt aber ein, dass rund 5 Prozent der Einrichtungen von Vertretern geleitet werden. Aus seiner Sicht ist das Bild, das die Gewerbezentren nach außen vermitteln, problemlos vereinbar mit der Tätigkeit als Ausschließlichkeitsvermittler. Man würde auf den eigenen Internetseiten darauf hinweisen, dass die Gewerbezentren im Versicherungsbereich durch einen Versicherungsvermittler oder BVSV-Sachverständigen für das Versicherungswesen geführt werden.
Auf Facebook entlädt sich der Zorn
Nach einer ersten Medienveröffentlichung, die Benda als zahnlos kritisierte, erfuhr er viel Unterstützung für seine Vorwürfe in Richtung BVSV. In der Facebook-Gruppe „Versicherungsvermittler Deutschland“ mit fast 11.000 Mitgliedern schrieben Mitglieder in Richtung des Verbandes „Nepper, Schlepper, Bauernfänger“, „schlechter Strukturvertrieb“ oder„es verstößt gegen alle Regeln, die ein Sachverständiger hat“.
Auch wurden in den Postings Werbeanzeigen und gesponserte Posts von den Gewerbezentren veröffentlicht, die zeigen sollen, dass tatsächlich Privatkunden angesprochen wurden. Unter anderem heißt es: „Sollten Sie noch eine Lebensversicherung besitzen, biete ich Ihnen an, diese kostenlos zu prüfen.“
BVSV räumt Fehler ein
Vor noch knapp einem Monat erkannte Schwarz laut eines Medienberichts in der anhaltenden Kritik von ehemaligen wie auch aktiven Mitgliedern Vorwürfe wie mangelnde Transparenz, schlechte Kommunikation, missverständliche Darstellung der einzelnen Aufgaben und Tätigkeiten oder die Vermischung von Begrifflichkeiten. So zumindest seine Wortwahl in einer schriftlichen Stellungnahme.
Er könne verstehen, dass diese Eindrücke durch die Darstellung der BVSV-Verantwortlichen und deren Kommunikation entstanden seien. „Ich gebe den Kritikern absolut recht, der Fehler liegt zu 100 Prozent bei uns.“ Schwarz bedankte sich bei diesen für ihre Hartnäckigkeit, da sie dem BVSV aufgezeigt hätten, dass er handeln müsse.