AfW veröffentlicht Positionspapier Was die Vermittlerverbände vom Altersvorsorge-Depot halten
Der Bundesverband Finanzdienstleistung AfW hat Position in Sachen Altersvorsorge-Depot und Reform der staatlich geförderten Altersvorsorge bezogen. Der Vermittlerverband, der vor allem die Interessen von Maklern, Finanzanlagenvermittlern und größerer Pools wie Fondsfinanz vertritt, begrüßt in weiten Teilen die bereits seit langem diskutierten Vorschläge, die sich derzeit in der Ressortabstimmung befinden, wie Bundesfinanzminister Christian Lindner am Dienstag bestätigte.
Neue staatlich geförderte private Altersvorsorge
Bereits im März lobte der AfW den Ansatz des sogenannten Generationenkapitals, der Investitionen am Kapitalmarkt ermöglicht, um die gesetzliche Rente zu stabilisieren. Der noch in diesem Jahr erwartete Gesetzentwurf zur Reform der privaten Altersvorsorge dürfte auf diesem Pfad weitergehen. Zentraler Bestandteil soll ein staatlich gefördertes Altersvorsorge-Depot sein. Verbraucher sollen damit in kapitalmarktbasierte Produkte wie Fonds und ETFs investieren können, ohne den Zwang zur lebenslangen Verrentung oder Kapitalgarantien. Damit soll eine renditestärkere und flexiblere Alternative zur bisherigen geförderten privaten Altersvorsorge, vor allem der Riester-Rente, geschaffen werden.
AfW sieht im Altersvorsorge-Depot viele Chancen
Laut eines nun veröffentlichten AfW-Positionspapiers wird damit ein intensiver Wettbewerb zwischen verschiedenen Anbietern und Durchführungsformen gefördert, was eine größere Produktvielfalt und potenziell geringere Kosten für die Sparer ermöglicht. Der Verband hat hierbei aber auch die Interessen der eigenen Mitglieder im Blick, die zu einem überwiegenden Teil gewerberechtliche Zulassungen für die Beratung und Vermittlung zu Versicherungs- und Finanzanlageprodukten besitzen. Sie könnten ihre Beratungsangebote auf ein breiteres Portfolio an Produkten auszurichten.
Insgesamt sieht der AfW in dem Instrument, eine vielversprechende Möglichkeit, Kapitalmarkterträge einem breiteren Publikum zugänglich zu machen und die Renditeaussichten in der Altersvorsorge zu verbessern, die aufgrund fehlender Garantievorgaben und Verrentungspflichten möglich sind. Die größere Flexibilität in der Anlagegestaltung und die transparente Struktur des Depots werden als weitere Pluspunkte genannt, die besonders bei jüngeren, zunehmend eigenverantwortlichen und digital-affinen Zielgruppen auf Interesse stoßen könnten.
Beherrschbare Herausforderungen und Risiken
Der Verband betont jedoch auch die Notwendigkeit, die damit einhergehenden Risiken klar zu kommunizieren. Dazu gehörten vor allem die Volatilität der Kapitalmärkte, fehlende Garantien für Kunden, die auf eine sichere Zusatzrente angewiesen sind, und das Fehlen biometrischer Absicherungen, wie sie bei klassischen Rentenversicherungen üblich sind. Diese Absicherungen müssten bei Wunsch und Bedarf in Zukunft separat organisiert werden. Für die Vermittler stelle der Umgang mit unterschiedlichen Investments zudem eine Herausforderung an ihr Fachwissen dar.
Drei Empfehlungen des Vermittlerverbands
Um diese Herausforderungen zu adressieren, empfehlen die Lobbyisten des AfW die Entwicklung hybrider Produkte, die Garantieelemente oder Absicherungen gegen Langlebigkeit integrieren. Zudem fordert der Verband fordert klare Beratungsstandards, um Verbraucher umfassend über Chancen und Risiken des Altersvorsorge-Depots zu informieren und eine bedarfsgerechte Beratung sicherzustellen. Zudem wird die Bedeutung staatlicher Förderung durch steuerliche Anreize betont, wie etwa eine höhere und nachgelagerte Absetzbarkeit von Beiträgen oder Zulagen und Gewinnen, um das Produkt für breite Bevölkerungsschichten attraktiv zu machen.
Hallo, Herr Kaiser!
Was wird aus Riester?
Von Riester ist im AfW-Papier nicht mit einem Wort die Rede. Florian Toncar (FDP), Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesfinanzministerium, hatte in Interviews wiederholt gesagt, dass für die bestehenden Millionen von Riester-Verträgen in Deutschland ein Bestandsschutz gilt. Neben dem neuen Altersvorsorge-Depot werde es Versicherungsprodukte mit 80- oder 100-prozentigen Garantien geben, die den heutigen Riester-Verträgen ähneln, aber im Sinne der Vergleichbarkeit nicht mehr mit Zusatzelementen wie Hinterbliebenenrente oder Berufsunfähigkeitsversicherung versehen werden können. Alle Varianten sollen zu gleichen Bedingungen gefördert werden. Dabei sei klar, dass diese Förderung steigen müsse.
BVK fordert weitergehende Riester-Reformen
Für den Bundesverband Deutscher Versichersicheungkaufleute, dem größten Interessenverband in der Vermittlerschaft, in dem vor allem die Ausschließlichkeitsvertreter organisiert sind und der oft nicht auf Linie des AfW liegt, spielt Riester weiter eine zentrale Rolle. Auf Nachfrage von DAS INVESTMENT sagte deren Präsident Michael H, Heinz, dass man eine Koexistenz beider Vorsorgearten glaubt.
„Der BVK spricht sich klar für den Erhalt der Riester-Rente als dem präferierten Vorsorgeweg aus, und zwar aufgrund des Vertrauensschutzes gegenüber den rund 16 Millionen Riester-Sparern. Allerdings müsste die Riester-Rente entbürokratisiert, für weitere Adressaten wie Selbständige geöffnet und durch abgeschwächte Kapitalgarantien renditestärker reformiert werden. Damit würde diesem System der nötige weitere Auftrieb gegeben“, so Heinz.
Nur flankierend sollten Altersvorsorgefonds als alternative förderfähige Produkte angeboten werden. Wenn man diese nach fast individuellen Vorlieben flexibilisiert, würde das laut des BVK die Prüfung der Förderung und steuerlichen Absetzbarkeit wahrscheinlich enorm erschweren und damit viel bürokratischen Aufwand und Kosten verursachen. Heinz: „Dann wäre dies das Gegenteil von einer einfachen, verständlichen und transparenten Altersvorsorge.“
Lob und Kritik des BVK am Modell des Altersvorsorge-Depots
Positiv an dem neuen Konzept sei die Lockerung der bisher geltenden 100-prozentigen Beitragsgarantie. Der BVK hält laut Heinz eine Kombination aus Fondssparen und Versicherungsprodukten sowie flexiblere Einzahlungsoptionen in die Vorsorgedepots für sinnvoll. Auch eine Anpassung der staatlichen Förderzulagen und Steuerfreibeträge an die wirtschaftliche Entwicklung werden positiv bewertet.
Kritisch sieht der Verband hingegen Vorschläge, die das Altersvorsorgekapital nur bis zum 85. Lebensjahr kalkulieren. Angesichts steigender Lebenserwartung durch medizinische und technische Fortschritte plädiert der BVK für einen längeren finanziellen Puffer, um die steigende Lebenserwartung zu berücksichtigen.
Der Vermittlerverband Votum teilte auf Anfrage von DAS INVESTMENT lediglich mit, dass eine eigene Stellungnahme erst nach Veröffentlichung des Gesetzesentwurfs erfolgen wird.