Rentenpolitik in Deutschland Vermittlerlobby bekämpft Vorsorge von der Stange

Unser Verband lehnt die Einführung eines Standardprodukts für die private Altersvorsorge, wie sie am Montag im Wahlprogramm der CDU/CSU vorgestellt wurde, rundherum ab.
Die Unionspläne sind äußerst fragwürdig und entsprechen nicht dem Leitgedanken bürgerlich-freier Entscheidung. Sie verkennen die unterschiedlichen Bedürfnisse und Lebenssituationen der Menschen, für die eine qualifizierte individuelle Beratung durch Vermittler notwendig ist. Beratung ist wichtig und muss auch angemessen entlohnt werden.
Ein Vertrieb ohne Beratung widerspricht dem Verbraucherschutzgedanken. Dass dieses Standardprodukt ohne Abschlusskosten und damit Beratung auskommen soll, ist kontraproduktiv. Wir sehen die Gefahr, dass die Verbraucher diesem Vorsorgezwang in großer Zahl widersprechen werden.
Riester-Rente von Bürokratie befreien
Unser Verband schlägt dagegen vor, die Riester-Rente weiterzuentwickeln und sie vom bürokratischen Ballast zu befreien. Damit könnten deutlich mehr als die bisher 16 Millionen Bundesbürger für eine private Altersvorsorge gewonnen werden.
Der Wegfall der Beitragsgarantie und die Öffnung für weitere Berufsgruppen könnten der Riester-Rente zusätzlichen Schub verleihen, so dass fast doppelt so viele Menschen privat vorsorgen könnten. Wobei gerade Geringverdiener weiterhin von den hohen Riester-Kinderzulagen profitieren könnten.
Auch 08/15-Produkt erklärungsbedürftig
Dagegen ist bei den Unionsplänen völlig unklar, wie das von der CDU/CSU gewünschte Standardprodukt konzipiert und wie seine Anlagestrategie aussehen soll.
Dass jetzt die Union das bewährte und reformfähige Riester-Modell einem fragwürdigen Standardprodukt opfert, kritisieren wir scharf. Private Altersvorsorge ist auch bei 08/15-Produkten erklärungsbedürftig. Die Beratungsexpertise der Vermittler ungenutzt lassen zu wollen, wäre ein großer Fehler.
Über den Autor

Michael H. Heinz ist Präsident des Bundesverbands Deutscher Versicherungskaufleute (BVK), dem Interessenverband der selbständigen Versicherungs- und Bausparkaufleute in Deutschland. Mit etwa 14.000 Direktmitgliedern und etwa 40.000 Mitgliedern über die Vertretervereinigungen ist er das berufspolitische Sprachrohr gegenüber der Öffentlichkeit, den Versicherungsunternehmen und der Politik sowohl in Deutschland als auch in der Europäischen Union. Der Verband fördert nach eigenen Angaben die Interessen seiner Mitglieder und nimmt ihre beruflichen, wirtschaftlichen, rechtlichen und sozialen Belange wahr.