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Aktualisiert am 19.02.2021 - 16:38 Uhrin AnalysenLesedauer: 6 Minuten
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Vermögensaufbau Der schwierige Weg zum Reichtum

Richtig rechnen, gezielt anlegen
Richtig rechnen, gezielt anlegen: Der Vermögensaufbau funktioniert auch mit begrenzten finanziellen Mitteln. | Foto: fotolia.com © joyfotoliakid

Geldvermögen privater Haushalte so hoch wie nie

Die privaten Haushalte in Deutschland verfügten im ersten Quartal 2018 über ein Rekordvermögen in Höhe von fast 5,9 Milliarden Euro. So die Zahlen der Bundesbank für den betreffenden Zeitraum und diese decken sich in ihrer Tendenz mit den Ergebnissen des Global Wealth Reports, der im Auftrag der Allianz SE erstellt wird. Die weltweit untersuchten Länder zeigten schon 2017 insgesamt einen Anstieg der Geldvermögen der Privathaushalte. In Deutschland lag die Quote mit 5,1 Prozent zwar unter dem internationalen Durchschnitt (8 Prozent), der Grund für das Wachstum sei – anders als in den Vergleichsländern – zu einem beachtlichen Teil auf die Sparanstrengungen zurückzuführen.

Mit einem Netto-Geldvermögen pro Kopf von 52.390 Euro schafft es Deutschland im Report auf Platz 18, deutlich hinter dem Spitzenreiter Schweiz, wo das Netto-Geldvermögen bei rund 174.000 Euro liegt. Wichtiger als die internationale Schere, die bei den Vermögen schon weit auseinandergeht, sind aber die nationalen Unterschiede.

In ihrer Studie zur wirtschaftlichen Lage privater Haushalte stellte die Bundesbank ein deutliches Ungleichgewicht beim Zusammenhang zwischen Haushaltsnettoeinkommen und Netto-Vermögen fest: Haushalte mit einem Nettoeinkommen von mehr als 36.000 Euro im Jahr hatten nur in acht Prozent der Fälle ein Vermögen von weniger als 16.000 Euro. Bei einem jährlichen Nettoeinkommen von 16.000 Euro oder weniger waren es hingegen 65 Prozent der Haushalte, deren Vermögen weniger als 16.000 Euro betrug.

Die Studie stellt zwar heraus, dass es durchaus Ausnahmen von der Regel gibt, dass Haushalte mit hohen Einkommen auch über hohes Vermögen verfügen. Allerdings bleibt es für viele die finanzielle Realität, trotz anhaltender Konjunktur und einer positiven Entwicklung von Arbeitsmarkt und Gehältern kaum auf ersparte Vermögenswerte zurückgreifen zu können. Laut ING-Diba trifft das auf rund ein Viertel der Deutschen zu, allerdings mit Unterschieden zwischen den einzelnen Bundesländern – Thüringen hat mit 44 Prozent beispielsweise den größten Anteil an Nichtsparern, in Hamburg hingegen liegt der bei nur 14 Prozent.

Sparen für den Vermögensaufbau?

Dass die Sparsituation insgesamt dennoch als weitgehend zufriedenstellend empfunden wird, hat unter anderem mit dem Sparverhalten derer zu tun, die bereits finanzielle Reserven vorweisen können. Sie sparen überdurchschnittlich – auch im internationalen Vergleich – viel an, selbst wenn das konventionelle Sparen nur wenig Aussichten hat, den Vermögensaufbau zu beschleunigen. Die „Reichtumsstudie 2018“ der RWB Group zeigt stattdessen, worin laut Befragten die besten Möglichkeiten gesehen werden, ein eigenes Vermögen aufzubauen:

  • Mit 24,6 Prozent sind es nach Meinung der Deutschen vor allem hochqualifizierte Berufe mit entsprechend hohen Einkommen, die als beste Grundlage für den persönlichen Reichtum betrachtet werden.
  • Daneben sind 21,5 Prozent der Ansicht, dies sei auch mit der Gründung eines eigenen Unternehmens möglich.
  • Mit 17,5 Prozent bzw. 16,9 Prozent liegen Karrieren im Sport- oder Unterhaltungsbereich und der Erwerb von Immobilien fast gleichauf.
  • Regelmäßige Investitionen am Aktienmarkt folgen erst dahinter – mit vergleichsweise geringen 11 Prozent.

Ein in Teilen widersprüchliches Ergebnis: Während zum Beispiel einer Unternehmensgründung gute Chancen eingeräumt werden, zu Reichtum zu führen, spielen Anteile an Unternehmen eine wesentlich geringere Rolle beim Vermögensaufbau. Dabei läge diese Option für die meisten Verbraucher prinzipiell näher. In der Geringschätzung der Möglichkeiten von Investitionen in Aktien spiegelt sich aber zugleich das oftmals geringe Selbstvertrauen wieder, wenn es um die Frage nach den Aussichten auf den persönlichen Reichtum geht: Hohe oder gar sehr hohe Chancen hierfür sehen lediglich 13,9 Prozent der Befragten.

Wenig Bewegung beim Spar- und Anlageverhalten

Also bleibt die Wahl der Anlageformen weiterhin eine konservative. Je nach Altersgruppe wird das verdiente Geld entweder einfach auf dem Girokonto deponiert, in Lebensversicherungen investiert oder wandert auf ein Sparbuch. Wird überhaupt nicht gespart, liegt das häufig daran, dass das Einkommen nicht ausreicht, um Reserven oder gar Vermögen aufzubauen. Unterschätzt wird allerdings viel zu oft, welchen Unterschied selbst kleine Beträge machen können, die langfristig und regelmäßig etwa für die private Altersversorgung beiseitegelegt werden. Die Mittel dafür können häufig durch Optimierungsbemühungen beim alltäglichen Konsum freigemacht werden. Wichtig ist hierbei, die langfristige Perspektive im Auge zu behalten.

Der Denkfehler hängt womöglich außerdem mit der Vorstellung zusammen, dass von Reichtum erst ab einer Million Euro Vermögen und mehr gesprochen und diese Summe in kurzer Zeit erwirtschaftet werden kann. Die RWB-Reichtumsstudie konnte außerdem eine weitverbreitete Skepsis gegenüber Anlageprodukten aufzeigen: Mehr als 70 Prozent der Befragten gehen demnach davon aus, dass Reichen die besseren Produkte für den Vermögensaufbau zur Verfügung stehen.

Die Wahrheit dürfte hingegen eher im merklich unterschiedlichen Anlageverhalten begründet liegen. Deutsche Sparer bevorzugen auch weiterhin solche Geldanlagen, deren Rendite auf Basis von Zinsen entstehen. Spar-, Termin- und Sichteinlagen (39,5 Prozent) sowie Versicherungsprodukte (37,1 Prozent) liegen damit immer noch weit vor Investmentfonds und Aktien. Bei Vermögenden liegt die Gewichtung gänzlich anders, hier machen Aktien und Private-Equity-Beteiligungen, wie die RWB Group unter Berufung auf Umfragen von Campden Wealth Research und UBS (Global Family Office Report 2017, eine Zusammenfassung findet sich hier) angibt, einen Anteil von fast 50 Prozent aus.

In kleinen Schritten zum eigenen Vermögen

Die Möglichkeit besteht für „normale“ Sparer allerdings grundsätzlich auch, wenngleich sich die Investitionen und ihre Erträge in anderen Dimensionen bewegen werden. Ein Umdenken macht trotzdem Sinn, weil in absehbarer Zeit keine gravierenden Veränderungen bei den Zinssätzen zu erwarten ist. Im Gegenteil steht bei einer derzeit wieder leicht anziehenden Inflation zu befürchten, dass sich der Wert vorhandener Ersparnisse bzw. die zu erwartenden Rendite verringert.

Umgekehrt ist eine gesunde Skepsis gegenüber alternativen Möglichkeiten der Geldanlage nicht falsch, denn gerade für den kleinen Geldbeutel sind bestimmte Produkte mit Stolperfallen verbunden:

  • Faktor Kosten

Sparpläne mit ETFs sind für Anleger auch im Hinblick auf die anfallenden Kosten interessant, weil der finanzielle Aufwand für die Verwaltung der entsprechenden Fonds entfällt. Daneben sorgen Ausgabeaufschläge dafür, dass sich die Rendite verringert. Die Kostenstruktur der in Frage kommenden Produkte ist deswegen ganz entscheidend dafür, ob mit vergleichsweise geringen Investitionen trotzdem nennenswerte Rendite erwirtschaftet werden können.

  • Faktor Anlagenmix

Die Ergebnisse der Umfrage von Campden Wealth verdeutlichen, dass selbst unter vermögenden Anlegern eine Streuung der Investitionen bevorzugt wird: Das Geld in verschiedene Aktien oder Anleihen zu stecken, verspricht nicht nur eine gewisse Absicherung gegen Kursverluste, sondern zugleich eine größere Chance auf Gewinne.

  • Faktor Zeit

Es sollte bei Investitionen am Aktienmarkt nicht die Messlatte angelegt werden, über Nacht reich zu werden. Das ist selbst bei hohen Einsätzen nicht zu erwarten und umso mehr muss bei kleineren Beträgen langfristig gedacht und am besten frühzeitig angefangen werden. Tatsächlich lässt sich auch mit einem monatlichen Einsatz von 50 Euro über einen entsprechend langen Zeitraum und mit einer durchschnittlichen Nettorendite von drei Prozent eine fünfstellige Summe ersparen – eindeutig ein besseres Ergebnis, als es herkömmliche Konten mit Niedrigverzinsung einbringen können. Hierbei laufen Sparer zudem Gefahr, durch die Inflation beim Wert ihres angesparten Vermögens zu verlieren.

Ein Fehler wäre es in jedem Fall, die Ergebnisse von Umfragen wie der Reichtumsstudie als „Anleitung“ mit allgemeingültigem Charakter zu verstehen und den eigenen Vermögensaufbau nach diesen mutmaßlichen Vorgaben zu gestalten. Die finanzielle Situation ist immer eine mit ganz individuellem Hintergrund und dieser sollte bei der Geldanlage ausreichend berücksichtigt werden. Dazu zählt im Übrigen auch die eigene Persönlichkeit: Wer das Risiko scheut und stattdessen auf finanzielle Sicherheit setzt, sollte deshalb Anlageformen in Betracht ziehen, die diesem Sicherheitsbedürfnis Rechnung tragen. Mit den richtigen Produkten kann der Vermögensaufbau trotzdem gefördert werden.

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