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Vermögensverwalter Andreas Enke „Anleger sollten nicht euphorisch werden“

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Auch die wirtschaftlichen Rahmendaten mahnen zur Vorsicht. In den USA sinken mittlerweile die Gewinnerwartungen. Das wird von den Anlegern aber bislang konsequent ignoriert. Vielmehr erwarten sie offensichtlich, dass die „Nicht-Zinsanhebung“ zu günstigen Finanzierungsbedingungen für die Unternehmen und damit wieder steigenden Gewinne führt. Hier sind Enttäuschungen vorprogrammiert.

Auch in Deutschland beziehungsweise Europa verdunkelt sich das Börsenumfeld. Der stark beachtete Ifo-Geschäftsklimaindex ist im Februar das sechste Mal in Folge gefallen. Dasselbe gilt für die Erwartungen der rund 7.000 befragten Unternehmen, die sogar stärker gesunken sind als das Geschäftsklima. In normalen Konjunkturzyklen gelten schon drei aufeinander folgende Rückgänge als Abschwung-Signal. Damit ergibt sich auch in Deutschland ein Spannungsfeld: Rückläufige Gewinnerwartungen der Unternehmen stehen der Hoffnung der Anleger gegenüber, dass die konstant niedrigen Zinsen wieder für steigende Unternehmensprofite und damit für positive Überraschungen sorgen.

Es prallen gewissermaßen zwei Welten aufeinander: Die Realwirtschaft mit sinkenden Unternehmensgewinnen und die Finanzmärkte mit der zinsbedingten Hoffnung auf steigende Profite. Diese Erwartung kann leicht enttäuscht werden oder ist vielleicht schon in dem kräftigen Kursanstieg 2019 enthalten.

Politische Risiken ausgepreist

Erschwerend kommt hinzu, dass die Anleger derzeit mehrheitlich politische Krisenherde weitgehend ignorieren. So ist der Handelsstreit zwischen den USA und China längst noch nicht gelöst, sondern erst einmal nur vertagt. Dasselbe gilt für den Konflikt zwischen den Vereinigten Staaten und der EU. Auch die zunehmenden wirtschaftlichen Probleme in Italien spielen an den Finanzmärkten aktuell kaum eine Rolle. Das gilt sogar für den möglichen No-Deal-Brexit.

Zwar nimmt mit jedem Tag, an dem die Aktienkurse steigen, der Anlagedruck auf die Marktteilnehmer zu, weil sie vermeintliche Gewinne verpassen. Der Erfolg an der Börse basiert aber vor allem auf dem Vermeiden von Verlusten. Aufgrund der wahrscheinlich überzogenen Gewinnerwartungen und der genannten politischen Risiken sollten Anleger besser vorsichtig agieren und Anlagekonzepte bevorzugen, die über Absicherungsinstrumente verfügen.

Aktien können weiterhin sehr attraktiv sein. Sollten die Erwartungen des Marktes aber nicht erfüllt werden, ist es ratsam, dass Depot abzusichern. Dies können institutionelle Investoren zum Beispiel durch den Verkauf von entsprechenden Futures auf den S&P500 und/oder den Dax umsetzen. Kundige Privatanleger können Zertifikate beimischen, die von fallenden Kursen des S&P 500 oder eines anderen marktbreiten Index profitieren.

Autor Andreas Enke ist Vorstand bei Geneon Vermögensmanagement.

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