Vermögensverwalter antworten Was müsste man tun, um den Euro zu erhalten – und muss man überhaupt?
Johannes Hirsch, Antea
Wo waren Sie damals beruflich, als der Euro startete?
Zu der Zeit arbeitete ich noch als Wertpapierberater in einer Bank. Die Gründung von Antea erfolgte erst zwei Jahre später (ohne kausalen Zusammenhang zum Euro).
Welcher ist für Sie der dunkelste Moment in 20 Jahren Euro?
Der war schon mehrere Jahre vor der Einführung des Euros: Ich war damals noch so blauäugig, Aussagen von Politikern zu glauben. Also setzte ich darauf, dass Italien der Gemeinschaftswährung niemals wird beitreten können, zu eindeutig wurden die Beitrittskriterien verfehlt. So musste mein privates Portfolio einige Verluste bei Puts auf die italienischen Staatsanleihen BTPs verbuchen. Aber wesentlich schlimmer als meine Verluste waren die für die Glaubwürdigkeit der neuen Währung, bevor sie überhaupt gestartet war.
Was müsste man tun, um den Euro zu erhalten, und muss man das überhaupt?
Es besteht überhaupt kein Zwang, etwas zu tun. Dann haben wir eben eine weichere Währung. Für eine härtere wären Regeln für Austritte und spätere Wiedereintritte eine geeignete Möglichkeit. Aber ob das politisch durchsetzbar ist?
Wer ist in 20 Jahren neu dabei, und wer ist raus?
Das entscheidet wahrscheinlich – leider! – die Politik.
Über den Euro bin ich froh, wenn ...
… ich in die anderen Euroländer reise, die dortigen Preise nicht umrechnen und kein Geld tauschen muss. Das ist schon sehr bequem.
Den Euro verfluche ich, wenn ...
… ich an den Konstruktionsfehler denke, unterschiedliche Mentalitäten der Länder bei unterschiedlicher Fiskalpolitik in eine gemeinsame Währung unter politischem Einfluss zu packen.
Rechnen Sie noch in Mark um?
Das habe ich noch viele Jahre getan, ich gestehe. Aber auch Preise in D-Mark hätten sich nach 20 Jahren geändert. Welchen Sinn gibt es noch, mit einem Preisniveau von vor 20 Jahren zu vergleichen?