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Aktualisiert am 13.07.2021 - 16:30 Uhrin Berufsbild BeraterLesedauer: 4 Minuten

Investments in Künstliche Intelligenz (KI) „KI ist die nächste industrielle Revolution“

Carsten Riehemann
Carsten Riehemann: Der Geschäftsführende Gesellschafter bei der Vermögensverwaltung Albrecht, Kitta & Co. ist seit Mitte der 1990er-Jahre als Vermögensverwalter und Vermögensberater für Unternehmer, Privatkunden und Stiftungen tätig. | Foto: Albrecht, Kitta & Co.

Bosch preschte vor wenigen Tagen mit auf den ersten Blick beeindruckenden Zielen vor. Der weltweit größte Auto-Zulieferer will in den kommenden Jahren die Zahl seiner KI-Experten von 1.000 auf 4.000 erhöhen. Bis 2021 sollen sich die entsprechenden Vorleistungen auf insgesamt 4 Milliarden Euro summieren.

Hintergrund ist, dass laut Experten-Schätzungen schon in sechs Jahren weltweit 2,5 Millionen autonom fahrende Shuttle-Busse unterwegs sein sollen. Die Unternehmensberatung Roland Berger schätzt den Markt allein für Roboter-Autos auf 60 Milliarden Dollar.

Autobranche anschauliches Beispiel 

Der Automobilbereich ist ein anschauliches Beispiel dafür, wie KI eine Branche dramatisch verändern wird. Entsprechende Umwälzungen finden jedoch in fast allen Bereichen der Wirtschaft statt. Leider spielen Europa und auch Deutschland bei diesen Umwälzungen bestenfalls in der zweiten Liga.

Dazu ein Beispiel: Allein Facebook hat im vierten Quartal 2018 einen Gewinn von fast 7 Milliarden Dollar ausgewiesen. Angesichts dieser Zahlen verblassen die Pläne von Bosch. Oder ein anderes Beispiel: Während die deutschen Autohersteller und Zulieferer autonomes Fahren bislang weitgehend nur simulieren, hat die Versuchsflotte der Alphabet-Tochter Waymo bereits mehrere Millionen Testmeilen real auf den Straßen Amerikas zurückgelegt.

USA first

Bislang sind vor allem Konzerne aus den Vereinigten Staaten bei Big Data und KI führend. Gelddruckmaschinen wie Alphabet oder Facebook verfügen über eine enorme finanzielle Power, um digitale Entwicklungen und Anwendungen voranzutreiben. Dazu kommt, dass in den USA deutlich mehr Risikokapital für Start-ups zur Verfügung steht.

China treibt das Thema ebenfalls mit Hochdruck voran. Auch hier gibt es mit Firmen wie Alibaba, Baidu oder Tencent Tech-Giganten, die locker Milliarden-Beträge in Forschung und Entwicklung stecken können. Außerdem gibt es in der Volksrepublik keinen vergleichbaren Datenschutz wie in Europa. Während der alte Kontinent den Firmen hierzulande das Leben durch bürokratische Regulierungen wie die EU-Datenschutz-Grundverordnung schwermacht, sammeln chinesische Firmen milliardenfach Daten. Genau die sind der Rohstoff für Digitalisierung und KI.

Enorme Wohlstandsgewinne

Die Unternehmensberatung PwC erwartet, dass in Europa bis 2030 jährlich mit KI 1,8 Billionen Dollar umgesetzt werden. Der Anteil am Bruttoinlandsprodukt (BIP) soll bis dahin auf 9,9 Prozent steigen. Das hört sich erst einmal gut an, ist es aber nicht. Denn in Nordamerika soll der entsprechende Markt auf 3,7 Millionen Dollar zulegen und 2030 14,5 Prozent vom BIP ausmachen.

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In China sollen sogar in gut zehn Jahren bereits 7 Billionen Dollar mit KI erwirtschaftet werden und mehr als ein Viertel der dortigen Wirtschaftsleistung beisteuern. Zum Vergleich: Das gesamte BIP Deutschlands ist gerade einmal halb so hoch, wie der 2030 erwartete BIP-Beitrag durch KI in der Volksrepublik. Insbesondere in Sektoren wie Telekommunikation oder E-Commerce sind chinesische Unternehmen bereits weltweit mit führend.

KI verändert Alltag der Menschen

Wie schnell eine neue Technologie wie KI die Wirtschaft und den Alltag der Menschen verändern kann, zeigen zum Beispiel Smartphones. Erst vor gut zehn Jahren brachte Apple das erste Iphone auf den Markt. Heute hat fast jeder Schüler ein smartes Handy in der Tasche. Angesichts dieser rasanten Entwicklungen schreiben die US-Streitkräfte in einer vor Kurzem veröffentlichten Studie: „Künstliche Intelligenz und Big Data versprechen, die Weltordnung neu zu gestalten.“

PwC erwartet den höchsten Einfluss von KI in den Bereichen Handel und Konsumgüter, Hotels, Restaurants, Bildung, Gesundheit und im öffentlichen Sektor. Schon heute sorgen Firmen wie Amazon, Alibaba oder Takeaway für ein spürbar geändertes Kaufverhalten der Konsumenten.

Roland Berger-Chef Charles-Édouard Bouée meint, dass nach dem PC, dem Internet und der Mobiltechnologie es nun die KI sei, die über den Erfolg und Misserfolg von ganzen Volkswirtschaften entscheide. Während in den USA gigantische Mengen von privatem Kapital und in China sowohl die Privatwirtschaft als auch der Staat die Digitalisierung vorantreiben, fehlt in Europa komplett ein staatlich organisierter und geförderter Rahmen.

Ausgeprägte Technologie-Skepsis

Dass Europa beim Thema KI hinterherhinkt, hängt jedoch auch mit der Ablehnung breiter Bevölkerungsschichten zusammen. Nach einer Umfrage des Markt- und Meinungsforschungsinstituts Yougov sehen in Deutschland nur 13 Prozent der Babyboomer einen Nutzen von KI. Fast ein Drittel der Befragten adressiert dagegen die Risiken. Tatsächlich werden laut einer Studie der OECD in Deutschland bis zu 20 Prozent der Arbeitsplätze durch KI bedroht.

Es entstehen jedoch auch neue Jobs. Gleichzeitig können mit einer hoch automatisierten Produktion auch kleinere Firmen wirtschaftlich arbeiten. Wenn Arbeitskosten insgesamt nicht mehr so stark ins Gewicht fallen, kann das zu einer Rückverlagerung der Produktion aus dem Ausland führen und hier neue Arbeitsstellen schaffen.

Unabhängig von der Rolle Europas oder Deutschlands ist absehbar, dass sich KI und Big Data zu weltweit dominierenden Megatrends entwickeln. Für Kapitalinvestoren ist es zweitrangig, welche Länder dabei das Rennen machen. Sie können auch in chinesische oder US-Titel mit KI-Geschäftsmodellen investieren. Hauptsache, sie sind mit dabei.

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