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Vermögensverwalter erklärt 4 bedenkliche Folgen des ETF-Booms

Von Lesedauer: 3 Minuten
4 bedenkliche Folgen des ETF-Booms
Foto: Lorenzo Cafaro
André Kunze, geschäftsführender Gesellschafter bei der Prometheus Vermögensmanagement GmbH in Langenfeld

Die Gründe für den Boom der Exchange Traded Funds (ETFs) sind schnell gefunden: ETFs sind in der Regel deutlich günstiger als aktiv gemanagte Fonds. Zudem unterliegt man als Anleger nicht dem Risiko, dass sich das eigene Investment schlechter als der Index entwickelt. Schließlich spiegelt ein ETF den Index stets exakt wider. Im Umkehrschluss bedeutet dies für ETF-Anleger jedoch auch, dass der Durchschnitt das Ziel ist, denn ein Index bildet immer den Durchschnitt eines Marktes ab.

Sich mit dem Durchschnitt zufriedenzugeben, ist bei der Kapitalanlage durchaus eine Überlegung wert, denn statistisch betrachtet sind nur die wenigsten Fondsmanager in der Lage, ihren Index zu schlagen. Als logisch denkender Anleger sollte man bei den genannten Argumenten für ETFs dennoch kurz innehalten und ins Grübeln kommen. Gehe ich für meine Pizza auch zum billigen Durchschnittsitaliener? Oder kaufen die großen Fußballclubs bevorzugt billige Durchschnittskicker, da die Ronaldos und Messis so rar gesät sind?

Per Saldo bin ich mir sicher, dass der aktuelle ETF-Boom nahezu ausschließlich auf das auch bei Anlegern um sich greifende Lemminge-Verhalten zurückzuführen ist. Ebenso wie wir im Fernsehen nur noch Kochtanzsingratesendungen schauen, setzen wir als Anleger bei der Geldanlage zunehmend auf die gleichen Pferde. Während uns die Finanz- und Fernsehindustrie allerdings Glauben macht, wir hätten dies als Konsumenten exakt so nachgefragt, wird wohl eher anders herum ein Schuh draus. Man tischt uns auf und wir lassen uns, naiv wie wir sind, zur Durchschnittlichkeit verführen.

Im Falle von ETFs stimmt diese Tendenz bedenklich:

Kontrollmechanismen werden ausgehebelt

Während ein aktiver Fondsmanager bei seinen Aktien ein vitales Interesse daran hat, auf Hauptversammlungen genauestens zu prüfen, wie er abstimmt, ist dies bei der Verwaltung eines ETFs uninteressant. Schließlich bildet die auflegende Bank lediglich einen Index nach und hat bei den im ETF gehaltenen Aktien keine Eisen im Feuer. Die Flut an ETFs führt also dazu, dass HV-Beschlüsse immer häufiger kritiklos durchgewunken werden und die Aktionäre als Kontrollinstanz zunehmend zahnloser werden.

Überreizung von Marktbewegungen

Da Indizes auf Basis der Marktkapitalisierung zusammengesetzt werden und nur eine begrenzte Anzahl an Werten enthalten, führt die Flut an ETFs dazu, dass sich die Kapitalströme nur auf wenige, große Werte fokussieren. Das wiederum verstärkt deren Kursentwicklung sowohl in die positive als auch in die negative Richtung und führt in Boom-Phasen zu überzogen hohen und in Baisse-Phasen zu übertrieben niedrigen Kursen und Bewertungen.

Verpasste Chancen

Je mehr Anleger sich über ETFs auf die großen, teuren Indexschwergewichte konzentrieren, desto mehr Chancen ergeben sich abseits dieser Pfade. Fundamental hervorragende Aktien außerhalb der Indizes bleiben vielfach zunächst unentdeckt und unterbewertet, bieten am Ende jedoch das bessere Chance/Risikoverhältnis.

Das Regiment der Gleichgültigkeit

Wenn kaum jemand mehr Anlageentscheidungen aus Abwägung und Überlegung tätigt und die Mehrheit unkritisch dem Durchschnitt des Index folgt, bestimmen allein Gleichgültigkeit und Größe die Märkte. Ein ziemlich trostloses Weltbild.

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