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Vermögensverwalter: „Gold steckt in einer Hausfrauen-Rally“

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DAS INVESTMENT.com: Kann man in globalisierten Zeiten überhaupt noch vernünftig allokieren, wenn Nestlé und Coca-Cola weltweit arbeiten und rein zufällig ihre Sitze in der Schweiz und den USA haben?

Hölscher: Risiken streuen kann man wunderbar mit mittelgroßen und kleinen Nebenwerten, die noch lokal, nicht global eine Nische füllen und nicht in jedem Index enthalten sind.

DAS INVESTMENT.com: Herr Heller, spüren Sie in Baden-Württemberg eine Flucht in Sachwerte?

Heller: Ja, und das überrascht auch nicht. Obwohl der Markt eigentlich keine Inflation einpreist, gibt es eine Medienwelle in Richtung Inflationsangst. Deshalb interessieren sich die Leute bei uns mehr für Immobilien.

DAS INVESTMENT.com: Hier in Hamburg kostet ein Zinshaus das 25-Fache der Jahresmiete.

Heller: In Stuttgart bekommen Sie sogar noch ein besseres. Mehr als das 20-Fache müssen Sie kaum bezahlen.

DAS INVESTMENT.com: Auch eine ganze Menge.

Heller: Sicherlich. Aber gemessen an den niedrigen Bauzinsen von aktuell rund 4 Prozent ist das keine schlechte Idee.

Hölscher: Allerdings steckt auch hier immer eine Spekulation auf steigende Preise drin. Irgendwann müssen die Kredite mit neuem Zinssatz verlängert werden.

Heller: Viele unserer Kunden wollen gar nicht verkaufen. Erst haben sie darüber nachgedacht, sich dann aber gefragt, was das Geld auf einem Konto soll.

DAS INVESTMENT.com: Wollten die nach der vielen Unsicherheit einfach mal was festhalten?

Heller: Das könnte sein. Immerhin war die Nachrichtenlage in den vergangenen drei Jahren zerfahren.

DAS INVESTMENT.com: Was sagt es über Anleger aus, wenn auf Kreuzfahrtschiffen und in Fußgängerzonen Automaten stehen, an denen sich Leute Goldbarren ziehen können?

Hölscher: Das könnten Vorboten einer Blase sein.

Heller: Ja, es klingt nach einer Hausfrauen-Rally.

Stubenrauch: Bei den kleinen Stückelungen muss der Goldpreis um 30 Prozent steigen, nur damit Sie überhaupt in die Gewinnzone kommen. Damit wirkt es wie eine Modeerscheinung, die nichts mit nachhaltigem Investieren zu tun hat.

Heller: Es erinnert mich an die Tulpen-Spekulation im 17. Jahrhundert in Holland. Der Goldpreis ist spekulationsgetrieben, und im Gegensatz zu Aktien und Anleihen trägt Gold keine Früchte. Als Anlageklasse eignet es sich deshalb im Grunde nicht. Physisch habe ich selbst jedoch auch etwas Gold für Krisenzeiten.

Stubenrauch: Als Wertaufbewahrungsmittel in der Krise ist es geeignet. Aber dann davon leben? Das wird nicht gehen, wer soll es abkaufen?

Hölscher: Außerdem kann der Durchschnittsanleger gar nicht genug Gold kaufen, ohne dass es ihm die Asset Allocation zerstört. Deshalb darf es für ihn gar kein so großes Thema sein.