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Aktualisiert am 29.01.2020 - 11:09 Uhrin UnternehmenLesedauer: 7 Minuten

Vermögensverwalter im Gespräch „An Aktien führt 2020 kein Weg vorbei“

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Neben den Zinsen sind die Unternehmensgewinne für die Aktienkurse entscheidend. Bei den 30 Dax-Konzernen werden diese 2019 voraussichtlich um 15 Prozent fallen. Müsste es nicht viel düsterer für den zyklischen Dax aussehen?

Wittek: Die Börsen laufen nahezu immer der Realwirtschaft voraus. Diesen Gewinnrückgang hat der Dax bereits im vergangenen Jahr verarbeitet.

Herrmann: Der Markt setzt auf Konjunkturerholung. Die Frühindikatoren sind ja bereits fast zwei Jahre gefallen, nun zeigt sich auf niedrigem Niveau eine Stabilisierung. Nach der enttäuschenden Entwicklung bei den Unternehmensgewinnen in diesem Jahr könnte es 2020 wieder etwas besser laufen. Mehr als fünf Prozent Gewinnsteigerung sind jedoch unwahrscheinlich – die Markterwartung liegt derzeit noch beim Doppelten.

Günther: Das aktuelle Dax-Niveau preist – vor dem Hintergrund des verzerrten Anleihenmarktes, unterlassener Goodwill-Abschreibungen und milliardenschwerer Pensionslöcher – ein künftiges weiteres Unternehmenswachstum auf völligem Ga-Ga Niveau ein. Das wird so nicht bleiben.

In diesem Jahr hat der Handelsstreit zwischen den USA und China die Märkte dominiert. Jetzt gibt es einen ersten Deal. Ist das Handelsabkommen damit durch und der Streit beigelegt?

Wittek: Vereinbart wurde ja erst einmal nur der sogenannte Phase-1-Deal, der wichtige strittige Fragen ausklammert. Ob es hier 2020 ebenfalls zu einer Einigung kommt, oder ob Trump das Thema im Wahlkampf wieder hochfährt, ist fraglich und lässt sich kaum prognostizieren.

Herrmann: Wir hoffen, dass es jetzt nach dem für beide Seiten gesichtswahrenden Deal etwas ruhiger wird an der Handelsfront. Denn neue Zölle könnten die Weltkonjunktur in einen nachhaltigen Abschwung treiben.

Kann der Brexit den Aktienmärkten noch gefährlich werden?

Günther: Klar. Besonders für die Briten selbst wird es hart. Anlagetechnisch sehen wir aber, so skurril es klingt, hier deutliche Chancen.

Wittek: Für die Weltwirtschaft hat der Brexit jedoch keine große Bedeutung.

In welcher Bandbreite werden sich Dax und Dow Jones nach Ihrer Einschätzung im kommenden Jahr bewegen?

Herrmann: Plus/minus zehn Prozent – mindestens. Nach unten geht es meist schneller und irrationaler. Trotzdem führt kein Weg an der Aktie vorbei.

Wittek: Wir gehen von moderaten Kursgewinnen aus.

Günther: Mal schauen. Die relativen Bandbreiten können erheblich werden. Die Wahrscheinlichkeit für ein Abtauchen von mehr als 30 Prozent erscheint deutlich höher als ein Anstieg von nur 15 Prozent.

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