Vermögensverwalter Joachim Paul Schäfer „Handelskrieg ist nicht das einzige Risiko für die Finanzmärkte“
Und damit sind wir beim nächsten Problem: Die Marktteilnehmer preisen bereits zwei bis drei Zinssenkungen der US-Notenbank ein. Bislang unterstützt das die Aktienmärkte. Doch die Fed könnte die Erwartungen enttäuschen. Außerdem besteht die Gefahr, dass die Börsianer ihre Interpretation ändern. Noch freuen sie sich über das demnächst wieder preiswertere Geld. Zinssenkungen könnten jedoch auch als Zeichen der Schwäche der US-Wirtschaft gewertet werden. Zur Erinnerung: Den zurückliegenden Zinserhöhungszyklus feierten die Anleger als Zeichen der Stärke der amerikanischen Konjunktur. Warum soll das nicht auch umgekehrt gelten?
Darüber hinaus steht das US-Handelsdefizit auf einem Allzeithoch. Fallen die Zinsen, erschwert dies die Finanzierung der US-Schulden, denn es wird weniger neues Geld in die USA fließen.
Nach der Fed hat nun auch EZB eine Lockerung ihrer Geldpolitik angedeutet. Umgehend verlor der Euro an Wert, was wiederum die europäischen Exporte in den Dollarraum verbilligt. Trump gefällt das gar nicht und nannte die Pläne von Draghi: „Sehr unfair gegenüber den Vereinigten Staaten.“ Man kann nur hoffen, dass sich das nicht zu einem Währungskrieg hochschaukelt.
1.200% Rendite in 20 Jahren?
Die Aufzählung der Risiken ließe sich noch lange fortsetzen mit Stichworten wie Krise im Nahen Osten um das iranische Atomprogramm, weltweit überbordende Schulden und so weiter. Natürlich sind die aufgezählten Krisenherde den Anlegern überwiegend bekannt. Sie scheinen aber keineswegs in den Kursen eingepreist zu sein - zumindest nicht an der weltweiten Leitbörse Wall Street.
Der S&P 500 stieg gerade erst auf ein neues Allzeithoch. Und das obwohl in den USA die Konjunktur in diesem Jahr voraussichtlich an Dynamik verliert und damit die Unternehmensgewinne unter Druck geraten könnten. Wir wollen nicht schwarzmalen, die Welt wird schon nicht untergehen. Es scheint aber an der Zeit zu sein, Gewinne an den Aktienmärkten mitzunehmen und den Bestand an Liquidität aufzubauen. Wahrscheinlich werden wir in diesem Jahr noch niedrigere Kurse sehen. Diese gilt es dann als Einstiegsgelegenheit zu nutzen.