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Vermögensverwalter Joachim Paul Schäfer Mehr Geld, mehr Inflation, mehr Gold

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Den Staaten und Notenbanken bleibt kaum etwas anderes übrig, als die Welt mit Geld zu fluten. Ansonsten droht das geltende Finanzsystem zu kollabieren. Und es findet sich wohl kaum ein Politiker oder Notenbanker, der eine Währungsreform als Alternative befürwortet.

So richtig gesund ist diese Schuldenorgie natürlich nicht. Aber unter den richtigen Rahmenbedingungen ist sie zu finanzieren. Das wichtigste Kriterium ist selbstverständlich der niedrige oder besser noch der negative Zins. So gelingt es Finanzminister Olaf Scholz, mit den neuen Schulden sogar noch Geld zu verdienen. Würde Scholz alle neuen Schulden durch die Ausgabe zehnjähriger Bundesanleihen finanzieren, würde der Staat fast eine Milliarde Euro pro Jahr an negativen Zinsen kassieren.

Blaupause Japan

Wie weit sich das Schuldenkarussell drehen kann, macht Nippon vor. Schon vor Jahren hieß es, Japan stünde vor dem Staatsbankrott. Damals steckte das Land der aufgehenden Sonne mit 130 Prozent des BIPs in der Kreide. Bis heute hat sich das Staatsdefizit auf rund 250 Prozent nahezu verdoppelt. Doch dank der Bank of Japan ist nichts passiert.

Trotzdem müssen sich die Staaten irgendwann von ihrer Schuldenlast befreien - zumindest von der realen. Erfahrungsgemäß geht das nur durch etwas Wirtschaftswachstum gepaart mit Inflation. Wie das funktioniert, haben die USA nach dem Zeiten Weltkrieg gezeigt, als sie sich ähnlich hoch verschulden mussten wie heute. Auch damals trugen die Amerikaner ihren Schuldenberg durch Wirtschaftswachstum und Inflation ab.

Da sich in der Corona-Krise zu dem Nachfrage-Schock gleichzeitig ein Angebots-Schock gesellt, sind mittelfristig wieder steigende Preise durchaus denkbar. Bis ein Impfstoff entwickelt wird, dürften beispielsweise Fluggesellschaften oder Hotels mit deutlich geringeren Kapazitäten als früher arbeiten. Die Lebensmittelpreise in den Supermärkten haben bereits angezogen - vor allem Obst und Fleisch sind teurer geworden. Und wenn tatsächlich die Inflation insgesamt anziehen sollte, dürften die Notenbanken noch lange Zeit die Füße stillhalten, bevor sie eingreifen. Wohl kaum ein Notenbanker wird Gefahr laufen wollen, die Konjunktur durch Zinserhöhungen zu belasten.

In einem solchen Umfeld verliert Papiergeld als Wertaufbewahrungsmittel an Bedeutung. Und die von Gold steigt. Denn im Gegensatz zu Papiergeld ist das Edelmetall nicht beliebig vermehrbar. Welchen Schluss Anleger daraus ziehen sollten, liegt auf der Hand.


Über den Autor:
Joachim Paul Schäfer ist Partner bei der PSM Vermögensverwaltung aus Grünwald bei München.

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