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Vermögensverwalter-Kommentar: Augen auf beim Anleihekauf

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Ein aktueller Fall

Als klassisches Beispiel für die beschriebene Art des Wertpapiervertriebs lassen sich übrigens die Schuldverschreibungen der WGF Westfälische Grundbesitz und Finanzverwaltung AG anführen. Über mehrere Jahre hinweg hatte die Gesellschaft verschiedene Anleihen vertrieben und diese in Anzeigen und Interviews aggressiv als mündelsicher beworben. Es wurde jeweils so viel Geld wie möglich eingesammelt, das maximale Emissionsvolumen zum Teil aber deutlich verfehlt.

Mitte 2011 kamen erste Vorwürfe auf, dass es sich hier um ein Schneeballsystem handele und die WGF möglicherweise nur durch immer neue Anleihegelder überleben könne. Wohl auch, weil diese zuletzt ausblieben, musste das 2003 gegründete Immobilienunternehmen nun vor wenigen Tagen Insolvenz anmelden. Hauptgläubiger sind mit knapp 200 Millionen Euro die Anleihebesitzer. Zwar wurde stets mit der Besicherung der Papiere durch Immobilien geworben, deren Werthaltigkeit muss allerdings stark bezweifelt werden. Entsprechend notierten die Schuldverschreibungen an der Frankfurter Börse kurz vor der Kursaussetzung auch nur noch zu einem Viertel des ursprünglichen Ausgabepreises.

Orientierung an Profis ratsam

Nun steht natürlich nicht jeder Emittent, der bei der Platzierung seiner Anleihen oder Genussscheine von der klassischen Vorgehensweise mit sehr begrenzter Zeichnungsfrist und definiertem Zielvolumen abweicht, kurz vor der Insolvenz. Dennoch ist bei derartigen Verfahren ein sehr hohes Maß an Vorsicht geboten. Das ergibt sich schon allein daraus, dass sich diese Platzierungen nahezu ausschließlich an Privatanleger richten.

Institutionelle Investoren oder semiprofessionelle Anleihekäufer, die sich durchaus auch für kleinere Emissionen interessieren, fallen als erfahrene Kontrollinstanz bezüglich der tatsächlichen Solvenz des Schuldners sowie der Werthaltigkeit möglicherweise hinterlegter Sicherheiten damit aus. Ihnen erscheint das Chance-/Risiko-Verhältnis ganz offensichtlich nämlich nicht attraktiv genug. Oft fehlt zudem ein Listing oder der Handel ist sehr illiquide (hohe Spreads), was zu unnötigen Kosten und Schwierigkeiten bei einem vorzeitigen Ausstieg führen kann.

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