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Vermögensverwalter-Kommentar: Öl ins Feuer

Uwe Zimmer
Uwe Zimmer
Der Ölpreis steht derzeit in etwa auf dem gleichen Niveau wie im vergangenen Winter. Ruhe und Entspannung auf diesem Feld also? Eher nicht, denn dazwischen lag eine Berg- und Talfahrt, die 2013 noch heftiger ausfallen wird.

So kostete Brent im November 2011 rund 110 Dollar, derzeit liegt das Fass bei 109 Dollar. Dazwischen lag aber ein Anstieg auf fast 130 Dollar, gefolgt vom Absturz unter die 90-Dollar-Marke. Kein Wunder, ließen doch weltweit schlechtere Konjunkturerwartungen und Förderausweitungen den Preis sinken, die Angst vor einem Krieg rund um Syrien ihn dagegen steigen. Am Ende pendelte er sich dann wieder da ein, wo er begonnen hatte. Viel Lärm um nichts also?

Ja, klar, denn das ist an den Märkten grundsätzlich so. Jede Nachricht kann eine Börsennachricht sein und Preise in die Höhe schießen oder in den Keller sacken lassen. Beim Öl gilt das gleich doppelt und dreifach: Hier zählen nicht nur Nachrichten zur Nachfrage und solche zum Angebot als entscheidend, sondern auch politische Veränderungen in den Förderländern – und das weltweit. Die Verknappung der Produktion in Venezuela kann also im Zweifel schon dazu führen, dass auf den Spotmärkten der Preis heftig nach oben ausschlägt. Kommen dann Nachrichten zu einer Abkühlung der Konjunktur in China, das deshalb weniger Öl braucht, geht die Reise wieder abwärts.

So ist es 2012 geschehen und so wird es auch 2013 weitergehen. Nur werden die Ausschläge größer sein. In diesem Jahr bestimmen die Schlagzeilen zur US-Präsidentenwahl das Weltgeschehen, selbst der Bürgerkrieg in Syrien findet kaum noch Nachhall. Der Sturm Sandy wird als wichtiger erachtet als die Konflikte zwischen Iran und Israel, Syrien und der Türkei oder innerhalb des Irak. Und diese Betrachtung wird sich 2013 ändern. Die USA werden, zumindest wenn Florida schnell und korrekt auszählt, Anfang des Jahres einen Präsidenten haben, der Sturm ist dann Geschichte.

Dann werden sich die Märkte wieder mit den weniger großen, weiter entfernten Bühnen beschäftigen. Und hier ist mächtig Druck im Kessel: Vor allem die Lage in Syrien ist weit davon entfernt, beruhigt zu sein. Viel mehr ist zu erwarten, dass nach dem Winter eine Entscheidung gesucht werden wird, von Seiten Assads wie auch der Opposition. Auch der schwelende Konflikt zwischen Israel und den Iran über die Atomanlagen wird nach der US-Präsidentenwahl wieder aufflammen – und dann heftiger als zuvor. Auch der Abzug der US-Truppen aus dem Irak, der Terror im Jemen, die Folgen des arabischen Frühlings in Nordafrika: All dies betrifft direkt die Öl produzierenden Staaten – und damit die Märkte. Da Unruhen immer mit Verknappung gleichgesetzt werden, sollte dies den Ölpreis treiben.

Auf der anderen Seite steht die schlappere Weltkonjunktur, die die Nachfrage eher bremst. Ein milder Winter oder die beständig gemeldeten neuen Funde drücken ebenfalls auf die Preise. So ist es durchaus möglich, dass der Ölpreis in einem Jahr wieder auf dem gleichen Stand wie heute liegt. Der Weg dahin wird aber heftig.

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