Vermögensverwalter Marco Herrmann Aktien vor langfristigem Kursanstieg
0,389 Prozent – so viel „kosteten“ neulich Bundesanleihen mit zehnjähriger Restlaufzeit. Anleger, die zu diesem Zeitpunkt 10.000 Euro in Bunds investiert haben, bekommen also in zehn Jahren rund 9.620 Euro zurück. Dabei ist die Inflation noch nicht einmal berücksichtigt. Diese lag in Deutschland im Juni bei immerhin 1,6 Prozent. Real lag der Minusrekord bei deutschen Bundesanleihen also sogar bei rund zwei Prozent. Die Kaufkraft der investierten 10.000 Euro sinkt somit bis 2029 auf nur noch 8.170 Euro – das ist ein denkbar schlechtes Geschäft.
Dass die Renditen an den Anleihemärkten so niedrig wie noch nie sind, hat vielfältige Gründe. Am stärksten hat die unkonventionelle Geldpolitik der vergangenen zehn Jahre den Marktzins beeinflusst. Doch auch die demographische Entwicklung senkt die Zinsen. Die Menschen werden immer älter und sparen mehr. Ebenso wurden aufgrund der langen Friedenszeit keine Vermögen durch Kriege vernichtet.
Es stehen damit also ein immer mehr Mittel zur Geldanlage zur Verfügung – die Nachfrage nach den vermeintlich sicheren Staatsanleihen steigt, ihre Renditen fallen. Schließlich haben auch immer neue Regularien vor allem institutionelle Anleger förmlich in die Schuldverschreibungen der Staaten getrieben.
1.200% Rendite in 20 Jahren?
Kein Ende der Niedrig-Zinsen
Jetzt steht die Geldpolitik vor einer neuen Lockerungsrunde. Zinserhöhungen im Euroraum sind auf lange Sicht unrealistisch. Vielmehr wird voraussichtlich der Einlagensatz von 0,4 auf 0,5 gesenkt. Verschiedene Marktteilnehmer erwarten sogar, dass es für die Geschäftsbanken noch teurer wird, wenn sie Kapital bei der EZB parken.
Allmählich gehen den Anlegern die Optionen für renditestarke Investments im Rentenmarkt aus. Mittlerweile gibt es weltweit Anleihen im Volumen von 12.500 Milliarden US-Dollar, die negativ verzinst sind. Rund 75 Prozent der deutschen Bundesanleihen rentieren negativ. Österreich hat eine 100-jährige Anleihe mit einem Kupon von etwas mehr als einem Prozent begeben. Unternehmensanleihen mit einem BBB-Rating werfen im Durchschnitt nur noch 0,5 Prozent ab. Selbst Nachranganleihen liefern nur noch mickrige Renditen.