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Vermögensverwalter Mark-Uwe Falkenhain Nachhaltige Aktien schlagen Dax und MSCI World

Die Debatte über den Klimaschutz ist nicht mehr wegzudenken. Das zeigen zum Beispiel die Erfolge der Grünen bei den jüngsten Wahlen oder die Friday for Future-Demonstrationen. Das Thema ist aber längst auch in der Wirtschaft angekommen. Ein Beleg dafür ist, dass auf der diesjährigen IAA nicht ein PS-strotzender Sportwagen oder ein SUV der Star ist, sondern der elektrische angetriebene Kompaktwagen ID.3 von Volkswagen. Ein weiterer Beleg ist der Hype um Beyond Meat - das gilt sowohl für die Aktie als auch für die veganen Burger-Patties. 

Diese Entwicklung wirkt sich natürlich auch auf die Finanzbranche aus. Immer mehr Investoren erwarten, dass ihre Kapitalanlagen mit der Umwelt, mit der Gesellschaft und mit der Corporate Governance, also den ESG-Kriterien, im Einklang stehen. Dass geschieht nicht zuletzt auch aufgrund der Erkenntnis, dass langfristig betrachtet ESG-konforme Investments eine bessere Rendite liefern als herkömmliche Kapitalanlagen. 

Die Überlegenheit ökologisch und sozial verträglicher Investments belegt eindrucksvoll der Global Challenges Index, kurz GCX genannt, den die Börsen Hamburg und Hannover bereits vor gut zwölf Jahren entwickelt haben. 

Klare Outperformance

In dem Zeitraum von Anfang September 2007 bis Ende August 2019 ist der Deutsche Aktien Index Dax um 49 Prozent gestiegen. Der MSCI World kommt in diesem Zeitraum dagegen auf ein Plus von 108 Prozent. Noch besser schneidet jedoch der GCX ab. Der Nachhaltigkeits-Index legte in den zurückliegenden zwölf Jahren um 174 Prozent zu und hängte damit den deutschen (Dax) und den weltweiten (MSCI) Aktienmarkt um Längen ab. 

Die Performance-Vergleiche liefern zwei offensichtliche Erkenntnisse. Erstens zahlt es sich aus, international zu diversifizieren - der MSCI World schlägt klar den Dax. Ein Home Bias kostet also Rendite. Und zweitens entwickeln sich langfristig betrachtet Aktien, die ESG-Kriterien genügen, besser als herkömmliche - das belegt die deutliche Outperformance des GCX gegenüber dem MSCI World. Die signifikant bessere Wertentwicklung lässt sich erklären: Durch nachhaltig orientierte Auswahlkriterien lassen sich Risiken in der Geschäftspolitik vermeiden. Eine nachhaltige Geldanlage kostet keine Rendite, sondern steigert diese durch die Vermeidung verschiedener Risiken. 

Der GCX greift auf ein Anlageuniversum aus 12.000 internationalen Aktien zurück, in die sich grundsätzlich unter Berücksichtigung der Kriterien Liquidität, Sicherheit und Rendite investieren lässt. In einem Best-in-class-Verfahren werden in einem ersten Schritt die zehn Prozent besten ethisch-nachhaltigen Unternehmen ihrer Branche herausgefiltert. In einem zweiten Schritt analysiert die Nachhaltigkeits-Ratingagentur ISS-Oekom welche der verbliebenen 1.200 Aktien einen sogenannten Prime Status erhalten. Dazu müssen sie ökologischen, sozialen und governancebezogenen Standards entsprechen. Außerdem werden die Produkte und Dienstleistungen in Bezug auf die Sustainable Development Goals der Vereinten Nationen (UN) bewertet. 

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In einem weiteren Schritt kommen Ausschlusskriterien zum Zug. Dabei werden Aktiengesellschaften, die auf kontroversen Geschäftsfeldern agieren, aussortiert. Dazu zählen unter anderem die grüne Gentechnik, Rüstung oder fossile Brennstoffe und Kernenergie. Kontroverse Geschäftspraktiken wie ein negatives Umweltverhalten, Menschen- und Arbeitsrechtkontroversen oder Korruption werden ebenfalls sanktioniert. 

Sieben globale Herausforderungen

Aus den verbliebenen 400 Aktien wählt ISS-Oekom die 50 Werte aus, die im Rahmen ihres Kerngeschäftes aktiv substantielle Beiträge zum Umgang mit den sieben globalen Herausforderungen der Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen (UN) leisten - zum Beispiel die Bekämpfung der Ursachen und Folgen des Klimawandels, die ausreichende Versorgung mit Trinkwasser oder den Erhalt der Artenvielfalt. Diese Auswahl nach Positiv-Kriterien trifft ebenfalls ISS-Oekom. 

Das Ergebnis ist ein konzentriertes Portfolio aus 50 Aktien, die eine gute Rendite versprechen, und ESG-Kriterien nicht verletzen, sondern vielmehr einen nachhaltigen Beitrag für eine positive Entwicklung der Gesellschaft und der Umwelt leisten. 

Regelmäßige Überprüfung

Eine halbjährlich stattfindende Reallokation des Index belegt, dass das Portfolio auch wirklich überwacht wird und Verstöße geahndet werden. So fiel zuletzt das dänische Unternehmen Vestas aus dem Index raus. Der weltweit größte konzernunabhängige Hersteller von Windturbinen gilt zwar gemeinhin als „grünes“ Unternehmen. Allerdings gab es Berichte über Versäumnisse im Gesundheits- und Sicherheitsmanagement der Produktionsstätte für Rotorblätter in Daimiel (Spanien). Dies wertete ISS-Oekom als Verstoß gegen die Ausschlusskriterien des GCX. 

Ersetzt wurde Vestas durch das Tarkett. Das deutsche Unternehmen produziert und verkauft Bodenbeläge - von Teppichen und Holzböden bis hin zu Sportböden. Aus Nachhaltigkeitssicht beurteilt ISS-Oekom die Zertifizierung der verwendeten Rohstoffe und Produkte nach branchenspezifischen Nachhaltigkeitslabels positiv. Dabei geht es unter anderem um den Verzicht auf gesundheits- und umweltschädliche Stoffen und die Optimierung des Material- beziehungsweise des Ressourcenverbrauchs über den gesamten Lebenszyklus. 

Die erfolgreiche Performance des GCX widerlegt das alte Vorurteil, dass nachhaltiges Investieren Rendite koste. Vielmehr belegt die Outperformance des Index das Gegenteil: Die strikte Beachtung von ESG-Kriterien steigert langfristig den Ertrag. 

Autor Mark-Uwe Falkenhain ist Vorstand beim Vermögensverwalter Geneon.

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