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Vermögensverwalter Markus Richert Früher planen heißt länger genießen

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Im Jahr 1960 erhielten die Menschen nur durchschnittlich 9,9 Jahre lange ihre gesetzlichen Altersbezüge. Betrachtet man den Barwert der zukünftigen Rentenzahlungen eines Durchschnittsrentners, so kommt man bei einem unterstellten Zins von einem Prozent pro Jahr auf einen Wert in Höhe von 299.484 Euro.

Der Barwert ist der Wert, den zukünftige Zahlungen in der Gegenwart besitzen. Er wird durch Abzinsung der zukünftigen Zahlungen und anschließendes Summieren ermittelt. Die gesetzliche Rente ist allerdings nichts weiteres als eine Verbindlichkeit des Staates und damit vergleichbar mit einer unverkäuflichen deutschen Staatsanleihe. Schätzungen unter Einbeziehung der gesetzlichen Rente gehen davon aus, dass das liquide Vermögen der Deutschen zu 80 Prozent in Geldwerten und nur zu 20 Prozent in Sachwerten investiert ist. Denn auch Versicherungen und Pensionskassen investieren in der Regel zu 90 Prozent in Anleihen.

Dramatisches Ungleichgewicht in der Vermögensbilanz

In der Folge sind Sachwerte, dazu zählen Aktien, Immobilien, Rohstoffe, Gold und Silber, in der Vermögensbilanz dramatisch unterrepräsentiert. Anzustreben wäre ein ausgewogenes Verhältnis von Geld- und Sachwerten. Vor allem im derzeitigen Umfeld, in dem Geldwerte kaum noch Ertrag abwerfen. Grundsätzlich sollten Investitionen nach Abzug der Inflationsrate eine positive Rendite erzielen um das Vermögen zu erhalten. Diesen Anspruch erfüllen derzeit weder Tagesgeld noch deutsche Staatsanleihen.

In den letzten Jahren herrschte außerdem eine extrem niedrige Inflationsrate. Von daher fiel der Wertverlust kaum ins Gewicht. Aber seit diesem Jahr zieht die Inflationsrate in Deutschland merklich an. Rentenleistungen sind der Inflation nahezu schutzlos ausgeliefert. Nur mit großer finanzieller Anstrengung ist man derzeit in der Lage, die Kaufkraft aufrechtzuerhalten. Bei einer Inflationsrate jenseits der vier bis fünf Prozent würden jedoch die Renten massiv leiden. Sachwerte dagegen sind wesentlich besser gegen das Inflationsrisiko geschützt.

100 Prozent Aktienquote – warum nicht?

Bezieht man die Barwerte von gesetzlichen Rentenleistungen in die Vermögensbilanz mit ein, wird sehr schnell ersichtlich, dass die meisten deutschen Haushalte in ihren privaten Vermögensanlagen einen viel höheren Anteil an Aktien und anderen Sachwerten vertragen könnten. Dadurch würde, ein ausreichend langfristiger Anlagezeitraum vorausgesetzt, auch die Durchschnittsrendite der Vermögen signifikant steigen.

Ein Blick in andere Länder mit höherer Aktienquote in den privaten Anlagen bestätigt dies eindrucksvoll. Eine ideale Möglichkeit um ein Gefühl für die private Vermögensbilanz zu erhalten, ist ein individueller Finanzplan. In einer Vermögensbilanz werden alle Anlagen entsprechend ihrer Vermögensklasse aufgeführt. Viele Wertpapierdepots könnten eine Aktienquote von 100 Prozent durchaus vertragen. Damit ließe sich das derzeitige Klumpenrisiko in den Geldwerten abbauen. Ziel muss es sein, in der privaten Vermögensbilanz auf eine ausgeglichene Balance zwischen Sach- und Geldwerten zu kommen. Je früher man sich damit beschäftigt, desto eher ist das Ziel erreichbar, ein paar Jahre früher den Ruhestand zu genießen. Im Vermögensaufbau gibt es zwei wichtige Komponenten, das sind die Zeit und die Rendite. Ein privater Finanzplan hilft dabei, beides optimal zu nutzen. Denn nur wer früh plant, kann langfristig genießen.

Autor Markus Richert ist Certified Financial Planer und Seniorberater Vermögensverwaltung bei Portfolio Concept Vermögensmanagement in Köln.

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