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Vermögensverwalter Oliver Zastrow Diese Chancen bietet die Agrarwende

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Pflanzliche Proteine sind aber wahrscheinlich erst der erste Schritt der Agrarwende. Weltweit arbeiten Start-ups an In-vitro-Fleisch, also Kunstfleisch, das im Glas, also im Labor wächst. Denn es ist klar, dass trotz einer wachsenden Zahl von Vegetariern und Veganern es weiterhin eine große Zahl von Menschen geben wird, die richtiges Fleisch essen möchten. Die Unternehmensberatung A.T. Kearney sagt in einer Studie zu dem Thema voraus, dass schon 2040 mehr als ein Drittel des gezüchteten Fleischs aus der Petrischale stammen wird.

Ein einem niederländischen Forscherteam um Mark Post hat den ersten In-vitro-Burger bereits 2013 der Öffentlichkeit präsentiert. Er war das Ergebnis einer jahrelangen Forschungsarbeit und kostete unglaubliche 250.000 Euro. Finanziert hat das Projekt Sergey Brin, der zusammen mit Larry Page Google gegründet hat. Zweieinhalb Jahre später stellte das amerikanische Start-up Memphis Meats ein Fleischbällchen aus Rinderstammzellen vor.

Zu den Pionieren bei In-vitro-Fleisch gehört auch Aleph Farms aus Israel. Deren Forscher ist es gelungen, aus einzelnen Kuhzellen Muskelgewebe wachsen zu lassen. Das künstlich erzeugte Fleisch soll sich geschmacklich von einem herkömmlichen Steak kaum unterscheiden.

Wie bei den pflanzlichen Fleischersatz-Produkten erkannten auch bei In-vitro-Fleisch etablierte Konzerne einen Zukunftstrend und sind in das Thema eingestiegen. 2018 beteiligten sich die Merck KGaA und die Bell Food Group an der niederländischen Firma Mosa Meat. Rund ein Jahr später kaufte sich die M-Industrie, eine Tochter der Schweizer Migros-Gruppe, bei Aleph Farms ein. Auch Cargill stieg bei dem israelischen Start-up ein, nachdem die Amerikaner bereits zuvor in Memphis Meats investiert hatten.

Kostenparität in Sicht

Noch ist die Produktion von Kunstfleisch für den Massenmarkt zu teuer. Doch sinkende Preise sind nur eine Frage des technischen Fortschritts. Die Blaupause dafür liefern Elektroautos. Seit Jahren werden deren Akkus, auf die 30 bis 40 Prozent des Gesamtpreises von Stromern entfällt, immer billiger. Schon in weniger Jahren werden E-Autos nicht nur im laufenden Betrieb, sondern auch in der Anschaffung preislich attraktiver als herkömmliche Verbrenner sein. In der Fleischproduktion zeichnet sich eine ähnliche Entwicklung ab.

Der renommierte Zukunftsforscher Lars Thomsen erwartet, dass Fleisch aus dem Labor im Jahr 2028 nur noch 30 Euro pro Kilo kosten wird. Dann wäre es bereits mit den Produkten vom Biofleischer preislich konkurrenzfähig.

Die Energie- und Mobilitätswende zeigen, dass nicht nur alte Geschäftsmodelle unter Druck geraten oder sogar nach und nach ganz von der Bildfläche verschwinden. Sie stellen gleichzeitig unter Beweis, dass neue junge Unternehmen entstehen und rasch Marktanteile gewinnen. Anleger bietet das die Chance, mit entsprechenden Investments gutes Geld zu verdienen. Wenn die ersten In-vitro-Start-ups an die Börse gehen, könnte sich ein Hype wie bei Tesla oder Beyond Meat durchaus wiederholen.

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