„Think big“ in China
Im Westen wenig bekannt sind die Dimensionen wie auch der hohe Innovationsgrad in der chinesischen Internet-Wirtschaft. Allein die an den US-Börsen gelisteten chinesischen Internet-Unternehmen erreichen zusammen eine Börsenkapitalisierung von 365 Milliarden US-Dollar. Internet-Gigant Tencent, der in Hongkong gelistet ist, bringt 210 Milliarden auf die Waage – zusammen ist das halb so viel wie sämtliche Unternehmen im Deutschen Aktienindex. Internet-Konzerne, die an den Börsen in Festland-China notiert sind, sind darin noch nicht enthalten.
Auch in Sachen Rentabilität stehen die Chinesen nicht zurück: Das Online-Handelshaus Alibaba hat aufgrund eines etwas anderen Geschäftsmodells zwar einen niedrigeren Umsatz als Amazon. Dafür schlagen die Chinesen die Ikone des Online-Handels im Westen beim Gewinn deutlich. Während die Amerikaner im vergangenen Geschäftsjahr 600 Millionen US-Dollar an Reingewinn verbuchten, kam Alibaba auf 3,7 Milliarden US-Dollar.
Innovativer als US-Unternehmen
Zudem bieten Alibaba sowie die anderen Internet-Giganten Baidu und Tencent inzwischen neben Online-Banking-Services und Kreditgeschäften eine Reihe weiterer Dienstleistungen, auf die Facebook & Co. vermutlich neidisch sind. So kann, wer als Kunde von Tencent sein Bankkonto mit dem WeChat-Account – früher ein Äquivalent zu WhatsApp – verbindet, jetzt darüber auch Essen bestellen, Filmkarten kaufen, Flüge buchen, Arzttermine vereinbaren, Bücher in der Bibliothek suchen, die Wasserrechnung zahlen oder Magazinartikel lesen. Bloomberg brachte es jüngst anerkennend auf den Punkt: „WeChat is a bit sticky“ – im Sinne von: Es ist so bequem, dass man kaum davon loskommt.