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Vermögensverwalter-Roundtable „Man sollte sich hüten, Kunden hohe Renditen vorzugaukeln“

Die Teilnehmer am Roundtable mit DAS INVESTMENT im Frankfurter Kongresshaus Kap Europa (von links nach rechts): Sebastian Klein, Vorstandsvorsitzender bei der Fürstlich Castell‘schen Bank in Würzburg; Hauke Hess, Portfoliomanager und Mitglied der Geschäftsführung bei Veritas Investment; Leo Willert, Fondsmanager und Geschäftsführer bei ARTS Asset Management (ein Unternehmen der C-Quadrat-Gruppe); und Klaus-Dieter Erdmann, Geschäftsführer der funds excellence sowie Gründer und Geschäftsführer der MMD Multi Manager GmbH
Die Teilnehmer am Roundtable mit DAS INVESTMENT im Frankfurter Kongresshaus Kap Europa (von links nach rechts): Sebastian Klein, Vorstandsvorsitzender bei der Fürstlich Castell‘schen Bank in Würzburg; Hauke Hess, Portfoliomanager und Mitglied der Geschäftsführung bei Veritas Investment; Leo Willert, Fondsmanager und Geschäftsführer bei ARTS Asset Management (ein Unternehmen der C-Quadrat-Gruppe); und Klaus-Dieter Erdmann, Geschäftsführer der funds excellence sowie Gründer und Geschäftsführer der MMD Multi Manager GmbH | Foto: Uwe Nölke

DAS INVESTMENT: Neben Aktien und Renten nutzen viele Asset-Manager mittlerweile auch alternative Assetklassen und Strategien. Reichen Aktien als Performance-Treiber nicht mehr aus?

Leo Willert: Das sollten wir differenziert betrachten, da sich an den Märkten fundamental einiges geändert hat. Im Jahr 2008 hat sich in der Assetklasse Aktien erstmals kein einziges Land und kein einziger Sektor gegen den Drawdown-Trend stellen können. Das war zwischen 2000 und 2003 noch anders – es gab seinerzeit Phasen, in denen etwa Länder wie Australien oder Italien über viele Monate positive Renditen abgeliefert haben. Es kommt hinzu, dass heute der Geldmarkt als sicherer Hafen mehr oder minder weggefallen ist. Bei europäischen Staatsanleihen rentiert mittlerweile bis zur zehnjährigen Laufzeit fast alles negativ. So ist für uns seit Langem auch die Assetklasse Commodities relevant. Wir investieren hier zwar nicht direkt etwa in ETCs, aber nehmen bei Bedarf breiter diversifizierte Rohstofffonds oder -ETFs ins Portfolio mit auf.

Hauke Hess: Ich war schon immer ein Befürworter von alternativen Renditequellen, deren Charakter ist, dass sie zum Aktienmarkt gering korreliert sind. Nur hat man heute das Gefühl, dass bei den neuen alternativen Strategien auch viel Marketing im Spiel ist. Vor allem reicht es nicht, dass man aus der Not heraus alternative Renditequellen entdeckt, weil Anleihen gegenwärtig einfach keinen Spaß mehr machen. Die neuen Renditequellen sollten nicht erst im Niedrigzinsumfeld, sondern auch schon vorher funktioniert haben.

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Sebastian Klein: Ich glaube, es ist ein großes Missverständnis, dass wir vorrangig nur ein Search-for-Yield-Problem hätten. Bei niedriger Inflation müssen wir uns mit niedrigeren nominalen Renditen arrangieren – in der Verarbeitung der Finanzkrise ist das die neue Normalität an den Märkten. Man sollte sich hüten, Kunden vorzugaukeln, dass in diesem Umfeld hohe nominelle Renditen möglich sind – wo Wachstum und Inflation niedrig und die Zinsen negativ sind. Ein zweiter Punkt: Für uns bleiben Anleihen weiterhin extrem wichtig, wenn sie aktiv und mit internationalem Ansatz gemanagt werden. Denn wir leben in einer Zeit, wo wir anders als in anderen Phasen wieder eine negative Korrelation zwischen Aktien und Anleihen haben. Das heißt, Anleihen sind allein deshalb schon ein wichtiger Bestandteil im Portfolio, weil sie ein höheres Risikobudget für Aktien erlauben. Hinzu kommen Erträge aus weltweit unterschiedlichen Zinsstrukturkurven.

Klaus-Dieter Erdmann: Wenn wir uns die Strategien ansehen, die unter der Bezeichnung wie Absolute Return oder Hedgefonds light an den Markt gebracht wurden, gibt es prominente Beispiele von Anbietern, die hier seit dem Jahresanfang keine gute Figur machen. Unter medienwirksamem Getöse wurde im vergangenen Jahr der klassische Mischfonds schon abgeschrieben. Insbesondere ein prominenter Anbieter von Absolute-Return-Dachfonds hatte sich so positioniert. Angesichts des jüngsten Drawdowns seiner Fonds frage ich mich aber, wie schlüssig dessen Argumentation ist. Es gibt darüber hinaus diverse Fonds aus dem Bereich Long-short-Equity, die Anfang des Jahres den Bullen zu stark geritten haben und gerade in den schwierigen ersten drei Monaten dieses Jahres erheblich mit nach unten gerauscht sind.

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