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in RisikomanagementLesedauer: 5 Minuten

Vermögensverwalter Stefan Wallrich Daumen hoch für Volatilitätsstrategien

Stefan Wallrich, Vorstand des Vermögensverwalters Wallrich Asset Management
Stefan Wallrich, Vorstand des Vermögensverwalters Wallrich Asset Management | Foto: Wallrich Asset Management

Schlechter hätte es für Short-Volatilitätsstrategien nicht kommen können: Zunächst sorgte die Corona-Pandemie für einen der schnellsten und heftigsten Börsencrashs aller Zeiten - und von der anschließenden Erholung profitierten sie aufgrund des zwischenzeitlich eingetretenen Verfallstermins letztlich nur unterproportional. Praktisch alle auf Leerverkäufe von Put-Optionen spezialisierte Investmentansätze haben in den vergangenen Monaten per Saldo deshalb deutliche Verluste erlitten.

Die Überlegungen, die hinter dem Eingehen ungedeckter Stillhalterpositionen stehen, sowie der Nutzen dieser Vorgehensweise sind damit jedoch keineswegs hinfällig geworden. Ganz im Gegenteil: Die Perspektiven von Short-Volatilitätsstrategien, die im Fachjargon auch als Put Write-Strategien bezeichnet werden, haben sich durch die deutlich gestiegenen impliziten Volatilitäten erheblich verbessert. Diese Einschätzung gilt nicht nur auf kurze Sicht, sondern auch mittel- bis langfristig. Um dabei nicht erneut einer Kapitalmarktsituationen wie im Rahmen der Corona-Krise „schutzlos“ ausgesetzt zu sein, empfiehlt es sich allerdings, Short-Volatilitätsstrategien um einen Mechanismus zu ergänzen, der eine Absicherung in Extremsituationen bietet.

Wie lassen sich Volatilitätsstrategien absichern?
Bei der strukturierten Vermögensverwaltung muss es darum gehen, möglichst viele voneinander weitestgehend unabhängige Performancequellen zu erschließen, was wir als Rendite-Diversifizierung bezeichnen. Als eigenständige Assetklasse erwirtschaftet die implizite Volatilität in Form von Risikoprämien laufende Erträge. Diese weisen zur Entwicklung der Aktien- und Rentenmärkte nur eine sehr geringe - häufig sogar negative - Korrelation auf, weshalb entsprechende Finanzprodukte gerade bei institutionellen Anlegern als ergänzender Portfoliobestandteil zunehmend an Bedeutung gewinnen.

Dabei sprechen insbesondere zwei Aspekte für eine risikoadjustierte Überrendite von Put Write-Strategien, also dem Verkauf ungedeckter Put-Optionen. Zum einen liegt die implizite Volatilität, die für die Höhe von Optionsprämien maßgeblich mitverantwortlich ist, im langfristigen Mittel systematisch über der tatsächlich realisierten Volatilität. Und zum zweiten stellen Puts im übertragenen Sinn „Versicherungsprodukte“ dar, mit denen sich Marktteilnehmer gegen größere Rückschläge an den Aktienmärkten absichern können. Dafür sind Investoren dazu bereit, abhängig von der aktuellen Risikoeinschätzung und der eigenen Risikotragfähigkeit an den Stillhalter eine mehr oder weniger hohe Volatilitäts-Risikoprämie zu zahlen.

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Besonders für Out-of-the-money-Puts, die sich als „Versicherung mit Selbstbeteiligung“ umschreiben lassen, besteht deshalb eine ausgeprägte Nachfrage, die sich in unruhigen Börsenphasen nochmals stark erhöht. Beide Aspekte führen zu Optionsprämien, mit denen sich das ex post realisierte Aktienmarktrisiko langfristig überkompensieren lässt.

Langfristig höhere Prämien
Mit dem Corona-Crash sind die Volatilitäts-Risikoprämien auf den höchsten Stand seit der Lehman-Pleite und der daraus resultierenden Weltfinanzkrise gestiegen. So ist der VStoxx auf über 85 Punkten (orangene Linie im Chart) nach oben geschnellt. Der langjährige Durchschnitt liegt dagegen bei Werten zwischen 15 und 20, Anfang 2020 war es sogar noch etwas weniger.

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