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Vermögensverwalter Stefan Wallrich So können Anleger Aktien-Investments absichern

Stefan Wallrich: Der Vorstand beim Frankfurter Vermögensverwalter Wallrich Wolf Asset Management erklärt, wieso auch sicherheitsorientierte Anleger nicht auf Aktien oder aktienähnliche Investments verzichten müssen.
Stefan Wallrich: Der Vorstand beim Frankfurter Vermögensverwalter Wallrich Wolf Asset Management erklärt, wieso auch sicherheitsorientierte Anleger nicht auf Aktien oder aktienähnliche Investments verzichten müssen. | Foto: Wallrich Wolf Asset Management

Trotz stark reduzierter Wachstumserwartungen haben sich die Aktienmärkte in den vergangenen Monaten weitestgehend von ihrer besten Seite gezeigt. Die Grundstimmung der Anleger hat sich gegenüber Ende 2018 deutlich aufgehellt. Die verschiedenen politischen und wirtschaftlichen Unsicherheiten (Brexit, Europawahlen, Handelskonflikte, …) sind damit aber natürlich nicht vom Tisch, wie die letzten Tweeds Trumps eindrücklich gezeigt haben. Vielmehr nimmt auf dem erhöhten Niveau die Gefahr für Rückschläge wieder zu. Um in einem solchen Fall schnell reagieren zu können, sollten sich aktiv agierende Privatanleger frühzeitig mit den verschiedenen Absicherungsmöglichkeiten ihres Aktienbestands auseinandersetzen.

Automatische Aktienverkäufe

Eine Möglichkeit ist dabei das Setzen sogenannter Stopp-Loss-Kurse. Erfolgt die Berührung oder das Unterschreiten der gewählten Schwelle, kommt es automatisch zu einem Verkauf der jeweiligen Aktie zum nächsten Bezahlt-Kurs. Wird der Abstand hierbei zu knapp gewählt, kann dies bei stärkeren Schwankungen allerdings schnell auch ungewollte Veräußerungen zur Folge haben. Bei größerem Abstand sind bis zum Auslösen der Order dagegen höhere Verluste möglich. Zudem sind Anleger bei einem Verkauf in jedem Fall von einer späteren Kurserholung abgeschnitten. Gerade bei Titeln, von deren positiver Entwicklung der Investor überzeugt ist – und nur solche sollten sich schließlich im Depot befinden – stehen wir der Erteilung von Stopp-Loss-Orders deshalb kritisch gegenüber.

Absicherungsumfang bestimmen

Sinnvoller erscheint es da, den Aktienbestand als Ganzes abzusichern. Dann bleibt auch die Depotstruktur erhalten. Bei einem Portfolio aus deutschen Standardwerten kann dies mit klassischen Verkaufsoptionsscheinen oder Turbo-Short-Produkten (Knock-out-Zertifikate short) auf den deutschen Aktienindex geschehen. Bei vielen europäischen Titeln im Depot kommt der Euro Stoxx 50 als Underlying in Frage. Dabei zeichnen sich Short-Turbos im Vergleich zu Put-Optionsscheinen insbesondere dadurch aus, dass bei ihnen praktisch kein Zeitwertverlust entsteht. Zudem haben zu- oder abnehmende Volatilitäten beim Basiswert nur einen sehr geringen Einfluss auf die Preisbildung der Produkte. Die Kursentwicklung von Turbos ist damit transparent und leicht nachvollziehbar. Entsprechend einfach lässt sich auch die zur Teil- oder Vollabsicherung eines Aktiendepots benötigte Stückzahl berechnen.

Um beispielsweise ein Portfolio mit deutschen Blue Chips im Wert von 300.000 Euro abzusichern, muss der Betrag lediglich durch den aktuellen Dax-Stand geteilt und anschließend mit der zur Absicherung „eines Dax“ benötigten Anzahl an Scheinen multipliziert werden. Bei einem Indexwert von aktuell um die 11.900 Zähler sind zur vollständigen Absicherung beim üblichen Bezugsverhältnis von 100:1 (um einmal den Index abzusichern werden 100 Scheine benötigt) somit genau  2.521 Short-Turbos erforderlich. Soll das Depot nur zur Hälfte abgesichert werden, sind es 1.261.

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Neutralisierung der Depotentwicklung

Beachtet werden muss beim Rückgriff auf Turbo-Produkte allerdings die Knock-out-Gefahr. Wird die Barriere verletzt, platzt der Hedge und das Depot steht wieder ohne Schutz da. Anleger, die den Markt nicht kontinuierlich verfolgen und bei einem Knock-out nicht sofort eine neue Absicherung aufbauen können, sollten deshalb einen etwas größeren Abstand zwischen Barriere (Strikelevel) und aktuellem Indexstand wählen, wodurch allerdings ein entsprechend großer Kapitaleinsatz erforderlich wird.

Zu berücksichtigen ist zudem, dass Aktienbesitzer mit Short-Turbos für den abgesicherten Depotanteil immer eine vollkommen neutrale Position zum Markt einnehmen. Von Gewinnchancen sind sie damit gänzlich abgeschnitten. Ein Hedge mit Short-Turbos bietet sich deshalb insbesondere dann an, wenn der Anleger größere Kurssteigerungen in näherer Zukunft kategorisch ausschließen kann oder der Verzicht auf Gewinne im Absicherungszeitraum bewusst in Kauf genommen werden soll.

Bildlich gesprochen, wird das Depot mit diesen Produkten ganz oder teilweise auf „Stand by“ gesetzt. Positive und negative Wertentwicklungen der Aktienpositionen werden vollständig neutralisiert. Verliert der Aktienanteil im obigen Beispiel 25.000 Euro an Wert, wird sich der Kurs der Short-Turbos um jeweils knapp zehn Euro erhöhen und vice versa.

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