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Vermögensverwalter Thomas Buckard „Helikopter-Geld wäre einen Versuch wert“

Südkoreas Premierminister Chung Sye-kyun (2. v. re.) spricht mit Vertretern einer Grundschule in Seoul: Angesichts des weltweit grassierenden Corona-Virus rät Vermögensverwalter Thomas Buckard, sich auf unkonventionelle Maßnahmen von Regierungen einzustellen.
Südkoreas Premierminister Chung Sye-kyun (2. v. re.) spricht mit Vertretern einer Grundschule in Seoul: Angesichts des weltweit grassierenden Corona-Virus rät Vermögensverwalter Thomas Buckard, sich auf unkonventionelle Maßnahmen von Regierungen einzustellen. | Foto: imago images / ZUMA Wire
Thomas Buckard
Foto: MPF

Die USA schnüren zur Unterstützung ihrer Wirtschaft ein Hilfspaket mit einem Volumen von 1,2 Billion US-Dollars, also 1.200 Milliarden US-Dollar. Soviel Geld stellte Washington selbst während der Weltfinanzkrise nicht zur Verfügung. Zum Vergleich: Das entspricht in etwa einem Drittel des deutschen Bruttoinlandsprodukts.

Verschiedene Medien berichten, dass Millionen von Amerikanern einen Scheck in Höhe von 1.000 Dollar bekommen sollen. Möglicherweise soll später ein zweiter folgen. Finanzminister Steven Mnuchin sagte dazu: „Die Amerikaner brauchen jetzt Cash. Und der Präsident will jetzt Cash geben. Und wenn ich jetzt sage, meine ich: innerhalb der nächsten zwei Wochen.“

Die Ankündigung der US-Regierung macht durchaus Sinn. Denn gerade die amerikanische Wirtschaft basiert auf dem Konsum der Verbraucher. Er ist für rund 70 Prozent des Bruttoinlandsprodukts verantwortlich. Damit das Helikopter-Geld die gewünschte Wirkung zeigt, müssen allerdings zwei Voraussetzungen erfüllt sein. Erstens: Die Schecks müssen zeitlich begrenzt sein, also nach drei oder sechs Monaten verfallen. Sonst geben viele Menschen das Geld nicht aus, sondern legen es auf die hohe Kante, um beispielsweise Verluste an der Börse ein wenig auszugleichen. Und zweitens müssen die Geschäfte überhaupt noch geöffnet haben. Wenn wie in Europa zurzeit außer bei Supermärkten, Apotheken und Tankstellen weitgehend ein Shutdown herrscht, helfen auch kostenlos verteilte Schecks nicht, den Konsum wieder anzuregen.

Helikopter-Geld auch in Europa

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Es ist sehr gut vorstellbar, dass auch in der EU schon bald entsprechende Vorschläge auf den Tisch kommen. Denn Überbrückungskredite werden voraussichtlich nicht reichen, um die wirtschaftlichen Folgen der Covid-19-Pandemie zu begrenzen. Denn sie müssen irgendwann zurückgezahlt werden. Und im Gegensatz zu Steuersenkungen wirkt Helikopter-Geld unmittelbar. Außerdem nutzen Steuersenkungen Menschen aus dem Hotel- oder Gaststättengewerbe herzlich wenig, wenn sie arbeitslos werden. Bundesfinanzminister Olaf Scholz kündigte bereits Konjunktur-Programme an. Darunter würden auch die kostenlosen Geldgeschenke an die Verbraucher fallen.

Die Idee stammt ursprünglich von Milton Friedman. Der US-amerikanischen Wirtschaftswissenschaftler skizzierte sie Ende der 60er-Jahre in seinem berühmten Essay „The Optimum Quantity of Money“. Später liebäugelte der frühere Chef der amerikanischen Notenbank, Ben Bernanke, mit Helikopter-Geld. Er hielt es für ein geeignetes Konzept, um Deflation zu bekämpfen. Auch der ehemalige EZB-Chef Mario Draghi hatte früher einmal die Helikoptergeld-Idee als "sehr interessant" bezeichnet.

Helikopter-Geld bereits Realität

Die Regierung von Hongkong kündigte bereits Ende Februar an, an jeden Bürger der Sonderverwaltungszone 10.000 Hongkong-Dollar zahlen zu wollen. Das entspricht knapp 1.200 Euro. Ziel ist es auch hier, die wirtschaftlichen Folgen der monatelangen Proteste und der Lungenkrankheit zu bekämpfen.

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