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Vermögensverwalter Thomas Buckard Was eine Rezession für die Finanzmärkte bedeutet

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Rückläufige Unternehmensgewinne

Kein Wunder, dass die deutschen Unternehmen angesichts dieses Umfelds reihenweise ihre Umsatz- und Gewinnprognosen senken. Nach Berechnungen der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft EY hat gut jedes sechste Unternehmen aus dem Prime Standard im ersten Halbjahr 2019 eine Umsatz- oder Gewinnwarnung rausgegeben.

Das ist der höchste Wert seit dem Ende der Wirtschafts- und Finanzkrise vor zehn Jahren. Fast alle Unternehmen, die ihre Prognosen gekappt haben, erzielen das Gros ihres Umsatzes im Ausland und leiden daher besonders unter den eskalierenden Handelsstreitigkeiten.

Zum negativen konjunkturellen Umfeld kommen noch die politischen Krisenherde - vor allem das Brexit-Theater in Großbritannien und der Atomstreit mit dem Iran. Aus Sicht der Aktienanleger ist derzeit eigentlich nur die weltweit lockere Geldpolitik der Notenbanken positiv zu werten. Damit stehen sich aktuell mit den sinkenden Unternehmensgewinnen und der preiswerten Liquidität die beiden wichtigsten Einflussfaktoren von Aktien unversöhnlich gegenüber.

In diesem Spannungsfeld und angesichts der immer noch hohen Kursniveaus sollten Anleger bei Aktien sicherlich einen Gang runterschalten. Konkret bedeutet das, die Cashquote etwas zu erhöhen, um bei möglichen Korrekturen preiswerter nachkaufen zu können, und weiter bestehende Bestände abzusichern. Von einem Ausstieg auf breiter Front ist allerdings abzuraten. Erstens gibt es kaum rentierliche Alternativen zu Aktien. Und zweitens kann es viel Rendite kosten, nicht oder zumindest stark unterinvestiert zu sein.

Nach der Berechnung von J.P. Morgen Asset Management halbiert es in der Regel die Gewinne, wenn Investoren in einem Zeitraum von 20 Jahren die zehn besten Handelstage verpasst haben. Sind sie bei den 30 Tagen mit den höchsten Kursanstiegen nicht dabei, kostet das sogar den vollständigen Ertrag. Timing-Strategien sind also kaum erfolgreich umsetzbar.

Schließlich könnten die Aktienmärkte auch wieder anspringen, wenn sich die Konjunktur nur etwas weniger schlecht entwickelt als derzeit erwartet. Davon würden in erster Linie zyklische Werte profitieren. Diese sind derzeit fast so ausgebombt wie in der zurückliegenden Wirtschafts- und Finanzkrise. Aber wir reden heute von einer ganz normalen Rezession und nicht von einem drohenden Kollaps der Weltwirtschaft. Hier besteht also durchaus positives Überraschungspotenzial.

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