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Vermögensverwalter Thomas Heidel „EU ist bei Zollverhandlungen mit den USA in misslicher Lage“

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Auch bei den von Trump ins Spiel gebrachten Zöllen auf Autos beträgt der Importzoll der EU zehn Prozent, der Importzoll der USA nur 2,5 Prozent. Die USA waren im vergangenen Jahr mit einem Warenverkehr auf 631 Milliarden Euro, beziehungsweise mit einem Anteil von knapp 17 Prozent der wichtigste Handelspartner der Europäischen Union. Knapp dahinter auf Rang zwei liegt China mit 573 Milliarden Euro beziehungsweise 15,3 Prozent. Deutschland steht schon seit Jahren wegen seines hohen Außenhandelsüberschusses in der Kritik.

Trumps Maßnahmen richten sich vor allem gegen China

Für das Jahr 2017 beträgt der Überschuss im Handel von Waren und Dienstleistungen 184 Milliarden Euro. Als Grund für den hohen Exportüberschuss wird zum einen die zu geringe Binnennachfrage durch die niedrige Lohnentwicklung in Deutschland angeführt. Zum anderen hat seit der Einführung des Euros Deutschland vom eher schwachen Euro profitiert und deswegen an internationaler Wettbewerbsfähigkeit gewonnen. Aber deutsche Waren „Made in Germany“ waren auch schon in Zeiten der harten D-Mark sehr gefragt. Die Verhandlungsführer von Deutschland und der EU waren insoweit erfolgreich, als die 28 EU-Mitgliedsstaaten vorerst von den Strafzöllen auf Aluminium und Stahl ausgenommen sind.

Die Maßnahmen von Donald Trump zielen in erster Linie auf China, da im Handel mit Gütern und Dienstleistungen dort auch mit weitem Abstand das größte Defizit (ungefähr zwei Drittel des gesamten Minussaldos) erzielt wird. Trump drohte mit Zöllen auf chinesische Waren in der Höhe von bis zu 60 Milliarden Dollar. Die Forderungen von Trump an China fallen neben den Strafzöllen, wobei China bei Stahl der größte US-Lieferant ist und bei Aluminium an zweiter Stelle steht, drastischer aus. Das Handelsdefizit mit China soll sofort um 100 Milliarden Dollar reduziert werden.

Bedrohung für deutsche Unternehmen

Die Reaktionen von China sind bisher sehr gemäßigt ausgefallen. China drohte mit einer Zollerhebung für US-Schweinefleisch, Stahlrohre, Früchte und Wein im Umfang von drei Milliarden US-Dollar. China will den Handelsstreit nicht eskalieren lassen und die Atmosphäre für Verhandlungsgespräche mit den USA nicht belasten. Die Chinesen könnten zum Beispiel US-Agrarprodukte wie Sojabohnen ins Visier nehmen und ihre Flugzeugflotte künftig beim europäischen Boeing-Konkurrenten Airbus vergrößern. China besitzt aktuell höhere Handelsschranken als die EU oder die USA.

Auch für Deutschland sind die USA der wichtigste Exportpartner, danach kommen auf Platz zwei Frankreich und auf Platz drei China. Mehr als ein Viertel der deutschen Exporte in die USA betreffen Autos und Autoteile. Gerade für die deutschen Unternehmen, deren Geschäftsmodell auf offenen Märkten beruht und die sehr exportorientiert arbeiten, stellt ein eventueller Handelskonflikt mit den USA oder der möglicherweise durch eine Eskalation der Handelsstreitigkeiten ausgelöste Trend zur Verschiebung der internationalen Warenströme eine ernsthafte Bedrohung für die zukünftige Umsatz- und Gewinnentwicklung dar.

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