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Vermögensverwalter über Corona-Krise Inflation statt Deflation

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Doch die Preisentwicklung könnte im weiteren Zeitablauf drehen. Neben den Einschränkungen bei der Produktion und bei verschiedenen Dienstleistungen werden Lieferketten aufgrund der Erfahrungen mit der Pandemie neu aufgestellt. Ob Medikamente wie Paracetamol oder Gesichtsmasken künftig weiter fast ausschließlich aus China kommen, darf bezweifelt werden. Auch die Autoindustrie dürfte sich umorientieren.

Diese Deglobalisierung hat eigentlich schon mit der weltweiten Finanzkrise 2008 eingesetzt. Jetzt könnte sie durch die Lungenkrankheit noch einmal beschleunigt werden. Das wirkt preissteigernd, weil ein Arbeiter in der Automobilproduktion beispielsweise in Ungarn oder Polen mehr verdient als in China.

Schließlich ist auch der Fachkräftemangel nicht vom Tisch, auch wenn das Thema derzeit verständlicherweise kaum jemanden interessiert. Es hat sich aber auch durch Corona nicht geändert, dass die Baby-Boomer zunehmend in Rente gehen. Und der Absturz des Ölpreises könnte zeitlich recht begrenzt sein.

In der Industrie herrscht derzeit weitgehend ein Investitionsstopp. Vielmehr hat sich beispielsweise in den USA laut Baker Hughes die Zahl der Bohrtürme in nur einer Woche um 12 Prozent vermindert. Auf Sicht eines Jahres hat sich die Zahl sogar mehr als halbiert. In den Vereinigten Staaten stehen vor allem die Produzenten von Schieferöl und -gas unter einem enormen Druck, weil sie auf dem derzeitigen Preisniveau nicht einmal das nötige Geld für Zinsen und Tilgung ihrer hohen Schulden verdienen.

Gleichzeitig gilt seit Anfang Mai die Produktionskürzung der Opex+-Staaten, die sich immerhin auf 10 Prozent der weltweiten Förderung beläuft. Das Angebot von Öl dürfte also schon bald spürbar sinken.

Notenbanken halten Füße still

In Summe könnten die verschiedenen genannten Preistreiber in Zukunft durchaus wieder für Inflation sorgen. Dabei ist es möglich, dass nicht nur die Vermögenspreise, sondern auch die Verbraucherpreise steigen. In einem solchen Szenario würden die Notenbanken wohl lange Zeit nicht eingreifen. Sonst würden sie Gefahr laufen, die Konjunktur zusätzlich zu belasten.

Außerdem scheint Inflation das einzige Mittel, um künftig die steigenden Staatsschulden zumindest real wieder abzubauen. Die Schlussfolgerungen für die Anleger liegen auf der Hand. Gegen eine steigende Inflation schützen erfahrungsgemäß Sachwerte am besten, also Unternehmensbeteiligungen in Form von Aktien und Gold. Auch oder gerade in Zeiten von Corona.

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