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in Corona-KriseLesedauer: 3 Minuten

Vermögensverwalter über Dax-Rally Anleger sind zu optimistisch

Bulle vor der Börse Frankfurt: Die EZB dreht die Geldhähne auf.
Bulle vor der Börse Frankfurt: Die EZB dreht die Geldhähne auf. | Foto: Imago Images / Reiner Zensen

Eine Erholung der Märkte war sicherlich zu erwarten, denn 8.000 Punkte im Dax im Zuge des Ausverkaufs im März waren natürlich eine Übertreibung. Es scheint allerdings, als ob der Optimismus etwas überhandnimmt. Der 200 Tage-Durchschnitt wurde bereits überschritten. Es schwingt eine gehörige Portion Hoffnung im Markt mit, deshalb dürfte eine Korrektur bevorstehen.

Die Verbraucherpreise sind in den vergangenen Wochen teilweise deutlich gestiegen. Für manche Güter gibt es Lieferengpässe, da sich das soziale Leben der Menschen aufgrund der noch immer geltenden Distanzregeln verändert hat. In Europa fehlen Saisonarbeiter für die Ernte. In den USA werden Burger knapp, weil Arbeiter in den Fleischbetrieben Corona-bedingt ausfallen. Auf kurze Sicht ist es durchaus denkbar, dass die Preise zunächst wieder fallen, denn Menschen, die sich in Kurzarbeit befinden oder ihren Job ganz verloren haben, werden ihren Konsum erst einmal einschränken müssen.

Der gesunkene Ölpreis wirkt zusätzlich deflatorisch. Trotz der jüngsten Erholung notiert der Energierohstoff noch deutlich tiefer als vor einem Jahr. Notenbanken drehen die Geldhähne auf, EZB, Fed und Co. spülen Liquidität in einem bislang ungekannten Ausmaß in die Finanzmärkte.

Allein in Europa belaufen sich die zusätzlichen Anleihekäufe bis zum Jahresende auf 750 Milliarden Euro. Die amerikanischen Geldhüter haben sogar auf eine Obergrenze ganz verzichtet. Im April kaufte die Fed für 931 Milliarden Dollar amerikanische Staatsanleihen. Das entspricht 12 Prozent der gesamten Staatsausgaben der USA im vergangenen Jahr. Dazu kommen die gigantischen Hilfs- und Rettungspakete der Regierungen, die im Gegensatz zum Notenbankgeld nicht in den Finanzsektor fließen, sondern Liquidität in die Realwirtschaft spülen.

Riesige Geldsummen treffen auf ein – Corona-bedingt – begrenztes Angebot. Das dürfte dann die Inflationsraten wieder ansteigen lassen. Wir haben uns – ohne nennenswerte Korrektur – rund 50 Prozent von den Tiefständen nach oben entwickelt. Das führt zu einer gewissen Sorglosigkeit, die aktuell bereits wieder in Risikofreude umschlägt.

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Das passt insofern zur Verhaltensänderung vieler Bürger, die es mit den Abstandsregeln und Maskenpflichten nicht mehr so genau nehmen. Bisher hat das noch nicht zu einem Anstieg der Infektionen geführt. Wenn wir sehen sollten, dass es aufgrund zunehmender Covid19-Erkrankungen zu (partiellen) Lockdown-Beschlüssen kommt, würde das die Börse wieder massiv treffen.

Bleiben uns ein erneuter Lockdown erspart, könnten wir nach einer zwischenzeitlichen Korrektur bis Jahresende noch etwas weiter Boden gutmachen. Erst in den kommenden Monaten wird sich zeigen, wie stark die Industrie und der Dienstleistungssektor wieder hochfahren können. In verschiedenen Bereichen ist schon heute absehbar, dass das Vorkrisenniveau bis auf Weiteres nicht erreicht werden kann.

Dabei ist es möglich, dass nicht nur die Vermögenspreise, sondern auch die Verbraucherpreise steigen. In einem solchen Szenario wären den Notenbanken wohl die Hände gebunden, da ansonsten die Konjunktur zusätzlich belastet würde. Außerdem scheint (eine moderate) Inflation das einzige Mittel, um künftig die steigenden Staatsschulden zumindest real wieder abzubauen.

Fazit: Es wäre falsch, sich von der optimistischen Stimmung in die Märkte hineinziehen zu lassen. Wir haben vor zwei Wochen gesehen, wir schnell die Märkte wieder korrigieren können. Deshalb wäre es klug, zurzeit eher etwas Rahm abzuschöpfen, anstatt Vollgas zu geben. Die langfristigen Schlussfolgerungen für die Anleger dagegen liegen auf der Hand: Gegen eine steigende Inflation schützen erfahrungsgemäß Sachwerte am besten, also Unternehmensbeteiligungen in Form von Aktien und Gold. Auch oder gerade in Zeiten von Corona.

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