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Aktualisiert am 20.03.2020 - 17:43 Uhrin GeldpolitikLesedauer: 5 Minuten

Vermögensverwalter über Epidemie Warum die Aktienkurse trotz Coronavirus steigen

Touristen mit Schutzmasken in Mailand: Die Angst vor einer Ausbreitung des Virus in Europa steigt.
Touristen mit Schutzmasken in Mailand: Die Angst vor einer Ausbreitung des Virus in Europa steigt. | Foto: imago images / Matteo Gribaudi

Wenn es um mögliche Effekte einer Pandemie auf die Kapitalmärkte geht, liegt der Vergleich mit dem 2003 ausgebrochenen Sars-Virus liegt nahe, stammt das aktuell umgehende Virus Covid doch aus der gleichen Gruppe der Coronaviren wie Sars und auch Mers. Der aktuelle Virus wird als ansteckender, aber aufgrund der bisher geringeren Mortalitätsrate weniger gefährlich eingestuft. Außerdem scheint die chinesische Regierung heute schneller und auch kooperativer zu reagieren und hatte das Ausbruchsgebiet nach eigenen Angaben relativ schnell abgeschirmt.

Da der Sars-Ausbruch 2003 nur vorübergehende Auswirkungen auf Wirtschaft und Aktienkurse hatte, das chinesische Wirtschaftswachstum sank seinerzeit nur in einem Quartal von 11,1 auf 9,1 Prozent, kann man zunächst davon ausgehen, dass die Auswirkungen auch dieses Mal überschaubar und zeitlich begrenzt ausfallen werden.

Das ist aber nicht der einzige Grund für die bisher ausgebliebene Panik. Hinzu kommt das unerschöpfliche Vertrauen der Anleger in die Allmacht der Zentralbanken. Die chinesische Notenbank stemmt sich mit aller Macht gegen die wirtschaftlichen Auswirkungen der Pandemie. Die PBoC pumpte Milliarden in den Kapitalmarkt. Mit Liquiditätsspritzen und Zinssenkungen erleichtert sie die Kreditvergabe an Unternehmen, und fiskalische Maßnahmen wie Nachlässe bei Steuer- und Sozialabgaben stützen die Wirtschaft zusätzlich.

Da in China noch weiterer finanzieller Spielraum besteht, rechnen Analysten sogar mit noch weiteren Schritten, sollten diese nötig sein. Das seit Jahren bestehende Problem der ausufernden Liquidität an den Finanzmärkten verschärft sich dadurch und der Anlagenotstand unterstützt die Kurse an den Kapitalmärkten – trotz absehbarer realwirtschaftlicher Probleme.

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Krisenwährungen verraten die Nervosität

Dass das Thema die Marktteilnehmer dennoch beunruhigt, zeigt sich an Risikoindikatoren wie beispielsweise den steigenden Volatilitätsindizes und Credit Spreads, höheren Edelmetallpreisen und der Stärke klassischer Fluchtwährungen. Der Goldpreis stieg seit Ausbruch der Epidemie in US-Dollar um fast 5 Prozent auf ein neues Rekordhoch, auch der Schweizer Franken gewann deutlich an Wert. Investoren flüchten in sichere Häfen und diversifizieren ihr Vermögen. Anders als bei bisherigen Krisen scheinen sie ihr Geld nicht aus Aktieninvestments abzuziehen, weil sie langfristig weiter steigende Kurse erwarten.

Die zunehmende Verbreitung des Virus bereitet aber nicht nur Medizinern immer mehr Sorgen. Eine Einschätzung der Ausbreitung fällt immer noch äußerst schwer. Auch weil die Berechnungsmethode zur Anzahl der Neuinfektionen bereits zum zweiten Mal geändert wurde. Nachdem sich nach der ersten Anpassung ein sprunghafter Anstieg der Neuinfektionen ergab, sanken diese nun überraschend.

Investoren konzentrieren sich deswegen zunehmend auf entstehende realwirtschaftliche Auswirkungen. Doch es mangelt auch an zuverlässigen Konjunkturprognosen. Derzeit rechnet man mit einem Rückgang der Weltkonjunktur um bis zu 0,3 Prozentpunkten. Doch je länger die Situation anhält, desto stärker die Folgen. In erster Linie wird China mit den Folgen des Virus zu kämpfen haben, aber erhebliche Auswirkungen auf die Weltwirtschaft sind absehbar. Denn anders als 2003 steht die chinesische Wirtschaft heute für 17 und nicht mehr wie damals nur für 4 Prozent der globalen Wirtschaft.

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