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Aktualisiert am 27.01.2020 - 14:18 Uhrin DeutschlandLesedauer: 4 Minuten

Vermögensverwalter über Rekordüberschuss Deutschlands Sparwut schadet der Wirtschaft

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Kaum Unterstützung für die Industrie

Die Sparwut der deutsche Politiker geht jedoch nicht nur zu Lasten der Infrastruktur, sondern beeinträchtigt zunehmend auch die internationale Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Industrie. Kaum ein Tag vergeht, an dem nicht die Parade-Branche, die Automobilhersteller und ihre Zulieferer, ankündigen, umfangreich Stellen abzubauen.

Während China in den vergangenen Jahren massiv die Elektromobilität durch staatliche Investitionen gepusht hat, hat der deutsche Staat erst 2019 angefangen, hier nennenswerte Unterstützungen anzubieten. Bei der Künstlichen Intelligenz (KI) zeigt sich kein besseres Bild. Allein der Großraum Shanghai fördert KI in den kommenden Jahren mit umgerechnet 15 Milliarden Dollar. Im Bundeshaushalt sind dafür gerade einmal 500 Millionen Euro, also umgerechnet rund 550 Millionen Dollar, pro Jahr vorgesehen. Die Elektromobilität und KI sind nur zwei Felder von mehreren, bei denen Deutschland droht, den internationalen Anschluss zu verlieren.

Neue Staatsschulden sind wünschenswert

Vor diesem Hintergrund würde es sehr viel mehr Sinn machen, dass der Staat zusätzliche Mittel aufnimmt, um die deutsche Infrastruktur wieder auf Vordermann zu bringen sowie die Schlüssel- und Zukunftsindustrien wirksam zu unterstützen oder wenigsten zu entlasten. Nicht umsonst fordert Michael Hüther, Chef des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW), ein Investitionsprogramm mit einem Volumen von mindestens 450 Milliarden Euro.

Angesichts der Niedrig- beziehungsweise Negativzinsen und der ungebrochenen Nachfrage der privaten Anleger nach vermeintlich sicheren Kapitalanlagen, wäre die Finanzierung für den deutschen Staat problemlos zu stemmen. Die USA haben beispielsweise nach dem Zweiten Weltkrieg gezeigt, dass der Abbau neuer Schulden in der Folgezeit durchaus machbar ist: Das gelingt vor allem durch ein nennenswertes Wirtschaftswachstum und Inflation. Das deutsche Bruttoinlandsprodukt ist 2019 nach vorläufigen Angaben des Statistischen Bundesamts gerade einmal um 0,6 Prozent gewachsen. Es besteht Handlungsbedarf.


Über den Autor:
Joachim Paul Schäfer ist nach verschiedenen Stationen bei der US-Investmentbank Prudential-Bache seit 1996 bei der PSM Vermögensverwaltung als Partner tätig.

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